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11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten

11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten

Titel: 11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten
Autoren: Sissi Kaipurgay
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verirrt und streichelt meinen Schwanz.
    „Hm, lecker“, flüstert er in mein Ohr.
    Ich stelle den Herd aus, drehe mich um und küsse…
    Nein, jetzt nicht weiter daran denken. Es tut zu weh und ist völlig nutzlose Quälerei. Ich laufe ins Schlafzimmer und schnappe mir das T-Shirt, das Julius bei mir vergessen hat. Es riecht inzwischen nicht mehr nach ihm und ist ziemlich schmuddelig, trotzdem vergrabe ich meine Nase in dem Stoff. Ich werde es ihm zurückbringen, sicher vermisst er es schon. Es ist ein sehr schönes Shirt mit einem Bild vom Krümelmonster darauf.
    Minuten später renne ich schon die Treppe hinunter, dabei meine Jacke zuknöpfend. Es sind nur wenige Meter bis zu dem Haus, in dem er wohnt. Erleichtert stelle ich fest, dass die Haustür offen ist und laufe die Stufen zu seiner Wohnung hinauf. Warum die Eile? Ich halte inne und gehe die letzten Schritte betont langsam, wobei mein Herzschlag laut in meinen Ohren wummert.
    „Chris“, sagt Julius, nachdem er die Tür geöffnet hat.
    Ich sehe das Aufblitzen seiner Augen, die Schürze, die er um seine Taille gebunden hat. Erinnerungen kommen hoch und schnüren mir die Kehle zu. Mich räuspernd strecke ich ihm das T-Shirt entgegen.
    „Das gehört dir“, quetsche ich mühsam hervor.
    „Oh, danke“, murmelt Julius und bewegt sich nicht.
    Ich schnuppere.
    „Sag mal – brennt da was an?“
    „Scheiße“, ruft Julius, fährt herum und sprintet durch den Flur.
    Ich trete ein und schließe die Tür hinter mir. Neugierig folge ich ihm in die Küche. Er steht gebückt vor dem Herd und zieht eine Backform aus dem Ofen. Mein Blick fällt auf seinen Hintern, den er mir entgegenstreckt. Energisch verbiete ich meinem Blut, nach unten zu fließen. Erfolglos.
    „Puh“ Julius stellt die Form auf den Herd und wischt sich über die Stirn. „Gerade noch rechtzeitig. Danke.“
    Er guckt schüchtern in meine Richtung.
    „Was wird denn das?“, frage ich und mache einen Schritt auf ihn zu, wobei ich immer noch das T-Shirt in meiner Hand halte.
    „Ein Kuchen. Morgen hat ein Freund Geburtstag“, antwortet Julius leise.
    „Hm, was für ein Zufall“, sage ich und stelle mich neben ihn.
    Der Kuchen ist schwarz, aber das kann ich reparieren. Ich drücke Julius sein Kleidungsstück in die Hand und ziehe meine Jacke aus, die ich über die Lehne eines Stuhls werfe. Mir die Ärmel hochkrempelnd zeige ich auf seine Schürze und befehle: „Her damit.“
    Nach kurzem Zögern löst Julius den Knoten und reicht mir das lächerliche Ding. Er sieht mir nicht in die Augen dabei und auch ich weiß nicht, wo ich hinschauen soll.
    „Gib mir ein Messer“, sage ich und mustere die Sachen, die auf dem Küchentisch stehen.
    Sahne, Quark, Zitrone und noch ein paar andere Zutaten.
    „Es soll ein gefüllter Kuchen werden“, erklärt Julius, „Außerdem will ich obendrauf noch etwas schreiben.“
    Ich weiß, wie sehr er Kochen und Backen hasst. Dieser Freund – er muss ihn sehr mögen, dass er diese Tortur auf sich nimmt. Ich nehme das Messer, das Julius mir reicht, und schneide vorsichtig die oberste Schicht vom Kuchen ab. Herzform. Na klasse. Mein Herz schmerzt bei dem Anblick, aber mein Ehrgeiz ist geweckt. Nachdem der verbrannte Teig entfernt ist präsentiert sich das Backwerk in seiner ganzen Pracht.
    „Das ist ein einfacher Rührteig“, sagt Julius und greift nach einem Kochbuch.
    Es ist genau das Buch, das ich ihm in unserer ersten Woche geschenkt habe. Ich weigere mich, weiter über die Sache nachzudenken und nehme es ihm aus der Hand.
    In der folgenden Stunde arbeitet Julius nach meinen Anweisungen. Er rührt die Quarkmasse an und hilft mir, das Zeug in den Kuchen zu heben. Ich verschmiere die Reste auf der Oberfläche und betrachte zufrieden das Meisterwerk. Es sieht lecker aus und ich würde zu gern probieren, aber er ist ja nicht für mich.
    „Was ist nun mit der Schrift?“
    Ich schaue mich suchend um, entdecke aber nirgends Zuckerfarbe oder Ähnliches.
    „Smarties“, murmelt Julius und rennt davon.
    Er kehrt mit einer Packung Schokolinsen und einer Tüte Kerzen zurück. Naschwerk verwahrt er im Wohnzimmer, warum auch immer. Ich sehe gespannt zu, wie er mit den Linsen konzentriert auf der Oberfläche des Kuchens Buchstaben bildet. Dabei rutscht ihm die Zungenspitze zwischen die Lippen, entzückend. Meine Augen können sich nicht entscheiden, ob sie lieber das Backwerk oder diese süße, rosa Zunge betrachten möchten. Meine Hose wird eng und Atemnot setzt ein. Mein
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