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1128 - Weltraumtitanen

Titel: 1128 - Weltraumtitanen
Autoren: Unbekannt
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hatte, ohne daß ihm klargeworden war, was er sich darunter vorstellen sollte. Auf jeden Fall hatte sie mit dem Plan der Regierung zu tun. Yarbro war stolz auf sie.
    Der Weg machte eine Biegung, und unversehens lag die weite, ruhige Fläche des Lake Marion vor dem einsamen Spaziergänger und seinem schlappohrigen Begleiter. Ein Reiher, in seiner Beschaulichkeit aufgestört, gab eine Serie rauer, krächzender Protestschreie von sich und strich mit klatschenden Schwingenschlägen davon.
    Der See war beeindruckend groß - so breit, daß man das gegenüberliegende Ufer nur noch als dünnen Strich erkannte. Zur linken Hand bildete er eine Bucht, die nach Südwesten wies. Am Ende der Bucht lag Yarbro Kullons Haus, ein großes, wuchtiges Gebäude im Stil einer Architektur, die schon seit Jahrhunderten nicht mehr in Mode war.
    Ein aus Natursteinen gemauerter Kamin ragte trutzig über die sanfte Schräge des Daches hinaus. Eine offene Veranda lud zum Sitzen an warmen Abenden ein. Die Fenster des Obergeschosses blickten hinaus auf die stille, mit den Strünken abgestorbener Bäume durchsetzte Seefläche.
    Die Sonne stand über dem Kamin. In dem großzügig angelegten Garten, den noch nie die Hand eines Roboters berührt hatte und der ziemlich planlos in die Wildnis des Kiefernwalds überging, sang auch eine Spottdrossel. Beaufort ahnte, daß nach einem so ausgedehnten Spaziergang etwas für sein leibliches Wohl getan werden würde, und wedelte würdevoll mit dem langen, spitzen Schwanz.
    Aus der Ferne kam der klagende Laut einer Sirene. Yarbro sah auf die Uhr. Ein paar Sekunden bis vier. Sie waren pünktlich.
    „Jetzt paß auf", sagte er zu Beaufort.
    Beaufort wackelte mit den Ohren. Schlagartig änderte sich das Bild. Auf den ersten Blick hätte man nicht zu sagen vermocht, was anders geworden war. Das helle Licht des Nachmittags war plötzlich milchiger geworden. Die Luft hatte einen Schimmer, als wolle sie sich mit Nebel füllen. Yarbro wartete darauf, daß die Temperatur sich ändere - daß es wärmer oder kühler werde. Aber nichts dergleichen geschah. Er sah zum Kamin hinauf, die Augen sorgfältig mit der Hand abschirmend. Da sah er schließlich die Veränderung.
    Sie kam ihm nicht überraschend. Jedermann hatte im voraus gewußt, daß es so aussehen würde. Was er erwartete, war ein anderer Effekt, irgend etwas Drastisches.
    Statt dessen war es nur die Sonne, die sich von einem glühenden Ball zu einem winzigen, grellen Funken gewandelt hatte.
    Natürlich war es nicht die Sonne, sondern das lächerliche Kunstding, das sie zwischen der Erde und der Mondbahn aufgehängt hatten, damit die Erde nicht ohne Licht und Wärme war, wenn sie die ... die ... wie hatte Velia das genannt? ... die Raumkrümmung schlössen.
    Enttäuscht wandte er sich dem Haus zu. Es fiel ihm auf, daß die Spottdrossel nicht mehr sang. Er stieg die Stufen zur Veranda hinauf und stellte fest, daß Beaufort ihm nicht folgte.
    Unter normalen Umständen wäre er schon längst an der Haustür gewesen, mit traurigen Augen um seine Nachmittagsmahlzeit bettelnd. Yarbro sah sich um. Der Basset lag auf dem Gehweg und zitterte. Als sein Herr ihn anblickte, gab er ein leises Jaulen von sich.
    „Ihr habt eben noch einen Instinkt", sagte Yarbro nachdenklich. „Ihr braucht euch die Sonne nicht anzusehen, um zu wissen, daß auf einmal alles anders ist."
    Während er die Tür öffnete, ging ihm ein Gedanke durch den Sinn, der ihn beunruhigte.
    Wie es wohl dem Jungen gehen mag? fragte er sich.
     
    *
     
    Das Chronometer rückte mit blinkenden Ziffern auf die kritische Stunde zu: 4:00 Uhr am 16. September 426. Draußen, in den Straßen der Stadt, herrschte mehr als die übliche flaue Geschäftigkeit der frühen Morgenstunden. Zehntausende von Menschen waren auf den Beinen, um den entscheidenden Augenblick nicht zu versäumen.
    Im Krisenzentrum der Liga Freier Terraner, in der zehnten Etage eines jener wenig prätentiösen Gebäude, die in ihrer Gesamtheit den Verwaltungskomplex der Liga darstellten, liefen die Meldungen ein. Julian Tifflor, Erster Terraner, war zufrieden.
    Julian sah auf. Sein Blick wanderte durch das Halbdunkel des großen Raums, überflog die fast lautlose Geschäftigkeit acht Meter tiefer und blieb auf der großen 3-D-Projektion haften, die in unmaßstäblicher Darstellung das Solsystem mit seinen Planeten und Satelliten bis hinaus zu den vorgeschobenen Wachstationen der Sigma-Kette zeigte.
    Julians Konsole erhob sich auf einer kreisförmigen
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