Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1114 - Der Pestmönch

1114 - Der Pestmönch

Titel: 1114 - Der Pestmönch
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
seid!«
    Überrascht blickten wir ihn an. Sukos Gesichtsausdruck bewies uns, wie ernst es ihm war.
    »Warum denn?« fragte Glenda.
    »Ich kenne ihn. Ich habe ihn praktisch hergeholt. Aber ich weiß auch, daß jeder, der ihn anfaßt, sich mit den Bazillen der Pest infiziert. Das hat er mir gesagt auf dem Weg hierher, und ich glaube ihm. Schaut euch Lorenzo an. Er ist bereits infiziert worden, und ich weiß auch, was jetzt geschieht.«
    »Und was?«
    »Er wird sterben, John.«
    »An der Pest?«
    »Ja. Er stirbt. Und das passiert vor unser aller Augen.«
    »Du meinst jetzt?« fragte Glenda.
    »Ja, hier und jetzt. Du hast dich nicht geirrt. Er wird sterben. Er hat sich zu weit vorgewagt. Er setzte auf das falsche Pferd, wie man so schön sagt. Er glaubte dem Teufel, und es hat auch alles geklappt, aber er rechnete nicht damit, daß sein Helfer, der dem Teufel ebenfalls treu ergeben war, von starker Reue befallen wurde. Der Pestmönch möchte nicht mehr existieren. Er will ebenfalls sterben. Er hat sich einmal auf die falsche Seite gestellt und bereut es seit Jahrhunderten. So und nicht anders ist es zu sehen. Es ist seine letzte Aufgabe, um der Seele Ruhe zu geben.«
    »Wir können Lorenzo nicht aufgeben!« rief ich.
    »Zu spät, John.«
    Ich war davon nicht überzeugt. Ich ließ mir nicht gern das Blatt aus der Hand nehmen. »Wenn ich den Pestmönch mit meinem Kreuz vernichte, dann ist Lorenzo frei.«
    »Was bringt uns das?«
    »Wieso?«
    Suko trat noch dichter an mich heran. »Ich denke, du hast mir nicht zugehört, John. Es hat keinen Sinn mehr. Der Mönch hat Lorenzo berührt. Er hat die Pest auf ihn übertragen.«
    »Wie bei den alten Leuten hier?«
    »Nein, stärker.«
    »Dann besteht für sie Hoffnung?«
    »Das denke ich. Ich hoffe, daß die Köpfe abfaulen. Ansonsten müssen wir es versuchen. Sie haben den Pest-Bazillus in sich. Ja, die alte Dämonenpest. Die Bazillen waren in einem Drink versteckt. Ich habe vieles erfahren, doch der direkte Kontakt ist der schlimmste. Und der besteht nun mal zwischen den beiden. Ich weiß auch, daß sich die Pest rasend schnell ausbreitet.«
    »Ja, ja…«, hauchte Glenda. »Mein Gott, schaut nur hin. Das ist ja furchtbar.«
    Wir drehten die Köpfe. Beim ersten Hinsehen sah die Szene keinesfalls so schlimm aus. Das änderte sich bei genauerer Betrachtung. Beinahe wie ein Liebespaar hielten sich die beiden umfangen.
    Lorenzo war auch nicht in der Lage sich zu wehren.
    Die linke Kralle des Pestmönchs strich über sein Gesicht hinweg. Die spitzen Nägel drangen in die Haut ein und rissen sie auf. Blut sickerte aus langen Wunden, während der Pestmönch leise vor sich hinlachte, den Kopf dann drehte, so daß er Lorenzo aus nächster Nähe anschauen konnte und etwas tat, was uns erschreckte.
    Er küßte ihn!
    Und Lorenzo wehrte sich nicht. Er nahm den Pestkuß des Kuttenträgers hin. Die Lippen saugten sich an seinem Mund fest. Sie zogen die Lippen des Menschen nach vorn, dessen Gesichtshaut Ähnlichkeit mit einer Gummimaske erhielt, weil sie so gedehnt wurde.
    Erst nach einer Weile löste der Pestmönch seine Lippen vom Mund des Menschen.
    Lorenzo fiel zurück in den Griff.
    Er stöhnte. Über seine Lippen drangen Laute, die einfach furchtbar waren.
    Nicht nur sein Gesicht war gezeichnet. Die Pest brach an seinem gesamten Körper aus. Auf der Haut bildeten sich Blasen und dicke Geschwüre.
    Sie brachen auf.
    Eine Flüssigkeit, die eklig stank, spritzte hervor. Immer mehr Geschwüre bedeckten die Haut, und das Gesicht verlor allmählich das menschliche Aussehen.
    Neben uns drehte sich Glenda weg. Sie wollte nicht hinschauen, aber ich starrte gebannt auf diesen grauenhaften Vorgang. Der Pestmönch rächte sich auf seine Weise. Er hatte den Menschen Lorenzo völlig verändert, aber er hielt ihn in seinem Griff.
    Von den Händen des Mannes tropfte es herab. Immer wieder brachen Geschwüre neu auf. Ein ekliger Gestank umwehte die beiden als eine unsichtbare Wolke.
    Der Mönch zerrte ihn weg.
    Ich tat nichts. Sukos mahnende Worte hatten mich überzeugt. Schließlich war er besser informiert.
    So schauten wir zu, wie der Pestmönch mit seiner Beute verschwand.
    »Wohin geht er?« flüsterte Glenda.
    »In seine Welt«, antwortete Suko. »In seine Dimension.«
    »Die ist unten im Keller?«
    »Es gibt ein Tor im Waschraum.«
    Vor der Treppe blieb der Mönch noch einmal stehen. Am Kopf seines Opfers vorbei schaute er zurück. Noch einmal wollte er seine Blicke über uns gleiten lassen, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher