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1128 - Weltraumtitanen

Titel: 1128 - Weltraumtitanen
Autoren: Unbekannt
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seinen Augen wie ein Kristall in einer übersättigten Flüssigkeit, in die Kristallisationskerne eingebracht worden waren. Sieben Monate müßte er auf seinem Beobachtungsposten ausharren, bis die Riesenstruktur in ihrer Gesamtheit sichtbar wäre. Welch unendliche Zeitspanne im Vergleich mit den vierzig Stunden, die der Menschheit noch blieben, um auf die Bedrohung zu reagieren.
    Zwei Gespräche liefen gleichzeitig aus dem Hauptquartier der Kosmischen Hanse ein.
    Reginald Bull und Geoffry Waringer verlangten den Ersten Terraner zu sprechen. Julian befaßte sich zuerst mit Bull. Der Taktiker hatte den Vorrang, der Wissenschaftler mußte warten.
    „Das ist es also", sagte Bull. „Und es paßt zu keinem der Modi, mit denen wir bisher gearbeitet haben."
    Er bezog sich auf die Computersimulationen, mit deren Hilfe die Experten zu ermitteln versucht hatten, wie die Lage aussehen würde, wenn Vishna angriff, und welche Verteidigungsmaßnahmen zu ergreifen waren.
    „Das grundlegende Prinzip bleibt dasselbe", antwortete Julian. „Zuerst kommt der Verständigungsversuch. Wir haben ein paar Stunden Zeit, uns weitere Vorgehensweisen zu überlegen. Der Krisenstab ist an der Arbeit. Es scheint, daß die beiden Monstergebilde ihre Fahrt verlangsamen."
    Bully nickte. „Inzwischen versuchen wir, uns über die Herkunft der Strukturen klarzuwerden. Ich habe zwei Spezialeinheiten der Hanse beauftragt, sich den Unbekannten so weit wie vertretbar zu nähern und Messungen vorzunehmen."
    „Dazu möchte ich womöglich etwas sagen, wenn ihr mich zu Wort kommen lassen wolltet", beschwerte sich Geoffry. „Beide Gebilde haben eine vertrackte Ähnlichkeit mit rein hypothetischen Strukturen, die die Mathematik für die Deutung kosmischer Katastrophen beschreibt."
    „Was heißt das?" wollte Julian wissen.
    Geoffry wiegte den Kopf hin und her.
    „Ganz sicher bin ich meiner Sache noch nicht", bekannte er. „Die Computer sind noch am Rechnen. Aber es sieht so aus, als seien die beiden Gebilde Gestalt gewordene Naturkatastrophen. Ich erwarte von Reggies zwei Spezialeinheiten, daß sie die Substanz der Strukturen als erstarrte Energie identifizieren."
    „Das hilft uns nicht viel", sagte Julian.
    Geoffry zuckte mit den Schultern. „Nicht im Augenblick", gab er zu.
    „Aber so war es schon immer: Die Taktiker kümmern sich um heute, die Strategen um morgen - und die Wissenschaftler um alles, was danach kommt. Irgendwann wird uns die Erkenntnis, daß die beiden Riesengebilde aus erstarrter Energie bestehen - wenn die Computer das bestätigen - zustatten kommen."
    Seine Bildfläche erlosch. Nur noch Reginald Bull war mit Julian verbunden.
    „Er hat recht, nicht wahr?" sagte Bull. „Während seine Fachleute sich mit der Frage beschäftigen, wie man Strukturen aus erstarrter Energie zu Leibe rückt, fällt uns die Aufgabe zu, die unmittelbare Bedrohung abzuwehren. Was hörst du aus Shisha Rorvic?"
    Julian hob den Blick zu den großen Projektionsflächen. Das dreidimensionale Bild des Solsystems war noch vorhanden. Aber die Darstellung der Orterergebnisse, die von den Außenstationen der Sigma-Kette kamen, war erloschen.
    „Es verläuft alles nach Plan", sagte er. „Die Strukturlücken sind geschlossen. Von draußen kommt nichts mehr herein. Wir sind hermetisch abgeriegelt."
    Reginald Bull sah ihn an. Das Gesicht des Mannes, der fast einen Beruf daraus gemacht hatte, kleinmütige Seelen in kritischen Lagen mit seinem unerschöpflichen Optimismus zu ermuntern, war ungewöhnlich ernst.
    „Wir wollen hoffen", sagte er, „daß Vishna die Hermetik nicht durchblickt."
     
    *
     
    Die Grillen sangen ihr beruhigendes Lied, und hin und wieder brach ein Fisch durch die Oberfläche des Sees, entweder auf der Jagd nach einem Insekt oder selbst gejagt von einem gefräßigen Seebewohner, und fiel klatschend wieder ins Wasser zurück. Die Sonne war untergegangen und hatte am westlichen Horizont einen merkwürdig grünroten Schimmer hinterlassen - einen Abdruck ihres gekappten Spektrums, wie Velia sich ausdrückte. Die Szene war friedlich. Yarbro hatte auf der Veranda zwei Mint Juleps serviert, wie nur er sie anzufertigen wußte. Sie nippten an dem erfrischenden Getränk und unterhielten sich über die Dinge, die ihr Gemüt bewegten. Bis Yarbro plötzlich eine verwirrende Beobachtung machte.
    „Wir haben heute keinen Vollmond", sagte er und deutete auf die runde Scheibe des Erdtrabanten, die dicht über der ruhigen Fläche des Sees stand. „Und wenn wir
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