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1128 - Weltraumtitanen

Titel: 1128 - Weltraumtitanen
Autoren: Unbekannt
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Plattform aus Glassit, die im Mittelpunkt des Raumes schwebte und durch eine Energieleiste mit dem Boden verbunden war. Zwei Sprecher der Kosmischen Hanse hatten sich eingefunden - nicht nur, weil langjährige Freundschaft sie mit dem Ersten Terraner verband, sondern mehr noch, um zu demonstrieren, daß in dieser Stunde der Gefahr die Liga Freier Terraner und die Kosmische Hanse als Einheit handelten.
    „T minus sechzig Sekunden", sagte eine Computerstimme.
    Reginald Bull stemmte die Ellbogen auf die Kante der Konsole und stützte den Kopf in die Hände.
    „Ich wollte, mir wäre nicht so verdammt flau im Magen", brummte er.
    In mehr als zweitausend Jahren aktiver Verbundenheit mit den Belangen der Menschheit hatte sich sein Äußeres wenig gewandelt. Er trug die rostroten Haare noch immer zu Borsten geschnitten. Seine hellen Augen blickten gewöhnlich - aber nicht in diesem Augenblick - unbekümmert in die Welt, und das breite Gesicht schien die Seele eines gutmütigen, anspruchslosen Durchschnittsmenschen widerzuspiegeln. Wer es bei diesem Eindruck bewenden ließ, der täuschte sich in „Bully", einem der dynamischsten Charaktere des derzeitigen „joint venture" der Liga und der Hanse.
    Sein Nachbar war Galbraith Deighton, Sicherheitsexperte der Kosmischen Hanse, ein schlanker, hochgewachsener dunkelhaariger Mann, der Julian Tifflors Bruder hätte sein können und ebenso wie dieser in diesen bedeutsamen Sekunden die Schweigsamkeit vorzog. Sein Blick hatte sich an dem grellen, orangefarbenen Leuchtfleck der Projektion festgesogen, der den Standort des Erde-Mond-Systems kennzeichnete.
    Ab Tminus dreißig begann die Computerstimme zu zählen. Die Geschäftigkeit auf dem Boden des großen Raumes erstarb. Es war alles getan. Das letzte Wispern erstarb, als eine Art defätistischer Ergebenheit sich in die Herzen der fünfzig Menschen senkte, die in dieser Nacht im Krisenzentrum Dienst taten.
    Das Bild der Erde und des Mondes wechselte die Farbe - von grellem Orange zu düsterem Rot. Aus dem Hintergrund des Raumes kam ein seufzender Laut, der deutlich zu hören war, seit die Computerstimme mit dem Zählen ausgesetzt hatte. Das war alles.
    Ein paar Sekunden vergingen. Mit einem Schlag setzte unten die Geschäftigkeit wieder ein. Der Mensch hatte erkannt, daß die Welt entgegen den alogischen Befürchtungen seines Unterbewußtseins nach wie vor existierte. Neue Meldungen liefen ein. Diesmal war es Galbraith Deighton, der sich in erster Linie für sie interessierte. Ihm lag daran, einen Überblick über das Verhalten der Menschenmengen in den Straßen zu bekommen. Vor ihm schwebte eine Videofläche, über die in rascher Folge Texte glitten. Galbraith verfolgte die Nachrichten mehrere Minuten lang, dann lehnte er sich zurück. Die Sichtfläche erlosch.
    „Es hält sich im Rahmen", sagte er. „Die meisten können wegen der intensiven Stadtbeleuchtung den Himmel ohnehin nicht sehen. Wir brauchen Meldungen vom flachen Land."
    Julian Tifflor empfing ein Gespräch vom Hauptquartier Hanse.
    Geoffry Waringer sprach zu ihm. Seine Miene drückte Zuversicht aus.
    „Zulu-Delta planmäßig aktiviert", meldete der Wissenschaftler. Zulu-Delta war die Kodebezeichnung für den Zeitdamm, der sich um 4:00 Uhr Terrania-Zeit um das Erde-Mond-System geschlossen hatte. „Strukturlücken sind an den vorgesehenen Punkten installiert."
    Neben Geoffry Waringers Bild flammte eine Schrift auf: PSITRAC MELDET ALLES STABIL.
    „Mehr durften wir nicht erwarten", sagte Julian Tifflor. Er wandte sich seitwärts. „Ich sehe mir die Projektion jetzt an", sprach er in Richtung eines akustischen Sensors.
    Ein neues Bild erschien vor ihm. Undeutlich war die Basis einer Hyperkomantenne zu erkennen. Sie erhob sich aus einem flachen Dach, dessen Umriß das untere Viertel des Bildes erfüllte. Das Dach gehörte zu einem Gebäude, das einige hundert Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums von Terrania in einsamer Gegend stand. Über ihm wölbte sich der Nachthimmel des tibetischen Hochlands.
    Es war ein merkwürdiger Himmel. Er enthielt keinen einzigen Stern.
     
    *
     
    Auf dem Weg zum Kessel hatte Velia Davis an diesem frühen Morgen wenig Sinn für die erhabene Schönheit der unberührten Natur. Ihr Gleiter schoß quer über das Land hinweg.
    Ein Blick hatte Velia belehrt, daß das Projekt Zulu-Delta planmäßig in Kraft getreten war.
    Die Sonne, die über den Bergen im Osten gleißte, war ein winziger Lichtpunkt, kaum so groß wie ein Stecknadelkopf -
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