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111 - Wenn das Grauen sich erhebt

111 - Wenn das Grauen sich erhebt

Titel: 111 - Wenn das Grauen sich erhebt
Autoren: A.F.Morland
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nächtlichen Ausflug in den verbotenen Trakt.
    Niemand konnte ihr beistehen, wenn sie Hilfe brauchte.
    Sie legte die Hand auf das rissige Holz des Türrahmens und versuchte herauszufinden, was sie dort unten erwartete.
    Eine Gefahr, die man kennt, ist nur halb so gefährlich, sagt man. Mirjana hätte sich darauf einstellen können.
    Doch aus der tückischen Dunkelheit kam nichts, woraus sie hätte Schlüsse ziehen können.
    Worauf mußte sie gefaßt sein? Mirjana kniff die Augen mißtrauisch zusammen. Allmählich bekam ihre Angst wieder Oberwasser. Doch die Furcht war noch nicht so groß, daß sie sie zur Umkehr bewegen konnte.
    Sie trat durch die Tür. Es war irgendwie ein endgültiger Schritt. Ein Zurück schien es nun nicht mehr zu geben.
    Mirjana vermeinte, in eine andere Welt zu treten. In eine Welt voller Bosheit, Grauen und tödlicher Gefahren.
    Ich befinde mich im Vorzimmer der Hölle! dachte das Mädchen.
    Hinter ihr bewegte sich wieder die Tür - zuerst langsam, dann immer schneller, und schließlich fiel sie mit einem dumpfen Knall, der bestimmt im ganzen Schloß zu hören war, zu.
    Mirjana zuckte herum. Der Knall würde jemanden wecken. Vielleicht die Internatsleiterin Miß Blair Sheene, eine äußerst gewissenhafte Frau, die aus ihrem Zimmer kommen und nach dem Rechten sehen würde.
    Was wußte Miß Sheene über den verbotenen Trakt? Hatte sie ihn selbst schon mal betreten?
    Kälte kroch in Mirjanas nackte Füße. Sie versuchte, die zugefallene Tür zu öffnen, Es ging nicht. Was nun?
    Mirjana rüttelte an der Klinke, wurde immer wilder, aber es nützte ihr nichts. Sie saß in der Falle.
    Langsam drehte sie sich um. Es mußte noch einen anderen Fluchtweg geben. Vorsichtig tastete sie sich eine Treppe hinunter, und ihr schien, als würde ihre Anwesenheit hier unten für einige Aufregung sorgen.
    Etwas jagte durch die Dunkelheit. Dann war für kurze Zeit nur das Schlagen von Mirjanas Herz zu hören.
    Über dem Mädchen wölbte sich eine dunkelgraue Steindecke, von der Spinnweben herabhingen.
    Mirjana bog um eine Ecke, und im selben Moment war ihr, als hörte sie jemanden schwer atmen. Eine unangenehme Gänsehaut spannte sich jäh über ihren Rücken, Zwischen dunklen Steinquadern ragte ein »zweistöckiges« Fenster auf, das waagerecht in vier gleiche Teile geschnitten war.
    Schmutz bedeckte das Glas, so daß nur wenig Licht hindurchsickern konnte, Es ist hier! raunte dem Mädchen eine innere Stimme zu. Du hast dein Ziel erreicht.
    Mechanisch machte Mirjana die nächsten Schritte und stieß mit dem linken Fuß gegen eine schwere, dickgliedrige Kette.
    Eine zweite schwarze Kette lag daneben. Sie endete - wie die andere - in einer Handschelle.
    War das das Verließ? Wer war hier einst gefangengehalten worden? Mirjana stieg über die Ketten.
    Als sie das untere Treppenende erreichte, hörte sie die schweren Ketten rasseln und klirren.
    Wer bewegt sie?
    Mirjana drehte sich nervös um und sah, wie die Handschellen hochstiegen und wie sich die Ketten mit einem Ruck spannten.
    Dem Mädchen stockte der Atem.
    Fledermäuse tauchten auf. Sie schwirrten am hohen Fenster vorbei und verschwanden sofort wieder.
    Die Dunkelheit schien sie aufgesaugt zu haben. Nur für wenige Augenblicke war Mirjana abgelenkt gewesen.
    Als sie ihren Blick nun wieder auf die Ketten richtete, stand ein Mann zwischen ihnen!
    ***
    Er war alt, hatte schütteres weißes Haar und sah grauenerregend aus. Er wirkte ausgemergelt und abgezehrt.
    Viel Leid schien er schon ertragen zu haben, das drückte sein faltiges Gesicht aus.
    Und die Erscheinung war - transparent! Ja, Mirjana konnte durch den Mann hindurchsehen.
    Es gab also einen echten Spuk in Black Manor, Deshalb war es den Schülerinnen untersagt, diesen Trakt zu betreten.
    Wer mochte dieser Mann sein? Einer der früheren Schloßbesitzer? Warum hatte man ihn in Ketten gelegt?
    Er hob die Hände, und Mirjana sah lange Krallen an seinen Fingern. Sie konnte in den dunklen Höhlen keine Augen erkennen, fühlte sich von dem Unheimlichen aber dennoch haßerfüllt angestarrt.
    Das Mädchen wich zwei Schritte zurück. Sie dachte, das würde reichen. Immerhin war der Schreckliche angekettet.
    Aber die Ketten gaben nach! Der Unheimliche wuchtete sich vorwärts, und seine Krallen gruben sich in den Stoff ihres Nachthemds.
    Mirjana stieß einen entsetzten Schrei aus und sprang zur Seite. Der graue Unhold wollte sie ergreifen.
    Nur mit großer Mühe gelang es ihr, sich vor seinen immer wieder zupackenden
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