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11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten

11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten

Titel: 11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten
Autoren: Sissi Kaipurgay
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seinen Körper. Hm, lecker. Obwohl der Mann ungefähr in meinem Alter sein muss, ist er knackig, was ich trotz seines spießigen Anzugs mit Kennerblick sofort registriere. Seine braunen Haare sind brav gescheitelt und gerade jetzt kraust er die Stirn. Hinreißend.
    Ich beende mein köstliches Mahl, indem ich die Hälfte des halben, pappigen Brötchens liegenlasse und zurück zu meinem LKW gehe. Dabei komme ich – rein zufällig – bei dem Kerl vorbei.
    „Hallo, kann ich helfen?“ Die Kontaktaufnahme ist mir nie schwergefallen, bin halt ein sozialer Mensch.
    „Ich muss dringend nach Stralsund“, sagt Braunhaar und sein Blick bekommt etwas welpenhaftes, „In einer Stunde habe ich dort einen Termin.“
    „Na – was für ein Zufall“, rufe ich freudig erregt, „Da muss ich auch hin.“
    „Nein, das gibt’s ja nicht“, freut sich der Anzugträger.
    „Also, mein Wagen steht da hinten.“ Ich wedele in Richtung der LKW Parkplätze. „Wenn Sie – äh, ich bin Karsten. Wenn du also mitfahren möchtest…“
    „Leonard“, sagt die Sahneschnitte, „Gern. Ich hol nur schnell meinen Koffer aus dem Wagen.“
    Während nun Leonard – was für ein schöner Name – neben mir einherschreitet, freut sich ein Teil von mir richtig. Gut, dass dieser hübsche Kerl ausgerechnet schwul sein soll ist nur Wunschdenken, doch mein Schwanz kümmert sich nicht um Wahrscheinlichkeitsrechnung. Ich bin schon so lange allein, dass dieser Körperteil sofort auf kleinste Reize reagiert, wobei neben mir ein eins neunzig Reiz läuft. Da kann man schon mal den Aufstand proben.
    Leonard steigt in den Wagen und stellt den Koffer hinter den Sitz. Er ist schwarz und ich muss unwillkürlich an die Postsendungen denken, die ähnlich dezent verpackt schon oft meinen Haushalt um…hmm…Spielzeuge der besonderen Art bereichert haben. Man(n) muss eben sehen, wo er bleibt. Ich habe nicht häufig Sexpartner – okay, ich habe schon seit Jahren gar keinen. Nicht, dass ihr denkt, ich wäre nicht attraktiv. Es ist nur so…ich mag es nicht mich in einschlägigen Clubs herumzutreiben, wo ich angeguckt werde, als wäre ich ein Anwärter auf den Seniorenstift.
    „Ich bin so froh, dass du…äh, ich hab deinen Namen vergessen“, gibt Leonard verschämt zu.
    „Kein Ding. Ich bin Karsten Mahlbaum, neunundvierzig Jahre alt, und im Herbst eröffne ich eine Herrenboutique in Wuppertal“, sage ich in Anlehnung an einen uralten Witz von Loriot
    Leonard lacht lauthals auf, was ihn noch attraktiver machte.
    „Na, dann muss ich mich wohl auch anständig vorstellen“, sagt er, „Ich bin Leonard Bernbacher, fünfundvierzig Jahre alt und Handelsvertreter.“
    „Aha“, murmle ich und mustere ihn aus dem Augenwinkel.
    Der Kerl gefällt mir immer besser und sein Duft steigt mir angenehm in die Nase. Mann, es ist ewig her, dass mir ein Mensch auf Anhieb so gut gefallen hat.
    „Du – das mit der Boutique – es ist ein Witz, oder?“, fragt Leonard nach einer Weile.
    „Loriot“, brumme ich, wobei ich den Arsch vor mir, der mir die ganze Zeit schon ein Dorn im Auge ist mit seinem dämlichen Wohnwagengespann, argwöhnisch beäuge.
    Die Strecke ist frei, bemerke ich mit einem Blick in den Seitenspiegel. Ich schere aus und überhole in Zeitlupe den schweren Mercedes, der ein ganzes Schwarzwaldhäuschen hinter sich herzieht.
    „Stimmt, ich erinnere mich an den Sketch. Erwin Lindemann, richtig?“ Mein Nachbar lacht. „Ja, genau“, murmele ich, auf das nervige Überholmanöver konzentriert.
    Endlich habe ich das Gespann hinter mir gelassen und lenke den Wagen zurück auf die rechte Spur. Jetzt gehört Leonard meine ganze Aufmerksamkeit, der Rest des Weges ist ein Pappenstiel.
    „Du bist Handelsvertreter?“, frage ich neugierig, „Wofür denn?“
    „Ich…also…es ist schon etwas peinlich“, stottert mein Nachbar.
    „Aha“, murmele ich und werfe ihm einen kurzen Blick zu.
    Leonards Wangen sind rot und er guckt starr geradeaus.
    „Schon gut, du musst nichts sagen.“
    „Schon okay. Ich…ich mache das noch nicht lange und es ist…irgendwie auch eklig, aber ich finde nichts mehr in meinem eigentlichen Beruf“, sagt er leise.
    „Was ist denn…dein eigentlicher Beruf?“
    „Ich bin Automechaniker“, erklärt Leonard stolz.
    „Wow.“ Ich muss grinsen. „Dann sind wir fast Kollegen. Ich restauriere in meiner Freizeit Oldtimer, aber davon kann man nicht leben.“
    „Du hast – einen Oldtimer?“, stößt Leonard aufgeregt hervor.
    Ich nicke
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