Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1105 - Glendas Totenhemd

1105 - Glendas Totenhemd

Titel: 1105 - Glendas Totenhemd
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Sie.« Der Frau mit diesem Namen gehörte das Geschäft. »Ja, was ist denn?«
    »Eigentlich nichts. Ich wollte mich nur erkundigen, ob es Ihnen auch gutgeht und Sie sich wohl fühlen.«
    »Sehr wohl.«
    »Dann tragen Sie das Kleid bereits?«
    »So ist es.«
    »Na denn. Lassen Sie sich nur Zeit.« Isabella lachte leise.
    Cordelia Miller hörte, wie sich die Schritte der Besitzerin entfernten, und sie konnte sich wieder auf das neue Stück konzentrieren. An der linken Wandseite hing ein schmaler und recht langer Spiegel, der fast mit dem Boden abschloß. Jeder konnte sich darin von Kopf bis Fuß betrachten, zumindest wenn er normal gewachsen war. Auch Cordelia sah sich in der Fläche. Sie stand jetzt davor und strich mit beiden Händen über den Stoff hinweg und zeichnete die Linien ihres Körpers nach. Mit ihrer Figur war sie recht zufrieden. Cordelia hielt sich weder für zu dick noch für zu dünn. Ihre blonden Haare zeigten einen leicht rötlichen Schimmer und waren fransig geschnitten. Der Friseur hatte dabei von einer modernen Frisur erzählt, aber das hatte sie ihm so nicht abgenommen.
    Das neue alte Kleid saß gut. Wieder strich sie mit beiden Handflächen von oben nach unten, um auch letzte, sie störende Falten zu glätten. Auch am Hals saß es gut, obwohl sie den Reißverschluß nicht hatte bis ganz nach oben zuziehen können.
    Die Luft in der Kabine gefiel ihr immer weniger. Sie war einfach schlechter geworden, als hätte sich eine andere hineingestohlen. Cordelia schmeckte sie sogar auf der Zunge und hatte dabei das Gefühl, etwas zu zerkauen, das verbrannt schmeckte.
    Aber das konnte es nicht sein. Sie vertrieb die Gedanken und strich wieder über den Stoff hinweg.
    Wie weich, wie glatt, wie sanft er sich plötzlich anfühlte. Unter ihren streichelnden Händen mußte er sich verändert haben, und er war auch wärmer geworden.
    Oder irrte sie sich?
    Etwas irritiert schaute sich die Frau um. Es gab hier nicht einmal eine Heizung. Trotzdem war es nicht mehr so wie bei ihrem Eintritt, und das hing auch nicht mit der schlechten Luft zusammen, denn sie hatte mit der Veränderung der Temperatur bestimmt nichts zu tun.
    Hatte sich etwa der Kleiderstoff erwärmt? Bei ihr persönlich trat das Gegenteil ein. Sie spürte auf dem Rücken einen kalten Schauer, und dann traf sie das Erschrecken, als sie die Hände wie beiläufig zu Fäusten ballte.
    Sie waren heiß!
    Ja, heiß und nicht nur warm!
    Cordelia Miller schüttelte den Kopf. Eine leichte Beunruhigung stieg in ihr hoch, die sich schließlich zu einem ängstlichen Gefühl verdichtete. So etwas wie hier hatte sie bei einer Kleideranprobe noch nie erlebt, und die ungewöhnliche Wärme wollte auch nicht weichen. Sie nahm einfach zu. Die Angst in ihr verstärkte sich. Es mußte etwas mit dem Kleid zu tun haben. Für sie gab es keine andere Möglichkeit. Der Wunsch, es zu kaufen, war verschwunden. Sie faßte es noch einmal an und wollte auch den Stoff zusammendrücken, aber da war beinahe unmöglich. Das schaffte sie nicht, denn er setzte ihr großen Widerstand entgegen. Er war nicht mehr so weich und fließend, sondern recht hart geworden und verdiente auch den Namen Stoff nicht mehr.
    Die Bewegungen der Arme und Hände waren fahrig, als sie nach hinten griff, um den Reißverschluß nach unten zu ziehen. Sie fand auch das kleine Metallstück, das allerdings hakte, und so bekam sie den Reißverschluß nicht frei.
    Cordelia hörte ihren eigenen und sehr heftigen Atem. Die Hitze blieb weiterhin auf ihrer Haut und hatte jetzt auch das Blut in den Adern erfaßt.
    Sie bekam das Kleid nicht mehr auf. Es blieb an ihrem Körper kleben und war für sie beinahe eine zweite Haut und zugleich ein Gefängnis geworden.
    Die Angst war noch da, aber sie hatte sich verändert und war zu einer leichten Panik hochgepuscht.
    Das Herz schlug viel schneller, und jeder Schlag schien mehr Hitze mitzubringen.
    Heiß, noch heißer…
    Schweiß rann über ihr Gesicht. Cordelia taumelte zur Seite und schaute sich im Spiegel an. Sie sah eine Frau, deren Gesicht verzerrt war.
    Sie hörte Stimmen und sah die Sprecher nicht. Vor ihren Augen erschienen rote Wellen. Die Hitze jagte bereits in ihren Kopf hinein, erfaßte dabei sehr schnell das Gesicht, so daß sie glaubte, geröstet zu werden. Der Körper war nicht nur innen heiß, sondern auch auf der Haut, und dann sah sie so etwas wie erste Rauchschwaden in ihrer Nähe. Vorhin hatte sie daran gedacht, ein Totenhemd überzustreifen, und nun war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher