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1128 - Weltraumtitanen

Titel: 1128 - Weltraumtitanen
Autoren: Unbekannt
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Mit 38 Jahren war er ziemlich jung für das Amt eines Tsunami-Piloten.
    „Möchte wissen, was wir hier verloren haben", knurrte er und warf einen raschen Blick nach links, wo sich der Umriß von Tsunami-80 abzeichnete. Die Begleitfahrzeuge T-79 und T-81 warteten zwei, Lichtminuten abseits.
    „Mach die Klappe zu, Sunny Boy", keifte eine durchdringende Stimme von der Seite her.
    „Routineuntersuchungen sind gut für die Moral."
    Rido warf seiner Kommandantin einen schrägen Blick zu. Sassja Yin war von Gestalt eine Zwergin, 1,49m groß. Als wolle sie der Welt zeigen, daß sie sich aus dem Handikap nichts mache, tat sie mit nahezu masochistischem Eifer das Ihrige, ihr Aussehen noch weiter zu verschandeln. Sie trug den kugelrunden Schädel kahl rasiert, demolierte die Taille durch eine überreiche Diät, der sie fünfmal am Tag oblag, und trug Kleidung, die schmuddelig wirkte und ihr um mehrere Nummern zu groß war. Im Umgang mit anderen legte sie gerne das Verhalten eines Cholerikers an den Tag, und insbesondere an Bord ihres Schiffes ließ sie bei jeder Gelegenheit mit nicht eben feinfühligen Worten durchblicken, daß sie diejenige war, die hier den Ton angab.
    Rido hielt den Mund, wie ihm geheißen war. Im Augenblick lag ihm nichts an einem Streitgespräch mit Sassja, obwohl er sonst einer hitzigen Debatte nicht abgeneigt war.
    Der Ring der Außenstation hatte einen Durchmesser von zwei Kilometern und eine Dicke von einhundert Metern. Sigma-5 stand, wie alle Installationen der Sigma-Kette, zehn Lichtstunden von Sol entfernt. Die Station war mit dem Modernsten ausgestattet, was terranische Technik an Meß- und Nachweisgeräten zu bieten hatte. Ihre Aufgabe war, abseits des von der Zivilisation verursachten Meeres an Störgeräuschen so weit wie möglich in den interstellaren Raum hinauszuhorchen und die Annäherung eines jeden Fremden frühzeitig nach Terra zu melden. Die Bezeichnung „Sigrna-Kette" für die weit im Raum verteilt stehenden Außenstationen waren irreführend.
    Sie bildeten keine Kette, sondern markierten Punkte auf der Oberfläche einer Raumkugel von zwanzig Lichtstunden Durchmesser, in deren Mittelpunkt Sol stand.
    In diesen Tagen, da Vishnas Angriff zu jeder Stunde erwartet wurde, spielten die Außenstationen der Sigma- und jene der weiter sonneneinwärts liegenden Omikron-, Kappa- und Zeta-Ketten eine wichtige Rolle. Als Torr Sigban, Befehlshaber des Ersten Abschnitts der Dritten Flotte, einigen seiner Einheiten den Auftrag gegeben hatte, den in der Nähe gelegenen Sigma-Stationen einen Besuch abzustatten und eine Routineinspektion vorzunehmen, da klang dies ganz natürlich. In der Stunde der Entscheidung wollte man sicher sein, daß das Frühwarnsystem einwandfrei funktionierte.
    In Wirklichkeit hatte Sassja vermutlich recht. Die Stationen waren vollautomatisch und selbstwartend. Wenn eine Fehlfunktion auftrat, die eines äußeren Eingriffs bedurfte, meldeten sie sich von selbst. Sigban hatte die Schiffe losgeschickt, um den Besatzungen Abwechslung zu verschaffen. Sie sollten ein paar Stunden lang an das denken müssen, womit sich ihre Gedanken sonst ohne Unterbrechung beschäftigten.
    Die beiden Tsunamis waren ins Innenfeld des Ringes hineingetaucht. In der Finsternis flammten rote Positionslichter auf. Der Autopilot manövrierte die T-82 bis auf fünfzig Meter an die Wand des Ringes heran. Ein kreisförmiger Teil der Wand begann zu leuchten. Ein tunnelförmiges Gebilde aus schimmernder Energie kam zum Vorschein und schob sich auf das Fahrzeug zu. Es rumorte an der Außenhülle, dann meldete der Bordcomputer: „Verbindung hergestellt. Sigma-5 kann betreten werden."
    Über den Arbeitsplätzen der Kommandantin und des Piloten leuchtete eine Bildfläche auf. Das langgezogene, knochige Gesicht eines jungen Mannes wurde sichtbar. Noch bevor er zu sprechen begann, hatte er den Mund halb offen stehen, und sein Blick war so ausdruckslos stier, daß man wohl den Eindruck erhalten konnte, er hätte „nicht beide Ruder im Wasser", wie Sassja sich auszudrücken pflegte. Es war schließlich auch Sassja, die den einfältig Blickenden anfuhr: „Spuck's aus, Jefro. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit."
    „Jasmin meint, es könnte eine Falle sein", sagte der Einfältige mit dumpfer Stimme.
    Jefromo Sargendush, ein hagerer Hüne von mehr als zwei Metern Größe, war der Koko-Interpreter der T-82. Koko-Interpreter nannte man den Operator des Kontracomputers, des redundanten positronischen „Gehirns" an Bord
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