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1111 - Der Maskenmann

1111 - Der Maskenmann

Titel: 1111 - Der Maskenmann
Autoren: Jason Dark
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aus einer fernen Welt stammten.
    Sie ging weiter.
    Es war jetzt schwierig geworden. Sie mußte sich durch die Nadelbäume drücken. Es gab keine Zwischenräume, denn die waren beinahe ineinander verwachsen. Um weiterzukommen, mußte sie schon die Zweige zur Seite drücken.
    Die Spitzen kratzten über ihre Haut hinweg. Sie wuchsen auch so hoch, daß Melody ihr Gesicht schützen mußte, als sie vorging.
    Die Eiche stand nicht direkt hinter den Nadelbäumen, auch wenn es vom Fenster aus so ausgesehen hatte. Sie wuchs auch nicht mehr auf dem elterlichen Grundstück, sondern gehörte zu dem des Nachbarn, dessen Haus aber von einer hoch wachsenden Hecke verdeckt wurde. Nur ein schwaches Licht war dort zu sehen.
    Kleine Nadeln, die piekten. Biegsame Zweige, die nach ihr schlugen. Die Natur machte es ihr so schwer wie möglich, um an das Ziel zu gelangen.
    Aber sie schaffte es. Wenn sich Melody etwas in den Kopf gesetzt hatte, führte sie es auch durch.
    Schon kurze Zeit später hatte sie das Hindernis überwunden und sah die Eiche direkt vor sich.
    Es gab noch Platz zwischen ihr und den Nadelbäumen, so daß Melody zwei Schritte gehen mußte, um die ersten Zweige anfassen zu können.
    Sie tat es und blieb stehen.
    Nichts bewegte sich mehr. Es gab keinen Wind, der sie und den Baum gestreichelt hätte. Die Dunkelheit des Abends hatte alles einschlafen lassen.
    Melodys Augen hatten sich längst an dieses graue Licht gewöhnt. Auch an die blassen Farben am Himmel, die das Mondlicht nachgezeichnet hatte.
    Breite Äste. Ausladend. Dazwischen und mit ihnen verbunden die schmaleren Zweige. Das Laub war dicht. Noch sehr grün. Frisch wie extra für diesen Sommer geschaffen.
    Sie blickte nach vorn. Die Zweige des Baumes begannen erst in Kopfhöhe. Bis dahin war ihr der freie Blick auf den Baumstamm erlaubt.
    Melodys Magen zog sich zusammen. Plötzlich schlug ihr Herz noch schneller. Schweiß brach ihr aus. Das Blut wich aus ihrem Gesicht. Sie hatte etwas gesehen und merkte jetzt auch wieder den Wind, der sie erwischt hatte.
    Er war nicht ihretwegen aufgekommen. Es gab einen anderen Grund, denn es bewegte etwas in ihrer Nähe.
    Eine Gestalt.
    Dunkel, sehr dunkel sogar. Aber nicht unförmig. Kein Klumpen, denn diese Gestalt besaß Umrisse, die Melody kannte. So sah ein Mensch aus.
    Sie trat näher, obwohl sie am liebsten Hals über Kopf verschwunden wäre. Sie sah etwas, was es nicht geben durfte, denn diese Gestalt war ein Mensch.
    Nein, sie schrie nicht, obwohl sie etwas entdeckte, das für sie grausam war. Die Person berührte nicht den Boden. Was das bedeutete, war ihr augenblicklich klar.
    Jemand hatte sich erhängt!
    ***
    Melody bewegte sich nicht vom Fleck, der Blick klebte an dieser düsteren Person, die dennoch etwas heller war als der nächtliche Hintergrund.
    Etwas umfauchte sie. Nichts Fremdes. Es war nur der eigene Atem, der stoßweise aus ihrem offenen Mund gedrungen war.
    Warum laufe ich nicht schreiend weg? dachte sie. Warum drehe ich denn nicht durch, verdammt?
    Die Fragen schlugen auf sie ein und ließen ihren Kopf dröhnen. Eine Flucht vor dem Schrecklichen wäre normal gewesen, doch Melody tat genau das Gegenteil.
    Sie ging auf die Gestalt zu.
    Deutlicher war sie zu sehen. Da hing keine nackte Person. Es war ein Mann, den sie sah, und er hatte sogar einen Hut auf. Darunter befand sich das Gesicht. Es lag so tief im Schatten, daß sie keine Einzelheiten erkannte. Es war irgendwie verschwommen. Die Arme des Gehängten hingen steif an den beiden Körperseiten herab nach unten. Hände waren vorhanden, allerdings ohne Haut. Ihr kam in den Sinn, daß diese Person Handschuhe trug.
    Melody hörte sich stöhnen. Nein, sie kam nicht mehr weg. Der Unheimliche zog sie an. Seltsamerweise kam ihr nicht der Gedanke, daß er tot war.
    Dann passierte etwas Unglaubliches, das die erste Tatsache noch in den Schatten stellte. Unter der Hutkrempe, wo das Gesicht schwarz wie Kohle war, bewegte sich etwas. Gewisse Dinge zogen sich zusammen. Haut oder was immer es sein mochte. Zugleich breitete sich die Masse auch aus, und aus ihr hervor wurde etwas in die Höhe gedrückt.
    Nicht dunkel - farbig.
    Rot!
    Rote Kugeln. Vergleichbar mit Blut. Blutkugeln, die Melody bereits einmal aus der Tiefe des Sees an die Oberfläche hatte steigen sehen. Sie malten sich im Gesicht ab. Zwei größere, wo normalerweise die Augen eines Menschen zu sehen sind, und kleineren, die sich darunter längs und quer verteilten, um eine stilisiertes Gesicht
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