Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1136 - Das Blut der Bernadette

1136 - Das Blut der Bernadette

Titel: 1136 - Das Blut der Bernadette
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hoch. Es mußte dort etwas geben, sonst hätte Jane mich nicht darum gebeten, so nahe heran zu treten.
    Schon beim ersten Hinsehen fiel es mir auf. Es gab die freie Stelle zwischen dem Hosenbund und dem Rand des nach oben gezogenen Pullovers. Das Stück Haut war so breit wie eine Hand. Dicht über dem Bauchnabel sah ich das Zeichen. Ein Tattoo. Eingedrückt, eingeritzt. Der Umriß eines Gesichts, das schon mehr einer Fratze glich. Sie war häßlich, sie zeigte die Scheußlichkeit, die einen normalen Menschen anwiderte, und sie konnte durchaus ein Abbild des Teufels oder eines seiner Getreuen sein.
    Jane fragte: »Und? Was sagst du?«
    »Was willst du hören?«
    Sie trat dicht neben mich. »Deine Meinung zu diesem Tattoo!«
    Ich ging noch näher heran. Die Fratze eines Rhombus, eines auf die Spitze gestellten Vierecks.
    Oben und unten schmal. In der Mitte breiter. Dort war der Platz für die Augen, die Nase und den Mund, der schon mehr einem Maul glich, das offenstand.
    Ich untersuchte das Zeichen sehr genau, und mir fiel auf, daß auch Hilfslinien mit eingebaut waren.
    Ein senkrechter und ein waagerechter Strich.
    Ein Kreuz!
    Aber auf den Kopf gestellt. So jedenfalls sah ich, es. Wenn es so war, dann deutete das in eine bestimmte Richtung, die mir überhaupt nicht gefallen konnte, und dazu paßte auch die verdammte Fratze. Etwas rann wieder kalt über meinen Rücken hinweg, und der bittere Geschmack im Mund verstärkte sich.
    Jane Collins hatte mich in den letzten Sekunden nicht angesprochen. Erst als ich zurücktrat, hörte ich wieder ihre Stimme. »John, was sagst du?«
    Ich schaute zu Boden und beobachtete den Staub, der in der schalen Helligkeit flimmerte. »Ich weiß nicht, was du hören willst, Jane, aber wenn es ein Selbstmord gewesen ist, dann nur ein indirekter. Dann hat Rita etwas getan, wozu man sie zwang. Meine ich zumindest. Ich habe mir das Zeichen genau angesehen. Eine Fratze um ein auf den Kopf gestelltes Kreuz gemalt. Das kann eigentlich nur auf etwas Bestimmtes hindeuten. Satanismus.«
    »Ausgezeichnet. Weißt du nun, warum ich dich geholt habe? Hinter dieser Tat steckt mehr, als wir hier zu sehen bekommen. Ich denke, daß dies hier der erste Stich ins Wespennest gewesen ist. Die Tiere sind gestört worden, sie flattern hoch. Sie summen, und sie worden versuchen, uns zu stechen.«
    »Mehr teuflische Bienen, John.«
    »Auch das.«
    »Wir können sie nicht hängen lassen. Ich will das nicht. Auch wenn uns deine Kollegen Vorwürfe machen. Dieser Anblick ist einfach zu schlimm. Zudem ist das ein Fall für dich. So hast du die Verantwortung übernommen.« Jane hatte schnell und aufgeregt gesprochen. Der Tod dieser sehr jungen Frau nahm sie stark mit, und ein Zittern war bei ihr nicht zu übersehen.
    Ich holte schon die Kiste heran und stieg darauf. Bis zum schrägen Querbalken reichten meine Arme nicht, und deshalb mußte ich die Schlinge von Ritas Hals lösen.
    Jane war mir behilflich, indem sie die Beine des starren Körpers festhielt.
    Es war keine schöne Arbeit, und es war auch nicht einfach. Nur mit großer Mühe gelang es mir, die Schlinge zu lösen, so daß ich den Körper frei bekam.
    Ich hielt ihn fest. Jane stützte den starren Leib ebenfalls ab, dann legten wir Rita zu Boden. Ich konnte einfach nicht mehr in die verdrehten Augen schauten und sorgte dafür, daß sie geschlossen wurden. So verschwand ein Teil des Schreckens aus ihrem Gesicht.
    Der Körper war bereits kalt. Er mußte schon länger tot sein. Ich schaute mir die Haut an, die einen leicht gelblichen Farbton bekommen hatte. Sie roch auch schon.
    Als ich mich erhob und mich dann zu Jane Collins hin umdrehte, stand sie da und hatte die Hände zu Fäusten geballt.
    Die Augen standen offen, der Blick war ins Leere gerichtet, und ihre Lippen zuckten, aber sie sagte keinen Ton.
    Erst als sie meinen langen Atemzug hörte, sprach sie mich an. »Ich will und kann es nicht glauben, John, aber es ist wahr. Und eines schwöre ich dir. Ich will den oder diejenigen kriegen, die im Hintergrund lauern und dafür gesorgt haben, daß Rita stirbt. Ich will sie haben, verstehst du? Und du wirst mir dabei helfen.«
    »Versprochen. Nur weiß ich leider zuwenig über den Fall. Da müßtest du mich schon aufklären.«
    »Keine Sorge. Aber ich muß leider gestehen, daß ich nicht viel dazu beitragen kann.«
    »Laß uns nach unten gehen.« Ich wollte die Tote nicht mehr um mich haben, und für Jane war es sicherlich auch besser.
    Wir stiegen die Leiter hinab
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher