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1111 - Der Maskenmann

1111 - Der Maskenmann

Titel: 1111 - Der Maskenmann
Autoren: Jason Dark
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darzustellen.
    Das Blut aus dem See!
    Jetzt war es hier…
    Niemand hatte ihr geglaubt. Sie wußte, daß sie heimlich ausgelacht worden war. Aber dieser Gehängte war kein Trugbild, auch wenn sie es sich noch so stark wünschte.
    Melody traute sich nicht, die Gestalt zu berühren. Längst war ihr ein schrecklicher und zugleich unvorstellbarer Gedanke gekommen, den sie nicht zu Ende denken wollte…
    Die Füße schwebten etwa eine halbe Armlänge über dem Boden. Der Gehängte war trotzdem nicht tot, obwohl dies eigentlich sein mußte. Sie konnte es nicht akzeptieren. In ihrem Innern brodelte es, und ihr Kopf schmerzte plötzlich.
    Melody Scott befand sich in einem ungewöhnlichen Zustand zwischen Faszination und Angst. Der Druck war kaum noch auszuhalten, aber sie floh nicht, denn sie sah, daß die roten Bälle im schwarzen Schattengesicht nicht mehr starr blieben.
    Sie begannen, sich zu bewegen. So etwas wie Leben war in sie hineingeglitten, und die kleineren Bälle in Höhe des Mundes, zogen sich plötzlich in die Breite.
    Wollte der Gehängte grinsen?
    Nein, es passierte etwas anderes. Der Gehängte sprach sie an. Er brachte die Worte knurrend hervor, und sie verstand jeden Buchstaben.
    »Willkommen, liebe Melody…«
    Das war er. Das war… das war Jerry Randall!
    ***
    Melody Scott schrie nicht, obwohl sie das Gefühl hatte, es zu tun. Sie stand auf der Stelle und fühlte sich wie von zahlreichen Nadeln durchbohrt.
    Ein Toter hatte zu ihr gesprochen. Und zugleich jemand, der sich erhängt hatte oder aufgehängt worden war. Wobei er dem Tod entwischt war, was für die einsame Zeugin nicht zu fassen war.
    »Willst du mich nicht begrüßen, Melody?«
    Wieder die Stimme. Keine Täuschung. Sie hatte sich sogar mehr der ihres Freundes angeglichen, als wollte ihr Jerry beweisen, daß er noch längst nicht tot war.
    Der jungen Frau wurde es schwindelig. Sie wußte nicht, was sie tat. Atmete sie? Hielt sie die Luft an? Stand sie noch dort, wo sie stehengeblieben war oder konnte sie alles vergessen?
    Aus der nahen Umgebung hörte sie nichts. Die Stille war noch immer tief, aber die Arme der Gestalt blieben nicht mehr steif neben dem Körper hängen.
    Er winkelte sie an.
    Melody wollte nicht, daß er sie anfaßte. Das hatte er auch nicht vor. Er führte seine Hände, die in Handschuhen steckten, hoch zum Hals und zerrte an der Schlinge.
    Zu helfen brauchte Melody ihm nicht. Er schaffte es auch ohne fremde Hilfe, sich zu befreien und sprang dann zu Boden. »Mir ist so kalt«, flüsterte er ihr zu und breitete die Arme aus wie um sie in die Arme zu schließen.
    Melody war verwirrt. Sie wußte nicht, was sie tun konnte oder sollte. Hier gab es nichts, was durch logisches Nachdenken zu erfassen war. Sie mußte die Dinge einfach laufen lassen und durfte sich selbst nicht einmischen. Nur nicht aktiv werden, obwohl sie diesen Alptraum gern losgeworden wäre. Eines allerdings stand fest.
    Es gab ihn! Es gab Jerry Randall. Er war zwar tot - offiziell -, aber er war trotzdem nicht tot, und er war sogar zu ihr zurückgekehrt. Nur würde ihr das niemand glauben.
    Seine Stimme zu hören, hatte sie geschockt. Ohne es richtig begreifen zu können, wich sie langsam zurück und blieb erst stehen, als sie mit dem Rücken die wippenden Zweige eines Nadelbaumes berührte. Die Spitzen stachen durch das dünne T-Shirt in ihren Rücken.
    Er sprach wieder. Melody mußte sich sehr anstrengen, um seine Worte zu verstehen. »Nein, nicht doch. Du willst doch nicht vor mir fliehen…«
    Sie wollte es, aber sie konnte es nicht. Sie starrte die Gestalt nur an. Es war ihr einfach unbegreiflich, wie so etwas überhaupt leben konnte. Wobei Leben nicht das richtige Wort war. Er existierte, das war alles.
    Und er kam auf sie zu.
    Seine Bewegungen waren schlenkernd und trotzdem noch steif. Woher er diesen Trenchcoat und den dunklen Hut mit der breiten Krempe hatte, wußte sie nicht. Er war für sie kein Mensch mehr, und sie konnte sich auch nicht vorstellen, daß dieses Gesicht von einer Maske verdeckt wurde. Es war echt. Es hatte sich einfach verändert. War durch irgendein Ereignis mutiert. Etwas anderes konnte sich die junge Frau nicht vorstellen. Er war in das kalte Seewasser gesprungen, und irgendwo in der Tiefe auf dem mit Schlamm bedeckten Grund hatte es ihn dann voll erwischt.
    Der Abstand zwischen ihnen verringerte sich immer mehr. Die roten Blutkreise in seinem Gesicht bewegten sich leicht. Sie drehten sich. Sie strahlten etwas ab, und die kleineren
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