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1093 - Testwelt Cheyraz

Titel: 1093 - Testwelt Cheyraz
Autoren: Unbekannt
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Dreiviertelkreis türmten sich rundum gewaltige Bergketten in schwindelnde Höhen. Während hinter einem Felsmassiv langsam die Sonne unterging, präsentierte sich der wolkenlose Himmel in strahlendem Orange.
    Weder Josuar noch Pierre fanden in diesem Moment allerdings die Muße, das Naturschauspiel zu beobachten. Weit vor ihnen, hinter dem zerklüfteten Kamm einer halbhohen, vorgeschobenen Bergkette, flammte grell waberndes Leuchten.
    „Da sind sie", stieß der Hyperphysiker erregt hervor. „Siehst du es?"
    „Ich bin nicht blind", gab Pierre zurück.
    Er korrigierte geringfügig den Kurs und hielt auf das Phänomen zu. Mit jedem Meter, den sie sich näherten, schien die Lichtstärke der Erscheinung größer zu werden. Die Außenmikrofone des Gleiters übertrugen rumorende Geräusche wie von einer Gerölllawine.
    Josuar begann unruhig auf seinem Sitz herumzurutschen. Er machte den Eindruck eines Mannes, den bald nichts mehr in der Enge der Flugkabine hielt.
    Pierre ließ sich dadurch jedoch nicht irritieren. Sicher steuerte er die Maschine an die Bergkette heran. Hinter dem Kamm fielen die Felsen steil in eine tiefe Schlucht ab, die auf der anderen Seite von der machtvoll aufstrebenden Wand eines Achttausenders begrenzt war. Und mitten in der Schlucht tobte das Energiegewitter.
    Josuar reduzierte die Lautstärke der Außenübertragung, um sich durch den eindringenden Lärm verständlich zu machen.
    „Du mußt versuchen, zu landen", schrie er aufgeregt.
    „Ich muß überhaupt nichts", betonte Pierre ärgerlich. „Kannst du mir erklären, wie ich in dieser Steinwüste einen Landeplatz finden soll?"
    „Dort." Der Hyperphysiker streckte einen Arm aus. „Siehst du die Felsplatte? Sie wäre ein ausgezeichneter Beobachtungsposten."
    „Du bist verrückt!" schimpfte Pierre.
    Dennoch packte jetzt auch ihn so etwas wie Abenteuerlust. In einer engen Schleife zog er den Gleiter herum und jagte ihn auf den flachen Felsvorsprung zu.
    „Gut so!" kommentierte Josuar begeistert.
    Ein Ausläufer des Energiegewitters streifte den Gleiter und beeinflußte die Aggregate.
    Plötzlich stotterte der Antrieb. Ruckend sackte das Fluggerät ab.
    „Verdammt!" fluchte Pierre.
    In aufkeimender Panik betätigte er hastig und wahllos die Steuerelemente. Laut heulten die Maschinen auf. Der Gleiter bockte und schüttelte sich, dann löste er sich aus dem Einflußbereich und schoß steil nach oben. Josuar krallte entsetzt die Finger in das Polster seines Sitzes.
    Mühsam brachte Pierre das Fluggerät wieder unter Kontrolle. Kalter Schweiß perlte auf seiner Stirn, während er den Flugwinkel korrigierte und die Kursabweichung ausglich. Er hielt weiter auf die Felsplatte zu und setzte sicher auf.
    „Eines sage ich dir", flüsterte er und lehnte sich zurück. „Es war das erste und letzte Mal, daß ich mit dir fliege."
    Josuar winkte ab. Mit den Gedanken war er bereits bei den Porleytern in der Schlucht.
    Er erhob sich aus seinem Sitz und ging nach hinten in den Laderaum. Mit einem elektronischen Fernglas in der Hand kam er zurück.
    „Du willst doch nicht etwa..."
    „Was denn sonst!" unterbrach der Hyperphysiker den Raumfahrer. „Meinst du, von hier aus sehe ich etwas?"
    „Das lasse ich nicht zu! Es ist zu gefährlich!"
    Josuar kümmerte sich nicht um den Protest. Er öffnete die Kanzel und stieg aus.
    Tosendes Brüllen schlug ihm entgegen. Dort, wo die Felsplatte endete und in die Schlucht abfiel, schossen grelle Blitze in den Himmel. Es war, als sei er aus einem sicheren Versteck mitten in ein Inferno getreten. Unter ihm bebte der Boden.
    Aber er ließ sich nicht entmutigen. Als ein gewaltiger Schlag durch den Berg fuhr und ihn fast von den Beinen riß, ging er in die Knie und kroch vorsichtig weiter auf den Felssturz zu, sorgsam darauf bedacht, das empfindliche Fernglas nicht zu beschädigen.
    Dann legte er sich flach und spähte mit verengten Lidern nach unten.
    Es war nicht viel zu erkennen - nur daß der Kampf mit unverminderter Heftigkeit tobte.
    Eine einzige Orgie aus stechendem Licht und blendenden Farben ergoß sich über den Grund der Schlucht und wallte zuckend und gleißend nach allen Richtungen auseinander. Es krachte und donnerte in einem Geräuschorkan unerhörten Ausmaßes.
    Abermals zog eine heftige Erschütterung durch das Gebirge. Drüben, vielleicht zweihundert Meter von Josuars Standort entfernt, löste sich ein Felsblock und rollte den Hang hinab, riß anderes Gestein mit sich und raste schließlich in einer
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