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11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten

11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten

Titel: 11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten
Autoren: Sissi Kaipurgay
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Inneres fühlt sich an wie ein Kindergeburtstag auf seinem Höhepunkt.
    „So“, murmelt Julius und richtet sich auf.
    Ich gucke auf den Kuchen und lese ‚Chris‘, darunter hat er ein Herz gelegt. Meines macht gerade einen Salto und beginnt anschließend, Seil zu springen. Mit weit aufgerissenen Augen verfolge ich, wie Julius eine Kerze nach der anderen in den Teig steckt. Siebenundzwanzig, zähle ich lautlos mit. Eine Ohnmacht naht. Ich weiche zurück bis zur Tür, lehne mich schwach gegen den Rahmen und schließe die Augen.
    Julius hat für mich diesen Kuchen gebacken. Ich muss kräftig schlucken und kralle meine Finger in das harte Holz hinter mir. Meine Beine schlottern und in mir ist alles gerade dabei, sich neu zu formatieren. Langsam rutschen meine Organe an ihren Platz. Mein Herz klopft schnell, aber kräftig. Versuchsweise hebe ich meine Lider und gucke rüber zu Julius, der abwechselnd zu mir, auf den Geburtstagskuchen und die Uhr schaut, die über der Tür hängt.
    „Es sind noch zehn Minuten“, flüstert er und sieht mich direkt an. „Darf ich die Kerzen anmachen oder…?“
    Mein Sprachzentrum ist außer Betrieb, mein Gehirn nur matschige Masse und ich – voller Sehnsucht. Julius Blick ist ängstlich, seine blauen Augen weit aufgerissen und er tut das, was er immer tut wenn er unsicher ist: er zupft sich am Ohrläppchen.
    Ich kann den Blick nicht von seinen Fingern lassen, die immer wieder an diesem sehr süßen Ohr rumfummeln. Warum noch gleich will ich mich nicht auf ihn einlassen? Ach ja, Vertrauen. Er hat mir nicht vertraut, was nach zwei Wochen nicht verwerflich ist – aber schmerzhaft. Schmerzlich pocht auch mein Herz und mein Magen sendet Signale, die auf einen Kotzreiz schließen lassen. Ich ignoriere das alles und gehe langsam zum Tisch, setze mich auf einen Stuhl und starre den Kuchen an.
    „Mach sie an“, flüstere ich heiser.
    Julius fummelt ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche und entzündet mit zitternden Fingern die Kerzen. Danach sinkt er mir gegenüber nieder und glotzt die brennenden Lichter an. Wir schweigen, wobei sich mein Arm wie von selbst ausstreckt und ich mit meinen Fingern nach seinen greife. Händchenhaltend beobachten wir, wie sich die Glut durch den Wachs frisst und immer wieder Tropfen an den schlanken Stümpfen herunterlaufen.
    „Noch zwei Minuten“, flüstert Julius nach einer ganzen Weile mit einem kurzen Blick auf die Uhr.
    „Und dann?“, frage ich nervös.
    „Dann bist du ein Jahr älter.“ Er lächelt verzerrt und sieht mich an. „Und es ist alles ganz anders, als ich es mir vorgestellt und gewünscht habe.“
    Ich versinke in seinem Blick und weiß plötzlich, dass es nur eine Möglichkeit gibt. Julius gehört zu mir – ich zu ihm. Ich will nicht ohne ihn sein, das haben die vergangenen Monate gezeigt. Meine Mundwinkel zittern und ziehen sich zögernd hoch.
    „Mach den Countdown“, sage ich heiser.
    Julius nickt und schaut mich an, während er langsam rückwärts zählt. Es sind nur noch drei Sekunden, es geht schnell.
    „Wir pusten zusammen und jeder wünscht sich das, was er am meisten will“, raune ich, als er bei null angekommen ist.
    Julius
    Was ich mir wünsche? Ich drücke Chris‘ Hand ganz fest, schließe meine Augen und puste. Gleichzeitig beugt er sich vor und ich spüre seinen Atem, als er kräftig bläst. Alle Kerzen sind aus. Und nun?
    Sein unsicherer Blick wandert zu mir, wobei seine Finger sich fest um meine krampfen. Ich könnte gleichzeitig losheulen oder lachen, aber beides bleibt mir im Hals stecken. Der Wunsch steht im Raum.
    „Ich habe mir gewünscht…“, flüstere ich heiser, aber Chris schüttelt energisch den Kopf.
    „Du darfst es nicht sagen, sonst geht es nicht in Erfüllung“, murmelt er.
    Wenn ich es nicht aussprechen darf, wie kann er dann wissen, dass ich mir ihn gewünscht habe? Die Sehnsucht brodelt in mir und braucht ein Ventil. Eine Träne verirrt sich in meinem Augenwinkel und kullert über meine Wange.
    „Ich vermiss dich so“, nuschle ich hilflos.
    Er schaut mich an und seine Finger ziehen an meiner Hand, bis ich hochkomme und gleich darauf auf seinem Schoss lande. Seine Augen gucken sehnsüchtig und ich fühle, wie sich seine Arme um mich schließen. Er lehnt seine Stirn gegen meine, unsere Nasenspitzen berühren sich. Ganz langsam nähern sich unsere Lippen, bis ich endlich seinen weichen Mund auf meinem spüre. Die ersten Küsse sind zart, vorsichtig tastend. Dann bricht ein Damm und unsere Zungen
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