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1093 - Testwelt Cheyraz

Titel: 1093 - Testwelt Cheyraz
Autoren: Unbekannt
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und den Türmelder betätigen. Augenblicklich schlug sein Herz höher. Wie üblich, war er bemüht, sich nichts von seinen Empfindungen anmerken zu lassen. Er konnte freilich nicht verhindern, daß ihm die Freude im Gesicht geschrieben stand.
    Sie hörte ihn kommen und wandte sich ihm zu. Sie lächelte.
    „Du hast dich nicht etwa in der Tür geirrt? „fragte er.
    „Wohl kaum. Ich wollte mich zu einem Kaffee einladen."
    Ihre Augen hatten einen spitzbübischen Ausdruck angenommen. Josuar trat an ihr vorbei und öffnete das Schott.
    „Dann komm. Du kannst dich bei mir wie zu Hause fühlen."
    Sie setzte sich, während er zum Getränkeautomaten ging und seine Wünsche programmierte. Wie Josuar selbst, gehörte auch Danyella zu dem 26köpfigen Spezialteam, das in einem Geheimlabor des HQ-Hanse bis vor wenigen Tagen experimentiert hatte.
    Dort waren sie sich erstmals begegnet und auf Anhieb gute Freunde geworden.
    Josuar gestand sich ein, daß er sie auch auf andere als kameradschaftliche Art mochte. Sie war eine attraktive junge Frau, die jederzeit freundlich und ausgeglichen wirkte. Das von schulterlangen rotbraunen Haaren umrahmte Gesicht strahlte Weiblichkeit und Intelligenz in gleichem Maß aus. Bei Leuten, die ihr Vertrauen genossen (wozu sich auch Josuar zählen durfte), beklagte sie sich manchmal darüber, daß die Natur ungerecht mit ihr umgegangen sei: Ihr Becken hielt sie für zu breit, dafür waren ihr andere feminine Merkmale zu wenig ausgeprägt.
    Dem Hyperphysiker gefiel sie so, wie sie war. Ihr ganzes Auftreten, ihre Persönlichkeit mit allen Stärken und Schwächen berührten ihn auf höchst angenehme Weise, und er ließ keine Gelegenheit aus, ihr das in Form von kleinen Aufmerksamkeiten und Komplimenten immer wieder nahezubringen. Damit erschöpfte sich aber auch schon das, was er ihr von seiner Sympathie offenbarte. Ansonsten gab er sich eher verschlossen und ängstlich bemüht, tiefere Empfindungen zu verbergen. Es war noch nie seine Stärke gewesen, in zwischenmenschlichen Beziehungen die Initiative zu übernehmen.
    Er griff nach den mit dampfendem Kaffee gefüllten Bechern und setzte sich zu ihr. Danyella hielt die Broschüre in den Händen, die er auf dem Tisch hatte liegen lassen, und blätterte darin.
    „Was ist STAC?" fragte sie.
    Josuar stellte die Getränke ab und lehnte sich zurück. Es behagte ihm nicht, daß sie ihn so direkt darauf ansprach.
    „STAC...", wiederholte er verlegen. „Nun, wie soll ich das beschreiben ...?"
    Sie blinzelte ihm schnippisch zu.
    „Ist es schwer? Oder zu kompliziert für mich?"
    „Nein, nein", sagte er hastig. „Aber man kann es kaum jemandem richtig erklären, der ihn nicht kennt."
    „Ihn?" echote sie verständnislos und betrachtete das Deckblatt der Broschüre. „Wen meinst du damit? Weidenburn etwa?"
    Josuar nickte ergeben.
    „Weidenburn. Genau den."
    „Du kennst ihn?"
    „Ich habe ihn auf einer Kundgebung gesehen. Was er sagte, war sehr beeindruckend und hat mich überzeugt."
    „Soweit mir bekannt ist, hält sich Weidenburn für eine Art Weltverbesserer", meinte Danyella kopfschüttelnd. „Er ist Anführer einer Sekte, nicht wahr?"
    „So einfach kann man es nicht sagen", wand sich Josuar. Das Gespräch wurde ihm immer unangenehmer. „Man muß zugeben, daß er einige nachdenkenswerte Ideen hat."
    Danyella verzog das Gesicht.
    „Für meine Begriffe ist er ein Scharlatan, der die momentan unbefriedigende Situation vieler Menschen schamlos ausnutzt. Wären die Porleyter nicht aufgetaucht, er hätte schwerlich mehr als eine Handvoll Anhänger gewonnen."
    „Das glaube ich nicht", widersprach Josuar bestimmt. „Es liegt an seiner revolutionären neuen Weltanschauung, daß so viele Leute hinter ihm stehen, zum großen Teil auch an seiner Überzeugungskraft..."
    „Er versucht, andere für dumm zu verkaufen", blieb sie bei ihrer Einschätzung. Sie drehte die Broschüre in den Händen und hielt ihm das Deckblatt entgegen. „Du brauchst doch nur den Titel dieses altmodischen Heftes zu lesen, dann weißt du alles.
    Wißt ihr, wohin die Hanse-Schiffe fliegen? fragt Weidenburn. So ein Quatsch! Die DRUDEL ist ein Hanse-Schiff. Und? Wohin fliegen wir?"
    „Nach Cheyraz", sagte Josuar. Sie hatte nicht verstanden. Wie auch?
    Danyella legte die Broschüre auf den Tisch zurück und griff nach dem Kaffeebecher.
    „Na bitte. Ich weiß es, du weißt es, alle wissen es! Was also soll der Unsinn?"
     
    2.
     
    Vor vier Monaten noch hatte es auf dem Parkplatz von
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