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1105 - Glendas Totenhemd

1105 - Glendas Totenhemd

Titel: 1105 - Glendas Totenhemd
Autoren: Jason Dark
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dieser Verdacht zu einer schrecklichen Wahrheit geworden. Sie würde beim Tragen des Kleides verbrennen.
    Die Tür. Der Fluchtweg. Das war der einzige Ausgang aus diesem Dilemma. Die Frau drehte sich der Tür zu. Ihr fiel auf, welche Mühe sie aufbringen mußte, um es überhaupt zu schaffen. Auch das lag am Kleid, denn es war schwerer geworden.
    Der Griff zur Klinke.
    Alles passierte langsamer als sonst.
    Unsichtbare Kräfte schienen sie zurückhalten zu wollen, und die Stimmen in ihrem Kopf hatten sich verstärkt.
    Sie waren zu regelrechten Schreien geworden und gleichzeitig zu einem schrecklichen Chor.
    »Komm zu uns… komm zu den Toten… wir mögen dich… wir wollen dich… wir warten auf dich…«
    Nein, nein, nein! In ihrem Kopf tobten die Gedanken. Das kann und das darf nicht sein! Ich bin nicht verrückt, verflucht noch mal. Ich bin normal. Ich will nicht durchdrehen. Ich bilde mir das alles nur ein, ja es ist nur Einbildung.
    Cordelia Miller riß den Mund auf. Sie glaubte, einen Schrei auszustoßen, tatsächlich aber drang nur ein heißes und auch heiseres Fauchen aus ihrem Mund. Der Atem war zu einer Lohe geworden und fauchte wie bei einem Raubtier.
    Noch einmal startete sie einen Versuch. Es war vergeblich. Die Klinke ließ sich nicht bewegen. Sie mußte von der anderen Seite verkantet worden sein, und das konnte nur diese verdammte Besitzerin Isabella getan haben.
    Cordelia atmete tief ein, aber sie hatte dabei den Eindruck, heiße Luft auszuatmen. Sie riß ihre Kräfte zusammen und brüllte mit einer so laut wie eben möglichen Stimme: »Aufmachen! Aufmachen! Laßt mich hier raus, verdammt…!«
    Niemand hörte sie oder wollte sie hören. So sehr sie sich bemühte, die Tür blieb verschlossen. Auch als sich Cordelia dagegenwarf, sprang sie nicht aus dem Schloß.
    Die Frau war und blieb gefangen. Wie ein Tier kam sie sich vor, das in der Falle steckte. Die Kabine war zu einem Gefängnis geworden, aus dem es für sie kein Entrinnen mehr gab. Und sie merkte, wie die Schwäche in ihr immer mehr zunahm. Sie konnte nichts dagegen tun. Die andere Seite, die sie überhaupt nicht begreifen konnte, war zu stark.
    Cordelia taumelte zurück. Es war ihr nicht mehr möglich, zu reden. Ihr Mund stand weit offen. Die Geräusche, die daraus hervordrangen, erinnerten sie an Tierlaute, und über ihre Lippen hinweg strömte eine heiße Luft, die ebenfalls im Innern ihres Körpers geboren wurde.
    »Gleich bist du bei uns… gleich bist du bei uns… bei uns in der Hölle…«
    Wieder hörte sie die verdammten Stimmen irgendwelcher Wesen oder Personen, die sie nicht zu Gesicht bekam. Sie waren weit weg und trotzdem so nah.
    Cordelia drehte sich auf der Stelle. Noch in der Bewegung bekam sie den nächsten Hitzeschub mit.
    Sie spürte ihn wie den Schlag mit einer feurigen Hand. Er jagte über und durch ihren Körper. Es war reiner Zufall, daß sie dabei vor dem langen Spiegel stand und sich von Kopf bis Fuß sehen konnte.
    Noch immer trug sie das Kleid. Aber es hatte sich verändert. Es war nicht mehr so blaßweiß, sondern schimmerte wie das Rot glühender Kohlen.
    Es brannte, aber es stand nicht in Flammen. Nirgendwo züngelten sie hoch, die Glut verwandelte sich nicht mehr. Sie blieb auf das Kleid und den Körper beschränkt.
    Cordelia schrie wieder, weil die Qualen einfach zu groß wurden. Tausend Messer zugleich bohrten sich mit ihren glühenden Spitzen in den Körper. Vom Kopf bis hin zu den Füßen. Ihre Haut bekam plötzlich Risse. Die Schmerzen nahmen noch zu. Sie hörte sich schreien, und es waren Schreie, wie Cordelia sie nicht einmal im Kino bei einem Horrorfilm gehört hatte.
    Dann drehte sich die Welt vor ihren Augen. Sie selbst glaubte, den Boden unter den Füßen verloren zu haben und jetzt ins Leere zu treten. Der Spiegel veränderten sich inhaltlich. Oder hatte sie sich so verändert? Sie sah etwas brennen, von der Glut dahintreiben, konnte jedoch nicht genau erkennen, was es war.
    In diesem Augenblick hörte ihr Herz auf zu schlagen. Nichts funktionierte mehr in ihrem Körper.
    Sie hielt sich nicht mehr auf den Beinen und brach zusammen, wo sie stand.
    Das Kleid umgab noch immer ihren Körper. Es war die zweite und auch die tödliche Haut, und es war tatsächlich für die Käuferin zu einem Totenhemd geworden.
    Eingepackt in das Kleid lag sie als Bündel Mensch auf dem Boden, und der tote Körper glühte langsam aus…
    ***
    Suko hatte unser gemeinsames Büro schon verlassen, Sir James befand sich ebenfalls
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