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1100 - Die Hölle von Sodom

1100 - Die Hölle von Sodom

Titel: 1100 - Die Hölle von Sodom
Autoren: Jason Dark
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verschwunden. Nicht, um sich auszuruhen, dazu war er viel zu nervös, er wollte einfach nur seinen Durst stillen. Wir hatten an Land einige Dosen mit Wasser eingekauft.
    Suko spielte den Steuermann. Er wußte, worauf es ankam. Nur nicht zu schnell sein. Lieber wie ein alter Traktor über das Wasser tuckern und die Augen offenhalten.
    Bill kehrte aus der Versenkung zurück und kam zu mir. Er sah wieder etwas besser aus.
    Trotzdem fragte ich: »Wie fühlst du dich?«
    »Noch matt. Aber wenn ich daran denke, was vor mir liegt, geht es wieder.«
    »Klar.«
    »Habt ihr schon einen Plan?«
    »Nein, Bill, wir müssen alles auf uns zukommen lassen.«
    Er nickte. Dann ballte er die Hände zu Fäusten. »Wenn dieses verdammte Schwein Johnny etwas antut, machte ich ihn fertig, John. Darauf kannst du dich verlassen. Der paßt in keine Hutschachtel mehr. Ich werde lachend zusehen wie er stirbt. Diese Qualen, die er allein Sheila angetan hat, dürfen nicht ungerächt bleiben. Ach ja, Sheila, sie wartet bestimmt auf meinen Anruf. Es wundert mich sowieso, daß sie noch nicht versucht hat, mich zu erreichen.«
    Ich wollte auf keinen Fall, daß die beiden miteinander sprachen. Wenn Bill von der neuen Drohung erfuhr, dann mußte man bei ihm mit allem rechnen. Deshalb sagte ich: »Laß es lieber.«
    »Warum?«
    »Sheila würde sich nur aufregen. Wenn wir Erfolg gehabt haben, Bill, ist es noch früh genug.«
    Er schüttelte den Kopf und schaute mich dann mißtrauisch von der Seite her an. »Da stimmt doch was nicht?«
    »Wieso?«
    »Die Ausrede nehme ich dir nicht ab. Außerdem habe ich mit Sheila vereinbart, daß ich sie anrufen werde. Ich möchte das gern einhalten und…«
    »Der Nebel«, sagte ich nur.
    Beide standen wir am Bug. Die Luft war bisher klar gewesen, aber der von uns so erwünschte Dunst hatte es tatsächlich geschafft, sich lautlos heranzuschleichen. Wir sahen ihn weiter vorn, wo auch Sodom lag. Dort war er dichter als in unserer Nähe. Als ich mich umdrehte und einen Blick zurückwarf, schwamm auch unsere Insel im Dunst. Selbst die wenigen Lichter waren schon verschluckt worden.
    Das Wetterphänomen war zu meinem Retter geworden, denn jetzt dachte Bill nicht mehr an sein Telefonat, das ich kaum hätte verhindern können. Wie ich blickte auch er nach vorn. Wir versuchten, etwas zu erkennen, doch wenn Nebel und Dunkelheit zusammenkommen, ist das verdammt schwierig.
    Suko meldete sich. »Wir haben wohl Glück.«
    »Trotzdem wird es schwer!« rief Bill zurück. »Wir müssen einen Platz finden, an dem wir anlegen können. Es mag zwar einen Hafen geben, aber ich weiß nicht, ob es sich lohnt, ihn anzulaufen. Er wird bestimmt bewacht sein.«
    »Den gibt es«, sagte ich.
    »Woher weißt du das?«
    »Von Krystos. Der Hafen liegt sogar an dieser Seite der Insel. Wir könnten ihn finden.«
    »Lieber nicht.«
    Ich schloß mich Bills Meinung an. Wir tuckerten auf die Dunstwand zu. Die vierte Morgenstunde war angebrochen. Genau die richtige Zeit für den frühmorgendlichen Dunst.
    Unser Boot glitt hinein. Da wir am Bug standen, bekamen wir den Nebel zuerst mit. Zunächst konnten wir noch etwas sehen, dann wurde die Suppe dichter und breitete sich auf unserem Boot aus.
    Ich wußte nicht, wie viele Meilen wir schon zurückgelegt hatten. Unter Deck wollte ich keinesfalls gehen. Hier am Bug sah ich noch besser. Der Dunst lebte. Er lag nicht starr auf dem Wasser. Ich sah, wie sich in ihm etwas bewegte. Wolken drehten sich über den leise klatschenden Wellen. Bill war ein paar Schritte zur Seite gegangen. Er wechselte zwischen den beiden Bootsseiten hin und her.
    Plötzlich hörte ich den Schrei!
    Es war kein Ruf eines Menschen. Er war auch nicht direkt am Boot aufgeklungen. Über ihm, in der Luft, und es konnte sich nur um einen Vogel handeln.
    In der Nacht schliefen die Seevögel an ihren bestimmten Plätzen. Bei Nebel sicherlich erst recht, und so wunderte ich mich über den krächzenden Ruf.
    Es blieb nicht bei einem. Mehrere Schreie drangen an unsere Ohren. Auch Bill hatte sich gedreht, um in die Höhe zu schauen. Er sah das gleiche wie ich. Recht dicht über unseren Köpfen hinweg bewegten sich schnelle Schatten. Das Flattern der Flügel hörten wir nicht, die Tiere hatten genügend Schwung, um sich treiben zu lassen.
    Zugleich erschien weiter vor uns eine dunkle Wand. Das konnte schon das Ufer der Insel sein.
    Auch Suko hatte es gesehen. »Ich denke, wir sind gleich da!« rief er. »Ich gehe mit der Geschwindigkeit noch weiter
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