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1136 - Das Blut der Bernadette

1136 - Das Blut der Bernadette

Titel: 1136 - Das Blut der Bernadette
Autoren: Jason Dark
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Mädchen war kaum etwas zu hören. Hin und wieder ein scharfes Atmen oder Stöhnen, das war alles.
    Zum Abschied hatte Bernadette versprochen, daß sie zurückkehren würde. Sicherlich nicht als Freundin. Sie hatte zudem noch zu tun, wie sie selbst sagte, denn John mußte noch gefunden werden.
    Natürlich hatte Jane versucht, sich zu befreien. Es war ihr nicht gelungen. Die beiden Lederriemen spannten sich quer über ihren Körper. Einmal dicht unter ihrem Hals und zum zweiten unter den Brüsten her, wobei sie auch noch die Arme festklemmten und diese hart an den Körper drückten.
    Jane hatte versucht, sie anzuziehen. Es war ihr nicht gelungen. Die Riemen waren hart wie Stahl und ließen sich weder nach oben noch nach unten bewegen.
    Jane Collins hatte das Rätsel des Klosters oder des Heims gelöst. Es brachte ihr nicht viel, daß sie wußte, weshalb die Mädchen hier hinter den dicken Mauern erzogen wurden. Sie waren dazu da, um ihr Blut abzugeben.
    Jane versuchte, die Zeit zu schätzen, die seit dem Verschwinden der Oberin vergangen war. Es fiel ihr nicht leicht. Das konnten drei, aber auch zehn Minuten sein. Das Zeitgefühl ging in dieser Umgebung verloren.
    Jane wollte nicht, daß Polly weinte und sich dabei noch tiefer in ihr Schicksal ergab. In einer Schluchzpause sprach die Detektivin die junge Frau an.
    »Hörst du mich, Polly?«
    Zuerst zog sie die Nase hoch. »Klar, schon.«
    Jane versuchte, ihr etwas Hoffnung zu geben und sagte deshalb: »Es hat keinen Sinn, wenn du dich jetzt in dein Schicksal ergibst. Wir sind nicht allein, daran solltest du denken. Es gibt noch einen John Sinclair. Der läßt uns nicht im Stich.«
    »Er weiß doch nichts.«
    »Keine Sorge, John ist eine alter Hase. Du glaubst gar nicht, was der schon geschafft hat.«
    »Aber nicht hier.«
    »Doch, Polly, doch.« Jane hatte ihrer Stimme einen optimistischen Klang gegeben. Sie setzte darauf, daß Polly auch mitgerissen wurde, aber die Reaktion der jungen Frau deutete auf das Gegenteil hin.
    »Sie werden uns das Blut abnehmen«, flüsterte sie. »Sie werden es so machen wie bei den anderen. Das weiß ich genau, Jane. Da kannst du sagen, was du willst. Warum sollten sie bei uns einen Unterschied machen? Warum?«
    Jane ging nicht direkt auf die Frage ein und wollte wissen, ob Polly auch gewußt hatte, was hier unten ablief. »Nein, das habe ich nicht gewußt.«
    »Ehrlich nicht?«
    Die folgende Antwort klang gequält. »Ich bin nur einmal hier unten gewesen. Da waren die Betten unbelegt.«
    »Und? Hast du die Oberin nicht nach den Gründen dafür gefragt?«
    »Ja, das habe ich.« Sie legte eine kurze Pause ein und mußte wieder die Nase hochziehen. »Ich habe keine normale Antwort bekommen, Jane. Sie hat mir erklärt, daß hier im Keller die Ersatzbetten stehen, sollte mal mit den anderen etwas passieren. Das ist alles gewesen. Ich will auch nicht mehr darüber reden.«
    »Aber du warst ihre Vertraute.«
    »Nein!« widersprach Polly. »Nur die Sekretärin. Eine Hilfe, nicht mehr. Ich ahnte etwas. Aber Bernadette hat mich immer von diesem verdammten Keller ferngehalten. Ich durfte nie hin. Er war für mich tabu.«
    »Hast du wirklich nicht gemerkt, was mit den Mädchen passierte?«
    »Schon«, gab sie leise zu. »Ich habe es gesehen. Das heißt, ich habe sie gesehen, wenn sie morgens zum Unterricht erschienen. Manche waren kaputt und immer sehr bleich. Völlig übermüdet. Sie schliefen oft ein. Es sind immer nur wenige gewesen und dann niemals die gleichen.«
    »Hast du sie nie nach den Gründen gefragt?«
    »Doch. Aber sie sagten nicht die Wahrheit. Sie sprachen nur von einem schlechten Schlaf und bösen Träumen, und ich mußte mich damit zufriedengeben.«
    »Was ist mit dem anderen Lehrpersonal gewesen?«
    »Das gibt es nicht mehr.«
    »Bitte?«
    »Ja, die Oberin hat es entlassen.«
    »Wann ist das gewesen?«
    »Es liegt noch nicht lange zurück.«
    »Was waren das für Menschen, die hier gelehrt haben?« fragte Jane.
    »Sie gehörten alle zu ihr.«
    »Wie meinst du das?«
    »Sie waren Vertraute, glaube ich. Nur drei. Auch Nonnen oder Frauen, die in dieser Tracht herumliefen. Vielleicht wollten sie der Welt auch nur etwas vormachen. Ich habe da keine Ahnung. Bernadette hatte alles im Griff. Auch die Behörden. Zu ihnen besitzt sie einen guten Draht. Sie weiß genau, wie man sich verhalten muß, und sie hat sich das Image einer Wohltäterin aufgebaut. Ich habe das alles nicht richtig mitbekommen, weil ich mit Scheuklappen durch die
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