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1128 - Weltraumtitanen

Titel: 1128 - Weltraumtitanen
Autoren: Unbekannt
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einer jeden Tsunami-Einheit, das sich seine Freizeit damit vertrieb, jede Lage nach konträren Gesichtspunkten zu betrachten und zu analysieren. Es bildete somit einen Diskussionspartner für den regulären Bordcomputer, und bei kritischen Einsätzen geschah es oft, daß sich aus der Diskussion der beiden Positroniken ein Aspekt kristallisierte, der ansonsten übersehen worden wäre.
    Jefromo Sargendush - weit davon entfernt, ein Trottel zu sein - war in Wirklichkeit ein mit den Wassern mehrjähriger Erfahrung gewaschener Spezialist, der seinen Koko so gut verstand, daß er ihm einen Namen gegeben hatte: Jasmin.
    „Du spinnst, Jefro", keifte Sassja. „Wir liegen vor einer terranischen Außenstation. Die Computer haben sich miteinander verständigt. Woher soll die Falle kommen?"
    Jefro hob mit übertriebener Geste die Schultern und machte ein Schafsgesicht.
    „Weiß ich's? Jasmin hat die Behauptung aufgestellt."
    „Mit welcher Wahrscheinlichkeit?"
    „Achtzehn Prozent."
    „Und damit hältst du mich auf?" schrie Sassja zornig. „Fertigmachen zum Aussteigen!"
     
    *
     
    Es war das erste Mal, daß Rido Narbonne eine automatische Außenstation von innen zu sehen bekam. Er trieb zehn Minuten lang durch einen riesigen, mit unverkleideten Geräten, Schwerelosigkeit und einer inerten Argon-Atmosphäre erfüllten Hohlraum und kam zu dem Schluß, daß er nichts versäumt habe. Der mächtige Ring war ganz auf Zweckmäßigkeit ausgerichtet. Es gab keine Zwischendecks. Feldprojektoren hielten die freischwebenden Aggregate, deren es Hunderttausende gab, an Ort und Stelle. Sie hatten nicht viel Arbeit. Angesichts des Mangels an Gravitation besaßen die Maschinen keine Tendenz, sich zu bewegen. Lediglich die geringe Eigenschwere der Station war zu neutralisieren. Die Argonatmosphäre verhinderte jede Kontamination mit Schadstoffen, die sich in einem weniger inerten Gasgemisch von selbst gebildet hätten. Zudem wurde die Atmosphäre in regelmäßigen Abständen gespült und gefiltert, um selbst jenen winzigen Rest an Aktivsubstanzen zu entfernen, der durch die kosmische Strahlung erzeugt wurde. Die Notwendigkeit, die Aggregate zu verkleiden, entfiel. Das hatte wiederum den Vorteil, daß Instandhaltungsroboter, von denen die Station mehrere tausend in allen Formen, Größen und Funktionsspezialitäten besaß, sich nicht mit dem Entfernen von klobigen Platten aus Polymermetall aufzuhalten brauchten. Es war, das gab Rido zu, ein technisches Wunderwerk, bei dem ein Rädchen ins andere griff und selbst auf den geringsten Vorteil nicht verzichtet worden war. Aber es fiel ihm schwer, sich beeindruckt zu fühlen. Für sein ästhetisches Harmonieempfinden gab es zu viele „nackte" Maschinen und nirgendwo eine erkennbare Ordnung.
    Er bekam nur einen winzigen Teil des großen Ringes zu sehen. Sassja Yin, die vor ihm herglitt, führte ihn auf dem geradesten Weg zu der durch blinkende Leuchtzeichen markierten Schleuse, die einen der Zugänge zu dem einzigen für Menschen gedachten Bestandteil der Außenstation bildete: dem zentralen Kontrollraum.
    Der Kontrollraum war ein großes Halbrund mit umfangreichen Anzeigeaggregaten, die den großen Ring der Außenstation sektorenweise überwachten, und einer Zentralkonsole in der Mitte. Es herrschte künstliche Schwerkraft von 1,0 Gravo und eine atembare Atmosphäre. Rido war froh, daß er den lästigen Helm endlich loswurde. Sassja machte sich gewissenhaft an die Inspektion der Anzeigegeräte, während Rido Ablesungen an der Zentralkonsole vornahm. Es war, wie er erwartet hatte: Sigma-5 funktionierte einwandfrei.
    Wenige Minuten später traf der Inspektionstrupp der T-80 ein, Kommandant und Pilot.
    Sassja begrüßte sie, wie niemand anders erwartet hatte: „Wird Zeit. Mit euch als Helfern muß man die ganze Arbeit allein machen."
    Rido begrüßte den Piloten der T-80 mit Handschlag. Nigel Davis und er waren zusammen in der Ausbildung gewesen. Nigel war knapp fünfzig, das übliche Alter für einen Tsunami-Piloten, aber immer noch ein junger Mann. Er besaß einen stämmigen Körperbau mit dem Ansatz eines Stiernackens. Das Gesicht mit den grauen Augen war aufgeschlossen und freundlich.
    „Was soll der Zinnober?" fragte er mit unterdrückter Stimme, um von Sassja nicht gehört zu werden. Sein Terranisch hatte einen charakteristischen Akzent, der auf seine Herkunft aus dem Südosten des Bezirks Nordamerika hinwies. „Das Ding kontrolliert sich selbst, nicht wahr?"
    „Beschäftigungstherapie",
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