Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1100 - Die Hölle von Sodom

1100 - Die Hölle von Sodom

Titel: 1100 - Die Hölle von Sodom
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
genau diese Eilande waren in diesem Teil des Mittelmeeres so zahlreich wie oft die Sommersprossen auf dem Gesicht eines blonden oder rothaarigen Menschen.
    Er hatte seine Hände wieder um die Gitterstäbe geklammert. Johnny konnte nur nach vorn sehen, ohne allerdings etwas erkennen zu können. Das Tuch der Dunkelheit war einfach zu dicht. Es ließ nicht zu, daß sich irgendwelche Konturen hervorschälten.
    Er rüttelte an den Stäben.
    Nichts passierte. Sie waren fest im Mauerwerk verankert. Hier kam er nicht raus.
    Über sich hörte er plötzlich eine Stimme. Ein Mann sprach zu ihm. Das Flüstern wehte zu ihm herab, aber Johnny verstand nicht, was der andere sagte. Man hatte ihm in der Schule zwar Fremdsprachen beigebracht - Deutsch und Französisch -, doch Griechisch war nicht dabei. Johnny hoffte allerdings, daß der Leidensgenosse, dessen Stimme er gehört hatte, sich zumindest im Englischen etwas auskannte.
    »He, wer bist du?«
    Zunächst erhielt Johnny keine Antwort.
    Er stellte die Frage noch einmal. »Kannst du nur Englisch reden?«
    »Ja, ich bin aus London«, sagte Johnny.
    »Ich kann ein wenig Englisch.« Johnny spürte, wie sein Blutdruck stieg. Er umklammerte die Stäbe noch härter. »Wir müssen es versuchen.«
    »Ja…«
    »Wo sind wir hier?«
    »Auf der Insel Sodom.«
    »Die kenne ich nicht.«
    »Sie hat einen neuen Namen bekommen.«
    »Warum?«
    »Der Käufer wollte es so. Er ist ein mächtiger Mann. Er liebt es, die Menschen zu quälen, und er steht unter dem Schutz einer schrecklichen Vergangenheit. Er kennt Sodom. Er kennt Gomorra. Er kennt Babylon. Das alles hat er mir gesagt und…«
    »Was will er denn?«
    »Er macht aus Menschen Monster. Er kann sie verändern. Er kann sie so haben, wie er sie will. Du, ich und andere, wir werden es noch erleben…«
    Der Mann sprach weiter, aber Johnny hörte nicht richtig zu, auch weil die Stimme des anderen immer leiser geworden war und er zudem die Sprache gewechselt hatte.
    Den Namen hatte Johnny noch nicht erfahren, und das wollte er auf jeden Fall. Recht laut fragte er deshalb: »Wie heißt er?«
    »Leonidas, Aristoteles Leonidas…«
    Beinahe hätte der Junge laut aufgeschrieen, denn dieser Name sagte ihm etwas. Er erinnerte sich daran, daß seine Eltern ihn früher einmal erwähnt hatten. Leonidas mußte ein furchtbarer Mensch sein. Er hatte die Conollys töten wollen, was ihm nicht gelungen war. Statt dessen war er getötet worden oder auch nur verschollen, so genau war das nicht geklärt worden.
    »He, bist du da?«
    »Ja!« sagte Johnny.
    »Warum sagst du nichts?«
    Johnny würgte es im Hals. Er hatte Mühe, auch nur die wenigen Wort zu formulieren. »Es ist schon gut. Ich denke, ich weiß Bescheid.«
    »Dann weißt du auch, daß wir keine Chance haben. Mich wird er morgen zu sich holen und mich verändern. Ich werde dann so werden wie die Wächter hier, und ich weiß nicht einmal, ob sie noch richtige Menschen sind.«
    Johnny wollte etwas sagen, doch das Geräusch an der Tür lenkte ihn ab.
    »Da kommt jemand!« flüsterte er noch und drehte sich um.
    In der Tat hörte er das jetzt lauter gewordene Geräusch an der Tür. Johnny sah, wie sich der Schatten der Tür bewegte und sie wenig später nach innen gedrückt wurde.
    Jemand kam.
    Johnny hielt den Atem an. Er überlegte, ob er einen Angriff wagen sollte, aber die mächtige Gestalt wirkte auf ihn wie eine Mauer, die er nicht aus dem Weg schaffen konnte.
    Noch war es dunkel. Es änderte sich, denn der Mann machte Licht. Er zündete den Docht einer Kerze an, die in einer Glasfassung stand.
    Der Mann stellte die Laterne ab. Dann richtete er sich wieder auf. Dabei streifte der Lichtschein seine Gestalt und hob sie aus dem dunklen Hintergrund hervor.
    Johnny hatte Leonidas nie zuvor in seinem Leben gesehen, doch er war überzeugt, daß es dieser Mann war, von dem der andere Gefangene gesprochen hatte. Er sah aus wie ein Herrscher. Er war groß. Schlohweißes Haar umgab seinen Kopf wie eine Löwenmähne.
    Er schaute Johnny an.
    Der Junge schloß nicht die Augen. Er hatte nur die Lippen trotzig zusammengepreßt und war irritiert, weil ihm das Gesicht des Mannes ungewöhnlich vorkam.
    Das Licht der Kerze streifte darüber hinweg, doch es hinterließ auf dem Gesicht nicht das normale Spiel zwischen Hell und Dunkel. An der Haut blitzte hin und wieder etwas auf, als wäre die Haut mit irgendwelchen Spiegeln bestückt.
    »Komm näher, Johnny Conolly!«
    Der Mann hatte mit einer Stimme gesprochen, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher