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11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten

11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten

Titel: 11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten
Autoren: Sissi Kaipurgay
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angefühlt, diese zarten Backen in meinen Händen zu halten, während ich ihn in den Himmel gefickt habe. Schmerz und Erregung durchfluten mich, machen mein Blut dickflüssig und drücken meine Lunge zusammen.
    „Als wenn das jetzt noch was nützt“, knurrt Henning, der inzwischen sein Glas geleert hat.
    Die Kellnerin erscheint und stellt zwei frische Pils vor uns ab. Diesmal würdigt mein Freund sie keines Blickes, die Tarnung ist überflüssig geworden. Ach ja.„
    Wieso weiß ich nichts davon, dass du auf Männer stehst?“, zische ich, wobei ich mich weit über den Tisch lehne.
    Hennig zuckt mit den Achseln.
    „Hast du mich je gefragt?“, gibt er lakonisch zurück, und sieht mich mit spöttisch erhobenen Brauen an.
    „Muss ich dich jeden Tag fragen, ob du deine sexuelle Ausrichtung geändert hast?“
    „Wieso nicht? Wäre doch erfrischend.“ Henning grinst anzüglich, was ich mit einem verärgerten Schnauben kommentiere.
    „Vielleicht sollten wir miteinander vögeln. Dann wäre dein Problem behoben und ich bräuchte…“, setzt er an, stockt aber, als Julius neben ihm auftaucht. „Was willst du Pfeife denn hier?“, schnauzt Henning.
    „Kann ich mit Chris reden? Allein?“, fragt Julius leise und sieht dabei mich an.
    Mein Herz vollführt einen schmerzlichen Hüpfer gegen die Rippen. Ich schnappe nach Luft und will es plötzlich nicht mehr. Drei Monate Schweigen, Kummer und Ungewissheit sind vorbei, aber das ist mir in diesem Moment mit einem Schlag egal.
    „Vergiss es, ich will nicht mit dir sprechen“, erkläre ich mit rauer Stimme.
    „Bitte“, flüstert Julius und macht seinen Welpenblick.
    „Du hast meinen Freund gehört“, knurrt Henning und springt auf, wobei sein Stuhl umkippt und mit lautem Poltern zu Boden fällt.
    Alle Gespräche verstummen, alle Augen sind auf uns gerichtet. Ich erröte, Julius auch. Nur Henning bückt sich seelenruhig und hebt den Stuhl auf, bevor er der Kellnerin zuwinkt.
    „Zwei Pils“, ruft er quer durch die Kneipe.
    Nach diesem Vorfall verschwinden Fridolin und Julius. Ich trinke mit Henning, bis meine Adern gegorenen Hopfen statt Blut transportieren und sich unsere Toilettenfrequenz auf zehn Minuten Abstand gesenkt hat.
    „Wenn ich noch bleibe, trinke ich das nächste Bier gleich auffem Klo“, erkläre ich leicht nuscheln.
    „Geht mir auch so“, brummt Henning und winkt die Tresenmaus heran.
    Wir stützen uns gegenseitig, während wir den Heimweg antreten. Ich verfrachte meinen Freund in ein Taxi und gebe dem Fahrer seine Adresse. Bezahlen wird er hoffentlich noch selbst hinbekommen. Auf mich gestellt wanke ich nach Hause. Es sind zum Glück nur zwei Straßenzüge bis zu meiner Wohnung. Ja. Julius wohnt nur einen Steinwurf von mir entfernt, könnte aber auch auf dem Mond wohnen. Für mich ist er gestorben.
    Julius
    Das Wiedersehen mit Chris und Fridolins Geständnis, dass er sich damals geirrt hat, wühlen mich total auf. Erst jetzt fallen mir die ganzen Ungereimtheiten auf, die ich in meinem Schmerz beiseitegeschoben habe. Der ‚goldene Hirsch‘ gehört nicht zu Chris‘ bevorzugten Läden, er geht nur ins ‚Gay-dance-total‘, wenn überhaupt. Mein Ex ist ein richtiger Stubenhocker und kuschelt lieber auf dem Sofa, anstatt in der Szene herumzuhängen. Mein Herz wird ganz schwer, als ich an die vielen Stunden denke, in denen er und ich auf meiner breiten Couch…
    „Kopf hoch, das wird schon wieder“, sagt Fridolin.
    „Du hast gut reden. Verdammt, besorg dir ne Brille“, fauche ich ihn an.
    „Tschuldige, ich wollte nur nicht, dass dir weh getan wird“, murmelt mein Freund.
    „Super“, ätze ich, „das hast du echt toll hinbekommen.“
    Fridolin seufzt, umarmt mich und schubst mich dann in Richtung meiner Haustür.
    „Schlaf dich aus. Morgen sieht alles anders aus“, sagt er, dreht sich um und geht zu seinem Wagen, mit dem er mich gerade nach Hause gebracht hat.
    Fridolin hat unrecht. Am nächsten Morgen sieht alles noch viel schlimmer aus. Vor allem ich, mit meinen verquollenen Augen. Mein Spiegel kennt diesen Anblick, allerdings dachte ich, es wäre endlich vorbei. Jetzt bin ich wieder da, wo alles begonnen hat.
    Nach einem Kaffee ziehe ich mich an und renne die Treppe runter, um nebenan beim Bäcker ein paar Brötchen zu besorgen. Die Schlange vor dem Verkaufstresen ist kurz, so dass ich Chris sofort entdecke. Mein erster Impuls ist, mich zu ducken. Wie lächerlich. Ich straffe meine Schultern und begegne seinem Blick, als er sich umdreht
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