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1136 - Das Blut der Bernadette

1136 - Das Blut der Bernadette

Titel: 1136 - Das Blut der Bernadette
Autoren: Jason Dark
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Bernadette.«
    »Wie schätzt du sie ein?«
    Jane verzog den Mund. »Das ist schwer zu sagen. Sie ist sehr freundlich und verbindlich unverbindlich. Du ahnst, was ich damit sagen will, John. Sie sagt alles und nichts. Was sie für sich behalten will, das behält sie auch.«
    »Dann hat sie dir nichts gesagt?«
    »Doch. Aber ich konnte nichts damit anfangen. Sie erklärte mir, daß sich Rita sehr wohl gefühlt habe. Sie ist auch zum Unterricht gegangen. Man nahm sie auf, obwohl sie schon achtzehn ist. Man hat nicht viel gefragt, denn sie war ja erwachsen. Sie wollte arbeiten, helfen und lernen. So hat es mir die Oberin erzählt. Und dann hängt sie sich auf oder ist aufgehängt worden. Wie paßt das zusammen?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Eben.«
    Ich ging wieder in Richtung des Gegackers. »Weißt du, mit wem sie Kontakt gehabt hat? Wer ihre Freunde waren? Ich meine, bevor sie in das Heim ging?«
    »Nein, das weiß ich nicht. Sie hat sich von ihrem Elternhaus abgenabelt.«
    »Wie bist du überhaupt auf die Spur hier gestoßen? Hat dir das ein Vögelchen ins Ohr geflüstert?«
    »Erzähl keinen Unsinn, John.« Jane hatte mich überholt und baute sich vor mir auf. »Es sind Recherchen gewesen. Ich habe eine Freundin ausmachen können, die zu mir Vertrauen faßte. So ist es dann zu dieser Verbindung gekommen.«
    »Was hat sie dir erzählt?«
    »Daß Rita es zu Hause nicht mehr ausgehalten hat. Es war ihr alles zu eng. Sie wollte ein anderes Leben führen. Einfach weg. Mal richtig austoben und…«
    »Geht ins Heim oder Kloster, wie?«
    »Das ist ja der Mist.« Jane klammerte sich an mich. »John, ich bitte dich. Laß mich jetzt nicht im Stich. Hier braut sich etwas zusammen oder hat sich schon zusammengebraut. Die Tat hier in der Scheune ist erst der Anfang, und ich möchte, daß es dabei auch bleibt und es nicht noch mehr Tote gibt.«
    »Was ist mit den Besitzern, Jane? Du kennst sie. Hast du Vertrauen zu ihnen?«
    »Das kann ich nicht so sagen. Es sind ziemlich verschlossene Menschen.«
    »Wie viele Personen leben im Haus?«
    »Ich kenne nur zwei. Der Bauer und seine Frau. Ob sie Kinder oder Helfer haben, ist mir unbekannt.«
    »Hast du sie heute gesprochen?«
    »Ja, aber das liegt länger zurück. Ich habe auch erklärt, daß ich mich in ihrer Scheune umschauen will. Sie hatten nichts dagegen. Da du schon fragst, wundert es mich, daß sie nicht gekommen sind, um nachzuschauen.«
    »Dann sehen wir mal nach ihnen.«
    »Okay.« Jane breitete die Arme aus, als wollte sie mich stoppen. »Kein Wort von dem, was hier geschehen ist.«
    »Ich werde mich daran halten.«
    »Danke.«
    Wir gingen den Weg wieder zurück. Was ich gehört hatte, gefiel mir nicht. Da lief noch zuviel durcheinander, und mir wollte auch das Zeichen nicht aus dem Kopf. Eine Teufelsfratze auf dem Körper. Ein auf den Kopf gestelltes Kreuz, das alles ließ auf eine verdammt böse Sache schließen.
    Erst vor kurzem hatte ich erlebt, wie es einem Menschen ergehen konnte, wenn er sich mit anderen Mächten einließ. Bei Cathy war es Aibon gewesen. Sie hatte gedacht, diese Welt zu ihrer machen zu können, doch sie war letztendlich gescheitert und hatte den Vorsatz mit ihrem Leben bezahlt.
    Auch hier war eine junge Frau gestorben. Ob durch die eigene Hand oder durch die einer fremden Person, das stand noch nicht fest. Aber wir würden es herausfinden.
    Der trübe Tag war geblieben. Wolken segelten über den Himmel, abgetrieben von einem leichten Wind, der allerdings keine Lücken in die graue Flut reißen konnte. Vor zwei Tagen war der erste Schnee gefallen und noch nicht völlig weggetaut. Wir sahen noch einige schmutzige Reste liegen, und zwar dort, wo wenig Sonne hinkam.
    Das Haus der Bauern stand im rechten Winkel zur Scheune. Auf dem Platz davor parkte mein Rover neben Janes Golf. Ein Schuppen für die Arbeitsgeräte stand offen, aber ich sah keinen Menschen, abgesehen von uns. Mir fiel die merkwürdige Stille auf. Da bellte kein Hund, da strich keine Katze um unsere Beine, und selbst die Hühner gackerten nicht mehr.
    Vor den Fenstern sah ich die leeren Blumenkästen. Zwischen Haus und Geräteschuppen gab es einen Gang. Ich schaute durch die recht breite Lücke und sah in einen Nutzgarten hinein. Ein stummelartiger Schornstein ragte aus dem Dachfirst. Dünner grauer Rauch quoll in den ebenfalls grauen Himmel.
    »Tot und ausgestorben«, sagte ich zu Jane. »War das schon vorher so?«
    »Nein. Da habe ich noch mit den beiden reden können. Ich wundere mich
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