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111 - Wenn das Grauen sich erhebt

111 - Wenn das Grauen sich erhebt

Titel: 111 - Wenn das Grauen sich erhebt
Autoren: A.F.Morland
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vorbeizukommen! überlegte Tuvvana schlotternd vor Kälte und Angst. Sie zappelte mit den kurzen Beinen, damit sie nicht gefühllos wurden, und hoffte, daß ihr Feind bald die Tür öffnen würde, denn je länger er damit wartete, desto unbeweglicher wurde sie.
    Tuvvana vernahm hinter sich plötzlich ein dünnes Fiepen. Ihr Herz übersprang einen Schlag.
    Hatte der Dämon Ratten geschaffen? Sollten sie für ihn die blutige Arbeit tun?
    Die Kleine fuhr herum. Wenn sie nicht gewußt hätte, wozu Dämonen imstande waren, hätte sie jetzt an ihrem Verstand gezweifelt.
    Am Telefonkabel hing ein Hörer, der sich verändert hatte und sich weiter veränderte!
    Im Moment hatte er nur einen Frettchenkopf! Aber er wurde immer lebendiger. Seine Oberfläche bedeckte sich mit einem braunen Fell - der Hörer wurde zu einem Körper, bekam vier Beine, und in den Augen des kleinen Tieres war die Glut der Hölle zu erkennen.
    Wieder fiepte das Höllenfrettchen. Am Kabel hängend bäumte es sich auf. Tuvvana wich zurück, als das Tier ihr entgegenschwang.
    Aber die Telefonzelle war zu eng, um sich vor dem bissigen Tier in Sicherheit bringen zu können.
    Blitzschnell war das Frettchen, Es sprang auf die Telefonbücher und stieß sich ab.
    Tuvvana ließ sich gegen die Zellenwand fallen und riß schützend die Arme hoch. Das Frettchen setzte die Krallen ein.
    Tuvvana schrie auf und schüttelte das angriffslustige Tier ab. Es konnte nicht auf den Boden fallen, denn es war nach wie vor mit dem Telefonkabel verbunden.
    Jetzt kletterte das Frettchen an Tuvvana hoch. Die Kleine schlug wie von Sinnen um sich, konnte sich der raschen Attacken des Tieres jedoch nicht erwehren.
    Tuvvana sank an der undurchsichtigen Glaswand nach unten. Mehrmals wurde sie von dem Höllenfrettchen gebissen.
    Das Tier sprang auf ihren Kopf und auf ihre Schultern. Tuvvana wehrte sich kaum noch.
    Sie bekam mit, daß das Tier mehrmals um ihren Kopf herumflitzte, und da es am Telefonkabel hing, schlang sich dieses um Tuvvanas Hals.
    Die Kleine bekam keine Luft! Entsetzt und verzweifelt versuchte Tuvvana, sich vom Kabel zu befreien.
    Sie wollte die Finger darunterschieben, doch die Ohnmacht war schneller.
    Als ihr schwarz vor den Augen wurde, hatte ihre schreckliche Angst ein Ende..
    ***
    »Ich muß weg!« sagte Cruv mit belegter Stimme.
    Tucker Peckinpah, der sechzigjährige Industrielle, nahm die dicke Zigarre aus dem Mund und musterte den häßlichen Gnom.
    »Irgendein Problem?« fragte er.
    »Tuvvana rief soeben an. Sie hat Angst. Jemand verfolgt sie. Sie befindet sich in einer Telefonzelle in Soho und wartet auf mich«, sagte Cruv.
    »Soll ich mitkommen?« fragte Tucker Peckinpah.
    Der Knirps schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das ist nicht nötig, Sir.«
    »Na, dann beeilen Sie sich mal, und bringen Sie Ihre kleine Freundin wohlbehalten nach Hause.«
    Cruv eilte aus dem Raum, und Tucker Peckinpah biß verdrossen in die Zigarre, »Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben…« brummte er, Cruv holte seinen schwarzen Ebenholzstock mit dem kinderfaustgroßen Silberknauf. Es handelte sich um eine Waffe, mit der der kleine Mann hervorragend umzugehen wußte.
    Er setzte seine schwarze Melone auf und stürmte aus dem Haus. Wenig später saß er in Tucker Peckinpahs silbernem Rolls Royce und verließ das Anwesen des Industriellen, Inzwischen kannte Cruv die Stadt wie seine Westentasche. Er wußte, auf welchen Routen man selbst während der gefürchteten Rush hour noch zügig vorwärtskam, und er kannte auch die kürzeste Strecke, die zu Tuvvanas derzeitigem Aufenthaltsort führte.
    Cruv fuhr schnell, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden. Er war umsichtig und steuerte den riesigen Wagen, in dem er noch kleiner aussah, als er ohnedies war, äußerst souverän.
    Eine latente Angst hielt ihn umfangen: Er befürchtete unterschwellig ständig, Tuvvana zu verlieren.
    Wirrnisse auf Coor hatten sie schon einmal getrennt. Sie hatten sich aus den Augen verloren, und Cruv hatte ein sehr einsames Leben geführt.
    Er hatte damals geglaubt, Tuvvana nicht wiederzusehen, ja, er hatte sie sogar für tot gehalten, und sie hatte auch angenommen, daß er nicht mehr lebte.
    Um so größer war ihre Freude gewesen, als sie einander wiederbegegneten, und nun wollte Cruv seine Tuvvana für immer behalten.
    Aber diese Angst ließ ihn nicht los. Er sprach mit niemandem darüber und versuchte sich einzureden, daß er sich unbegründet Sorgen machte, doch wer kann schon aus seiner Haut?
    Cruv
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