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1128 - Weltraumtitanen

Titel: 1128 - Weltraumtitanen
Autoren: Unbekannt
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nie zuvor erblickt hatten. Worte wurden gewechselt. Einer versuchte dem ändern zu erklären, für wie unglaublich er das Ganze hielt und was für ein erstaunlicher Zufall es sei, daß sie gerade in dem Augenblick an Bord der Station gewesen seien, als der Orter zum ersten Mal ansprach. Aber darüber, was sie alle im Hintergrund ihrer Bewußtseine beschäftigte, sagte keiner auch nur einen Mucks.
    Dann werde eben ich es tun, beschloß Rido.
    „Ihr wißt natürlich alle, was das ist", sagte er.
    Sie sahen ihn bestürzt an.
    „Keine voreiligen Schlußfolgerungen, Sunny Boy!" warnte Sassja mit schriller Stimme.
    Eines Tages, wenn es gar nichts mehr anderes zu tun gab, schwor sich Rido, würde er ihr für den „Sunny Boy" den Hals umdrehen.
    „Red keinen Quatsch", brummte er respektlos. „Seit Wochen warten wir darauf, und jetzt, da es endlich eintritt, traut sich keiner, den Mund aufzumachen. Ihr beseitigt es nicht damit, daß ihr es totschweigt."
    „Was?" schrie Sassja. „Was totschweigt?"
    Rido wies auf die beiden Bildflächen.
    „Vishnas Offensive."
     
    *
     
    Sekunden nachdem auf den Bildflächen der Außenstation Sigma-5 die ersten Reflexpunkte erschienen waren, begannen die Informationen im Krisenzentrum der Liga einzulaufen. Die computergesteuerte Datenauswertung fand simultan statt. Auf den Videoschirmen des Krisenzentrums wurden neben der scheinbar sinnlosen Fülle der Reflexe die Umrisse der beiden Monsterstrukturen abgebildet, wie die Computer sie aus den Anzeigen der Orter ermittelten.
    Der große, hohe Raum nahm die Tageszeit nicht zur Kenntnis. Es herrschte stets dasselbe gedämpfte Licht, das die Augen schonte und es leichter machte, die Anzeigen auf den Videoflächen und den großen Projektionsschirmen zu erkennen. Das Chronometer zeigte 18:04 am 16. September. Oben, auf der gläsernen Plattform, war Julian Tifflor allein an der Arbeit. Er hatte seinen Posten sechs Stunden lang einem Ablöser überlassen, um ein wenig Ruhe zu bekommen. Fünfzehn Minuten nach seiner Rückkehr waren die ersten Alarmmeldungen von den Außenstationen der Sigma-Kette eingetroffen.
    Auf dem Computerbild sah er die beiden titanischen Formen sich aus dem Hintergrund schälen. Sie wirkten unregelmäßig und verworren, als wären sie auf natürlichem Wege entstanden. Produkte einer wie fremdartig auch immer geratenen Technik hätten eine gewisse Harmonie erkennen lassen - aber nicht diese beiden Gebilde. Trotzdem gab es für Julian Tifflor keinen Zweifel. Was er sah - wie schwer es auch zu erklären sein mochte - war die erste Phase der Offensive, die Vishna in Gang gesetzt hatte.
    Die größere der beiden Strukturen hatte annähernd die Form eines Rhomboids. Sie war nicht solide, sondern schien aus einer Art Gitterwerk zu bestehen, dessen Dichte von Ort zu Ort variierte. Die Ausdehnung des Gebildes war es, die einem den Atem verschlug: sieben Lichtmonate Maximalabmessung. Das zweite Objekt erinnerte Julian an eine mittelalterliche Waffe, den Morgenstern. Die grundlegende Form war die einer Kugel, aus der Stacheln, Spitzen und Spieße in unregelmäßiger Anordnung und unterschiedlich weit hervorragten. Die Kugel selbst hatte einen Durchmesser von zwei Lichtmonaten. Die längsten Spitzen besaßen nach Aussage des Orters ein Ausmaß von anderthalb bis zwei Lichtmonaten.
    Die beiden Monstren bewegten sich in Richtung Sol. Ihre Geschwindigkeit betrug 95% Licht. Es gab Anzeichen, daß die Fahrt sich verringerte, aber bislang waren sie nicht deutlich genug, als daß die Computer einen verläßlichen Wert der Bremsbeschleunigung hätten nennen können. Die Spitze des rhomboiden Gebildes und der Apex der vordersten Ausbuchtung des Morgensterns waren im Augenblick der Materialisierung vierzig Lichtstunden von Sol entfernt. Daraus ergab sich der Mindestzeitraum, der den Streitkräften Terras verblieb, auf Vishnas Vorstoß zu reagieren: vierzig Stunden, weniger als zwei Tage.
    Der überlichtschnelle Orter zeichnete ein Bild, das, indem es den Einsteinschen Gesetzen widersprach, nicht in Einklang mit der vierdimensionalen Wirklichkeit stand.
    Julian versuchte, sich auszumalen, was er sähe, wenn er sich draußen im All befände, nahe der Stelle, an der das Rhomboid aus dem Hyperraum zum Vorschein kam, und nur auf optische Beobachtungsmittel angewiesen wäre. Er bekäme die Spitze des gigantischen Gebildes zu sehen und danach weiter in Richtung des Mittelpunkts gelegene Bereiche - einen nach dem ändern. Das Rhomboid entstünde vor
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