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1105 - Glendas Totenhemd

1105 - Glendas Totenhemd

Titel: 1105 - Glendas Totenhemd
Autoren: Jason Dark
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hätte diese Person nicht bei dieser Firma angerufen.«
    »Es war übrigens eine Frau.«
    »Na bitte.«
    »Was heißt das?«
    Ihre Stimme hatte leicht wütend geklungen, und ich winkte schnell ab. »Nichts gegen die Frauen, Glenda, aber völlig allein hat sie wohl nicht gelebt.« Ich hob den Hörer ab. »Was ist? Sollen wir nachforschen oder nicht?«
    »Jetzt hast du mich auch neugierig gemacht.«
    Ich rief bei der entsprechenden Stelle an und erkundigte mich, ob in der letzten Woche ein Verbrechen geschehen war, das in einem Zusammenhang mit einer gewissen Cordelia Miller gestanden hatte. Man versprach mir, nachzuschauen und zurückzurufen.
    »Mehr können wir nicht tun«, sagte ich.
    Glenda hatte mittlerweile Sukos Platz eingenommen. Sie schaute mich über den Schreibtisch hinweg an, und ich sah, daß sich auf ihrer Stirn eine Querfalte gebildet hatte. »Mal ehrlich, John, hast du das Gefühl, daß hier einiges nicht mit rechten Dingen zugeht?«
    »Warum fragst du das?«
    »Weil du dich so reinhängst.«
    »Ich will nur, daß wir uns beide noch einen schönen Abend machen«, schwächte ich ab.
    »So ist das.« Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Du willst mich beruhigen.«
    »So ähnlich.«
    »Na denn…«
    »Für dich, Glenda, ist der Tod deiner Bekannten auch nicht normal, denke ich.«
    »Nein. Es ist schon seltsam. Ich habe mich auch über die Anzeige gewundert. Sie hätte eigentlich von Verwandten aufgegeben werden müssen. Warum hat man das nicht getan?«
    »Weil es keine gab.«
    »Sollte man annehmen, John. Aber das kann ich nicht glauben. Ich bin irritiert. Da läuft einiges, das ich nicht verstehe. Sagt mir zumindest mein Gefühl.«
    »Was war sie denn für ein Mensch?«
    Glenda zuckte die Achseln. »Genau kann ich dir das auch nicht sagen. Ich kannte sie ja zuwenig. Wir waren auch nicht befreundet. Sie wußte zum Beispiel nicht, wo ich beschäftigt bin. Wir haben uns zwar unterhalten, aber das waren typische Themen für Frauen, wenn du verstehst.«
    »Küche, Kirche…«
    »Hör auf zu spotten. Nein, es ging um den üblichen Modekram und um das Abnehmen. Cordelia war immer gut und auch teuer gekleidet. Richtige Luxusklamotten.«
    »Da muß sie gut verdient haben.«
    »Hat sie aber nicht. Sie war schlau. Sie kaufte sich die Fummel zumeist in einem Secondhandshop. Getragene Sachen, die aber noch top in Ordnung waren.«
    »Hat sie dich mal mitgenommen?«
    »Nein, wir haben nur darüber gesprochen, aber keinen Termin ausgemacht. Außerdem habe ich daran auch nicht mehr gedacht.« Glendas Gesicht wirkte plötzlich versonnen. »Sie war immer so gut drauf. Sie wollte ihr Leben in beide Hände nehmen und freute sich schon auf die neuen Aufgaben. Daß sie jetzt tot ist, das kann ich noch immer nicht begreifen. Irgendwie paßt dieser Tod nicht zu ihr. Ich glaube nicht an einen Herzschlag…«
    »Kann es ein Unfall gewesen sein?« unterbrach ich sie. »Das wäre naheliegend.«
    »War es nicht. Danach habe ich bei ihrer Firma schon gefragt. Niemand weiß, wie sie ums Leben gekommen ist. Abgesehen von der Anruferin, die sich gemeldet hat. Das ist schon ungewöhnlich. Auch für dich, John, denke ich.«
    »In der Tat ein seltsames Ableben. Einfach verschwunden, als wäre nichts mehr von ihr vorhanden. Da wird über keine Beerdigung gesprochen, da weiß niemand, wie sie starb, da steht nur in der Zeitung diese komische Anzeige.«
    »Jetzt ist dein Mißtrauen wach, John.«
    »Ja, schon.«
    »Dann sollten wir abwarten, was die Kollegen melden. Und ob sie überhaupt etwas herausgefunden haben. Sicher ist das ja alles nicht. Bisher können wir nur Vermutungen anstellen.«
    Die Kollegen riefen an. Oder vielmehr ein Kollege. Ich nahm ab und schaltete den Lautsprecher ein, damit Glenda mithören konnte. »Sie haben Pech, Mr. Sinclair oder auch Glück, wie man es nimmt. Es sind zwar einige Menschen hier in dieser Stadt in den letzten Tagen ermordet worden, doch eine Cordelia Miller befindet sich nicht darunter. Die Frau ist also keinem Verbrechen zum Opfer gefallen.«
    »Das hatte ich auch nicht gehofft.«
    »Wir haben trotzdem weiter geforscht.«
    »Sehr gut.«
    »Es werden in London auch immer wieder Menschen vermißt. Und dort fanden wir ihren Namen.«
    »Oh, das hört sich interessant an.« Plötzlich war es mit meiner Lockerheit vorbei. »Haben Sie da irgendwelche Ergebnisse vorzuweisen, Mr. Kimball?«
    »Nein, leider nicht. Sie ist noch nicht gefunden worden. Die Anzeige wurde auch erst vor einigen Tagen
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