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113 - Bote der Nacht

113 - Bote der Nacht

Titel: 113 - Bote der Nacht
Autoren: A.F.Morland
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Ich verpetze Sie bestimmt nicht. Sie sind doch genauso durstig wie ich.«
    Zögernd trank sie wieder, und sie mußte sich eingestehen, daß ihr die ›Bonanza‹ sehr gut schmeckte.
    »Ich vertrage keinen Alkohol, wissen Sie?« sagte sie zu ihrem Schüler.
    Er hatte das gewußt und darauf seinen Plan aufgebaut. Als er merkte, wie ihre Augen anfingen zu glänzen, bat er sie, die Brille abzunehmen, und sie tat ihm den Gefallen.
    Sein Gesicht näherte sich ihrem. »Wissen Sie, daß Sie ein sehr hübsches Mädchen sind, Pippa?« sagte er leise. »O nein, nein, Sie müssen deswegen nicht erröten. Ich meine es ehrlich. Sie gefallen mir. Ich bin sehr glücklich, daß sich meine Eltern für Sie entschieden haben. Sie haben so viel Geduld mit mir. Ich möchte Ihnen dafür danken. Darf ich?«
    »Sie brauchen mir nicht zu danken«, sagte Pippa verlegen. »Ich werde dafür bezahlt, daß ich Sie unterrichte.« Sie trank wieder, war auf den Geschmack gekommen. Mit jedem Schluck wurde ihr Durst größer, und bald war ihr Glas leer.
    Er beugte sich noch weiter vor, und ehe sie sich versah, berührten seine Lippen ganz schnell und ganz kurz ihren Mund.
    »Danke, Pippa«, flüsterte er.
    Der kleine Kuß hatte sie elektrisiert. Ein wilder Sturm, der Pippa erschreckte, durchtobte sie.
    Mit großen, entsetzten Augen starrte sie ihren Schüler an. »Was… was haben Sie getan?« fragte sie verdattert.
    Er lächelte zärtlich. »Ich habe dich geküßt, und ich möchte es gern noch einmal tun.«
    »Nein!« stieß sie heiser hervor und legte ihm die Hände auf die Brust, um ihn zurückzustoßen, aber sie tat es nicht. Erstens, weil ihr die Kraft fehlte, und zweitens, weil sie insgeheim noch einmal geküßt werden wollte.
    Seine Lippen schienen zu brennen.
    Ihre Hände glitten zur Seite, um seinen Brustkorb herum und legten sich auf seinen Rücken, und plötzlich hatte sie Kraft. Die Kraft, ihn ganz fest an sich zu drücken.
    Nun waren ihr die Lateinvokabeln genauso egal wie ihm. Zum Teufel mit der Grammatik. Was Dale mit ihr anstellte, war viel schöner. Sie bebte, war Wachs in seinen Händen, verging vor Wonne. Der Alkohol machte es ihr leicht, sich gehenzulassen.
    Wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an ihn. »Oh, Dale… Dale …«, hauchte sie verzückt, während seine schlanken Hände zum erstenmal ihren kleinen Busen berührten …
    Plötzlich riß ein heiserer Schrei sie auseinander.
    Eine Frau hatte in Rick Davenports Wohnung geschrien!
    ***
    »Vorsicht, Herr!« knurrte Kayba und trat einen Schritt vor.
    Die olivgrüne Fledermaus, auf der Ledagh, der Mumienkönig, saß, griff im Sturzflug an.
    Frank Esslins Wangenmuskeln zuckten, seine Augen wurden schmal. Er vermißte zum erstenmal Tony Ballards magischen Ring, den er jetzt aktiviert hätte. Ob es ihm jemals gelingen würde, den Ring seines einstigen Freundes wieder an den Finger zu bekommen? Er konnte es sich nicht vorstellen, denn was Höllenfaust besaß, gab er nicht mehr her. Man hätte es ihm mit Gewalt wegnehmen müssen, aber wer konnte das schon? Frank Esslin sah sich dazu außerstande.
    »Iiieeehhh!« gellte der widerliche Schrei der Fledermaus in seinen Ohren.
    Das behaarte, fliegende Scheusal hatte das Maul weit aufgerissen, und Frank Esslin sah die spitzen Zähne, vor denen er sich höllisch in acht nehmen mußte.
    Warum eigentlich ich? fragte er sich auf einmal.
    Er konnte doch Kayba einsetzen.
    »Du übernimmst die Fledermaus!« rief er sofort.
    »In Ordnung, Herr!« gab der Bärtige zurück und baute sich breitbeinig vor Esslin auf – ein unüberwindliches Bollwerk, das plötzlich zu glühen begann. Innerhalb weniger Lidschläge bestand Kayba aus dunkelroter Lava.
    Er warf sich der Fledermaus entgegen.
    Sie streckte ihre Krallen vor.
    Kayba griff sie mit wirbelnden Fäusten an. Als er ihren Körper traf, kreischte sie auf, und ein schwarzer Brandfleck war zu sehen.
    Mit weit ausgebreiteten Flügeln, wild schlagend, wollte sie hochsteigen, doch Kayba ließ das nicht zu.
    Er griff nach einem Flügel, und das dünne, zwischen biegsame Knochen gespannte Leder fing sofort Feuer. Die Hand des Lava-Dämons brannte ein Loch in den Flügel des Tiers.
    Die Fledermaus kam ins Trudeln.
    Ledagh konnte sich nicht auf ihr halten. Er flog in hohem Bogen durch die Luft und landete auf der unfruchtbaren Erde. Obwohl er sich mehrmals überschlug, verlor er seine Krone nicht. Es hatte den Anschein, als wäre sie angewachsen.
    Der Söldner der Hölle startete. Mit der Fledermaus
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