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11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten

11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten

Titel: 11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten
Autoren: Sissi Kaipurgay
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fragen.
    Mir ist nach Wodka, aber Alkohol ist keine Lösung. Ich lass mich ihm gegenüber auf einen Stuhl plumpsen und fahre mir übers Gesicht. Rasende Kopfschmerzen kündigen sich an, wahrscheinlich von dem Rauch, den ich eingeatmet habe. Blödes Osterfeuer.
    „Ehrlich, der Typ ist doch voll ätzend“, sagt Henning, wobei er die hübsche Kellnerin anlächelt, die zwei Gläser auf dem Tisch abstellt. „Lässt dich einfach sitzen, ohne eine Erklärung oder Entschuldigung. Geht doch gar nicht.“
    „Es geht wie du siehst“, sage ich lapidar.
    „Ist nur son Spruch“, brummt Henning und hebt sein Glas. „Auf die Zeit, die alle Wunden heilt.“
    Mein Freund ist ein großer Philosoph und wenn er erst richtig betrunken ist, wird er nicht mehr zu bremsen sein. Mir graut davor.
    „Der Kerl ist wie eine schwärende Wunde in deinem Herz. Du musst rumficken, dich ablenken, dann vergisst du schneller“, schwadroniert Henning.
    Schwärende Wunde? Muss ich nachher mal googlen. Ich trinke mein Glas halb leer und wische mir mit dem Handrücken den Schaum von den Lippen, als mein Blick auf zwei Neuankömmlinge fällt. War doch klar, dass Julius und sein Lover ausgerechnet hierher kommen müssen. Mir wird augenblicklich übel.
    „Andere Mütter haben auch schöne Söhne“, textet mein Freund, „sieh dich um: es gibt so viel Liebe auf der Welt, du musst sie nur ernten.“
    Oh Mann, Henning muss vorgeglüht haben. Von dem halben Pils, das er bis jetzt intus hat, kann seine Stimmung nicht herrühren.
    „Hör mal“, sage ich, „lass uns gleich abhauen. Hier ist nicht genug Platz für mich und den fiesen Kerl, der mich verlassen hat.“
    „Was?“ Henning sieht sich hektisch um und entdeckt den Blonden nebst Begleitung.
    Seine Züge verfinstern sich und er macht Anstalten aufzuspringen.
    „Bleib ganz cool“ Ich greife über den Tisch hinweg nach seiner Hand.
    „Die sollen woanders saufen“, grummelt er.
    „Pst, der eine kommt jetzt rüber“, flüstere ich, wobei ich den Braunlockigen unauffällig unter meinen Wimpern hervor beobachte.
    Der Typ wirkt verwirrt und starrt immer wieder mich, dann Henning an, als würde er seinen Augen nicht trauen. Bei uns angekommen räuspert er sich und fährt mit einer Hand durch sein Haar. Eine affige Geste, finde ich, und mag den Kerl gleich nicht.
    „Entschuldigt, ich bin Fridolin“, sagt er und lächelt mir unsicher zu. „Wir kennen uns vom Sehen. Ich bin ein Freund von Julius.“
    „Tag, Freund von Julius“, knurrt Henning und hält den Blick auf sein Bierglas gesenkt.
    Er kann ein richtiger Arsch sein wenn er will.
    „Seid ihr Zwillinge oder Brüder?“, fragt Fridolin.
    „Klar, Eineiige, sieht man das nicht?“, murmelt mein Freund und schaut jetzt zu Braunlocke hoch. „Wir sind eineiige Freunde. Alles klar? Dann geh mal zurück zu deinem Arschlochfreund und lass uns in Ruhe.“
    Ich drücke beruhigend seine Hand, die ich immer noch halte. Zu Fridolin aufschauend lächle ich entschuldigend.
    „Was genau möchtest du?“, frage ich betont höflich.
    „Kann es sein, dass dein Freund vor drei Monaten im ‚goldenen Hirsch‘ war, und dort im Darkroom einen Kerl gevögelt hat?“
    Meine Kinnlade klappt herunter. Ich sehe rüber zu Henning, der bis unter die Haarwurzeln errötet und den Blick senkt. Bislang habe ich meinen Freund für einen Hetero gehalten. Nun, soweit zu unserer Freundschaft. Ich lasse seine Hand los und richte mich gerade auf
    „Henning?“, frage ich leise.
    „Verdammt noch mal, ja, kann sein“, murmelt er, wobei er mich nicht ansieht.
    „Dann ist alles meine Schuld“, erklärt Fridolin, und echtes Bedauern klingt in seiner Stimme mit. „Ich dachte, du wärst es gewesen.“
    Mein Blick huscht hoch, und plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Nicht, dass sich dadurch irgendetwas ändert. Trotzdem überschwemmt mich eine Woge der Erleichterung. Das ist also die Erklärung für Julius Rückzug.
    „Verstehe ich dich richtig? Du hast Julius erzählt, ich wäre fremdgegangen?“, vergewissere ich mich.
    „Ja“ Fridolin nickt und lächelt mir entschuldigend zu. „Ich wusste nicht, dass du einen Doppelgänger hast. Es war dumm von mir. Ich werde sofort mit Julius reden und das klarstellen.“
    „Tu das“, sage ich leise und gucke rüber zu meinem Verflossenen, der geflissentlich in die andere Richtung schaut.
    Bevor ich mich davon abhalten kann, gleitet mein Blick über seinen kleinen Knackarsch in der engen Jeans. Es hat sich so geil
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