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1093 - Testwelt Cheyraz

Titel: 1093 - Testwelt Cheyraz
Autoren: Unbekannt
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Entdeckung war kaum größer als Null.
    Neben dem Kommandanten ließ sich Josuar in einem Kontursessel nieder. Ein kleines, in die Schaltkonsole eingelassenes Wiedergabeelement zeigte den Hangar, wo die Sonde zum Abschuß bereitstand. Es war ein rundes, kaum zwei Meter durchmessendes Ding, das im Licht der Schleusenbeleuchtung silberne Reflexe warf.
    Im Innern der Kugel befand sich ein leistungsstarker Sender, und auf der Oberfläche ragten mehrere kuppelförmige Antennen- und Funksysteme hervor.
    „Wir haben eine Verzögerung von sechzig Stunden programmiert", erläuterte Nego.
    „Danach wird sich die Sonde aktivieren und den Funkspruch ausstrahlen, der unsere Freunde auf Cheyraz hoffentlich gehörig verwirrt. Das Ganze ist mit der Symbolkennung einer Hanse-Karawane versehen, die sich auf dem Weg nach Andromeda befindet."
    Josuar kannte zwar den groben Ablauf des beabsichtigten Täuschungsmanövers, nicht jedoch die kleinsten Einzelheiten, die sich die Taktiker ausgedacht hatten.
    „Einer hypothetischen Karawane, nehme ich an", hakte er nach. „Ich meine, eine solche Symbolkennung, wie wir sie simulieren, gibt es in Wirklichkeit gar nicht?"
    „Natürlich nicht." Nego schüttelte lachend den Kopf. „Sie sollen ruhig ein bißchen rätseln und Zeit verlieren, bis sie die Nuß, die wir ihnen vorwerfen, geknackt haben."
    „Achtung!" meldete Pierre Cairanne lautstark. „Wir haben Xminus... drei... zwo... eins..."
    „Ab!" fiel ihm Silvia ins Wort. „Raus mit dir!"
    Das klang so begeistert, als wollte sie die Sonde eigenhändig aus dem Hangar befördern.
    Das Startkatapult schleuderte die silberne Kugel in den Weltraum hinaus. Sie entfernte sich rasch.
    Nego übernahm die weitere Kontrolle ihres Fluges.
    „Position einwandfrei", verkündete er nach einer Weile. „Rotation korrekt, Kurs wie berechnet." Er lehnte sich zurück und nickte anerkennend. „Das war Maßarbeit."
    Pierre hob gelassen die Schultern.
    „Was hast du anderes erwartet", meinte er selbstgefällig.
    Josuar Gandaro vermochte die unbekümmerte Stimmung der anderen nicht zu teilen.
    Das Ausschleusen der Sonde war leichtes Raumfahrertraining im Vergleich zu dem, was ihnen noch bevorstand. Das erste Mal seit dem Start von Terra beschlich ihn drückendes Unbehagen. Er dachte an das Testobjekt, das er in seiner Kabine verwahrte.
    „Jetzt haben wir sechzig Stunden Zeit", sagte er beklommen. „Dann wird es ernst."
     
    *
     
    Einer der wichtigsten Faktoren der Vorausplanung bestand darin, den Aufenthalt im Normalraum, der zum Ausschleusen der Sonde nötig war, so kurz wie irgend möglich zu gestalten. Kein uneingeweihter Beobachter durfte auf die Idee kommen, daß die DRUDEL ihren Flug unterbrochen hatte, und daraus womöglich die richtigen Schlüsse ziehen. Wenn die Porleyter den geringsten Verdacht schöpften, war das gesamte Unternehmen von vornherein zum Scheitern verurteilt.
    Der Wiedereintritt in den Hyperraum vollzog sich deshalb mit bemerkenswerter Eile.
    Als Josuar die Zentrale verließ, hatte das Schiff den Metagrav-Vortex - ein künstlich projiziertes Pseudo-Black-Hole, das den Übertritt in die nächsthöhere Dimension erst ermöglichte - bereits passiert und bewegte sich im Schutz der Grigoroff-Schicht mit hohem Überlicht-Faktor auf sein Ziel zu.
    Vor wenigen Tagen noch war diese Art des Fortkommens durch das von dem porleytischen Hyperraum-Destruktor erzeugte Störfeld unmöglich gewesen. Heute dagegen zeugte nichts mehr von dem katastrophalen Einfluß. Der Flug verlief ohne Schwierigkeiten.
    Immerhin, überlegte Josuar, hatten es die Porleyter verstanden, den Völkern der Milchstraße ihr technisches Wissen und ihre Macht in großem Maßstab zu demonstrieren.
    Diese Macht zu unterwandern, die Vorherrschaft zu brechen, die die Porleyter sich auszuüben anmaßten - darin lag der einzige Zweck der DRUDEL-Expedition. Das Instrument, das dazu verhelfen sollte, befand sich in Josuars Kabine; er verstand seine Funktionen und konnte es bedienen. Die Feuerprobe allerdings mußte es erst noch bestehen, und der Wissenschaftler war keineswegs sicher, ob sie erfolgreich verlaufen würde. Der Test, zu dem sie unterwegs waren, konnte ebenso gut mißlingen und in einer tödlichen Katastrophe enden.
    Dennoch mußte es versucht werden - im Interesse der Freiheit und Selbstbestimmung aller Völker.
    Als er in den Korridor einbog, der die Wohneinheiten der Besatzungsmitglieder miteinander verband, sah er Danyella vor dem Eingang zu seiner Kabine stehen
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