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1114 - Der Pestmönch

1114 - Der Pestmönch

Titel: 1114 - Der Pestmönch
Autoren: Jason Dark
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Hände hatte er um die Ränder des Pults geklammert und den Oberkörper noch weiter nach vorn gebeugt. »Auch wenn es dir schwerfällt, es zu glauben, Sinclair, aber ich bin der Beherrscher der Pest. Ich habe dafür gesorgt, daß sie sich ausbreiten kann, und fast jeder, der sich hier aufhält, ist mit den Bazillen infiziert worden. Du wirst es nicht ändern können. Die Saat ist aufgegangen.«
    »Durch den zweiten Kopf.«
    »Ja!«
    »Was hat er mit der Pest zu tun?«
    »Er ist der Begleiter der Lebenden. So etwas wie ein Partner. Einer, der sich in all der Zeit gehalten hat. In den Bazillen, den Bakterien. So etwas wie klonen sollte dir dabei in den Sinn kommen. Du kannst auch daran denken, daß nicht alles tot ist, was durch die Vergangenheit begraben ist. Manchmal gibt es Leben, denn Leben ist zäh. Es kann lange, sehr lange Zeiten überdauern.«
    Da erzählte er mir nichts Neues, und ich wollte auch nicht vom Thema abweichen, sondern dranbleiben.
    »Dann sind die Köpfe so etwas wie ein überlebender Rest aus alten Zeiten?«
    »Genau.«
    »Die Toten?«
    Er grinste. »Die Pesttoten!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist nicht wahr. All die Toten hätten längst vermodert und verfault sein müssen. Was Sie mir erzählen, entbehrt jeder Grundlage. Ich kann mir wohl vorstellen, daß es Zombies gibt, die den Pestkeim in sich tragen, aber die habe ich hier nicht gesehen. Sie müssen mir schon mit einer anderen Erklärung kommen.«
    »Nein, muß ich nicht. Es sind keine Toten. Es sind auch keine Lebenden Toten. Es sind einfach nur Bazillen, die sich all die Jahre über gehalten haben. Sie sorgten für die Veränderung, Sinclair.«
    Ich sprach dagegen. »Tut mir leid, Lorenzo, aber das schaffen normale Bazillen nicht!«
    Er reagierte wie in seiner Ehre gekränkt. »Wer spricht denn hier von normalen Bazillen, he? Nichts daran ist wahr. Wir haben es hier nicht mit- normalen Dingen zu tun. Die Bazillen sind verseucht. Magisch verseucht. Es gibt da jemand, der sie all die Zeit über bewacht und nun freigelassen hat. Einen Hüter. Der Bewacher eines bestimmten Gebiets.«
    »Wer ist das?«
    »Nicht ich!«
    Ich grinste kantig. »Das kann ich mir vorstellen. Du bist schließlich nicht allein auf dieser Welt. Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann gibt es noch einen Partner, der dir hilft.«
    »Es ist möglich.«
    »Der auch deine Drinks gemixt hat.«
    Er lachte. »Das hast du gesagt.«
    »Es ist nicht Britta?«
    »Nein!«
    »Wer dann?«
    Lorenzo verdrehte die Augen. »Es hat keinen Sinn, daß du neugierig bist, Sinclair. Ich werde es dir nicht sagen. Aber ich kann behaupten, daß dieser Jemand sogar die Pest überstanden hat und nur noch einen Partner suchte. Den hat er in mir gefunden. Wir beide harmonieren vorzüglich miteinander.«
    »Wie wunderbar.«
    »Du wirst es erleben, wenn sich die Dinge hier radikal verändern werden.«
    Er hatte recht. Es würde nichts mehr so bleiben wie es war. Daran konnte auch ich nichts ändern.
    Okay, ich trug mein Kreuz bei mir, aber würde es mir helfen, gegen die Masse von Feinden anzukommen? So recht glaubte ich nicht daran.
    In diesem Raum befanden sich zahlreiche alte Menschen. Sie alle hatten von den Drinks getrunken.
    Demnach waren sie alle durch den verfluchten Pestkeim infiziert, und es konnte jeden Moment zum Ausbruch kommen.
    Sie würden so aussehen wie Kate Cameron. Sie hatten dann einen Begleiter und…
    »John, ich glaube, es geht los!«
    Glendas Stimme hatte ängstlich geklungen. Vor mir kicherte Lorenzo, und ich drehte mich langsam zu ihr um, wobei ich ihm den Rücken zudrehen mußte. Ich ging sofort nach vorn, um von Lorenzo weg zu kommen und sah jetzt, was Glenda gemeint hatte.
    Waren die älteren Menschen nach ihrem Ausbruch der Freude wieder ruhig geworden, so trat nun bei ihnen eine Veränderung ein. Sie saßen nicht mehr ruhig auf ihren Plätzen. Einige bewegten sich vor und zurück wie auf einer Schaukel. Andere waren aufgestanden und gingen mit kleinen Schritten im Kreis. Wieder andere strichen über ihre Schultern hinweg, und genau die meinte Glenda, denn sie stand hinter ihnen und nicht weit von der Theke entfernt. Sie hatte den Arm ausgestreckt, um auf die Personen zu zeigen.
    Der Koch und die beiden Kellnerinnen waren ebenfalls geblieben. An ihren Gesichtern konnte ich ablesen, daß sie in die Einzelheiten dieses Vorgangs nicht eingeweiht waren.
    Vor einem Mann mit schütterem Haar blieb ich stehen. Er saß auf seinem Stuhl. Das Jackett hatte er abgelegt und
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