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1111 - Der Maskenmann

1111 - Der Maskenmann

Titel: 1111 - Der Maskenmann
Autoren: Jason Dark
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gerahmte Kalenderblätter, die Couch mit dem bunten Bezug - all das verlieh dem Raum eine freundliche Note.
    So war es auch vorgesehen, doch für Melody war diese Umgebung nur noch düster. Ein Schatten hatte sich über ihr Leben gelegt und ließ sich auch nicht wegziehen.
    Melody blieb noch eine Weile im Sessel sitzen, bevor sie aufstand und an das Fenster trat. Sie ging mit sehr vorsichtigen Schritten und setzte die Füße nur so eben auf.
    Sie schaute in den Garten, dessen Fläche zumeist von einem dichten grünen Rasen bedeckt wurde.
    Er war beinahe so dunkel wie der Lake Greenwater. Ihre Eltern hatten sich keinen großartigen Garten anlegen wollen. Viele Beete und Blumen hätten einfach zuviel Arbeit bei der Pflege bedeutet.
    Dichte Nadelbäume grenzten den Garten ein. Sie sahen aus wie finstere Aufpasser, die alles abgrenzen wollten, um nur niemand auf das Grundstück zu lassen.
    Der Garten schwieg. Kein Laut war zu hören. Nicht einmal das Zirpen einer Grille.
    Es dunkelte immer stärker. Ganz finster würde es nicht werden, denn es herrschte Vollmond. Zudem lagen Wolken am Himmel, so daß er stets von einem bleichen Lichtschein bedeckt war. Ein Wetter mit unheimlichem Anblick, wie Melody fand.
    Überhaupt war die Welt für sie unheimlich geworden. Sie konnte das Verschwinden ihres Freundes nicht vergessen und würde es auch nicht vergessen können. Immer wieder würde sie das Bild sehen.
    Wie er auf dem Ast gestanden hatte, ins Wasser gesprungen war und ihr noch einmal zugewinkt hatte.
    Dann war es vorbei gewesen. Nichts mehr. Es war auch nichts angeschwemmt worden. Jerry war und blieb verschwunden.
    Genau das wollte Melody nicht wahrhaben. Sie mußte die Tatsache akzeptieren, aber sie hatte zugleich das Gefühl, Jerry bei sich zu sehen.
    Er war da.
    Er war zu spüren.
    Etwas umwehte sie.
    Vielleicht Erinnerungen, die so konkret geworden waren. Sie wollte nicht akzeptieren, daß es ihren Freund nicht mehr gab. Er war zu jung gewesen, um einfach zu verschwinden und von der Erde abzutauchen. Es war auch nicht mit rechten Dingen zugegangen. Mochte der See auch tief sein und mochten die Männer auch ihr Bestes gegeben haben, als sie ihn durchsucht hatten, irgend etwas mußten sie dabei übersehen haben. Davon ging Melody Scott jetzt aus.
    Nur was?
    Sie wußte es nicht, da sie sich nicht in das dunkle Wasser hineingetraut hatte. Bis zum heutigen Tag noch nicht. Doch das konnte sich ändern.
    Noch immer stand sie als Silhouette am Fenster und schaute hinein in den Garten. Er war so anders.
    Geheimnisvoll, dunkel, sehr schattig in der Umgebung der Nadelbäume, in die sich ein anderer Baum verirrt zu haben schien.
    Es war eine Eiche. Ein sehr alter Baum mit dickem Stamm und krustiger Rinde. Melodys Vater hatte den Baum nicht gepflanzt. Er hatte schon immer dort gestanden und mehr an ein Denkmal erinnert. Ein großer Baum mit mächtigem Geäst und einer sehr hohen Krone, deren grüne Blätter gesund aussahen. Er paßte nicht zu den Nadelbäumen, doch ihn einfach abzuholzen, das hätte sich niemand getraut. Und so stand er ebenfalls wie ein Aufpasser, der auf die kleineren Geschwister achtgeben sollte.
    Die Krone bildete ein dunkles Rund. Melody richtete den Blick ihrer hellen Augen dorthin. Der Baum war für sie der Beweis, wie alt auch das Leben in der Natur werden konnte. Nicht das eines Menschen, doch ihr Freund war zu früh gegangen, um nicht wieder zurückzukehren.
    Nie mehr! Nie mehr?
    Sich diese Frage zu stellen, war für Melody schlimmer als schlimm. Es war einfach grauenvoll, und sie wollte es nicht akzeptieren.
    Ohne daß sie sich dessen bewußt wurde, flüsterte sie den Namen ihres Freundes. Sie schickte ihn hinaus in den Garten. Ein Flüstern und Wispern, das über die Wiese hinwegwehte und auch die Bäume erreichte.
    Er gab keine Antwort.
    Nichts raunte zurück. Die Dunkelheit war wie ein Gefängnis, das alles festhielt. Sie hätte sich zurückziehen und das Fenster schließen können, nur das hätte eine gewisse Kraft erfordert, die bei ihr nicht mehr vorhanden war. So blieb sie stehen und schaute weiterhin in den einsamen Garten hinein.
    Licht gab es nur wenig. Nicht im Garten. Sie hätte die wenigen Lampen einschalten können. Das wollte sie nicht. Es ging ihr gegen den Strich und paßte einfach nicht.
    So wartete sie ab, schaute in die Dunkelheit und fragte sich zwischendurch immer wieder, wenn der Kopf nicht gedankenleer war, weshalb sie hier stand.
    Stehen und schauen. Gedanken nachhängen. Mit der
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