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1093 - Testwelt Cheyraz

Titel: 1093 - Testwelt Cheyraz
Autoren: Unbekannt
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Leute ihre Aggressionen, sie wurden teilnahmslos und gleichgültig. Der Mob löste sich auf, die wütenden Rufe verstummten, Frauen und Männer gingen zurück zu ihren Wohnungen. Der suggestiven Kraft des Kardec-Schildes vermochte niemand zu widerstehen.
    Auch die beiden Raumfahrer von der DRUDEL hielten es für ratsam, aus dem Sichtkreis des Porleyters zu verschwinden. Es lag ihnen nichts daran, als Drahtzieher entlarvt zu werden. Unauffällig neben zwei Siedlern hertrottend, verzogen sie sich in eine Seitenstraße.
    Aber das Feuerwerk der Leucht- und Knallbomben ging weiter, und auch der Springer an Bord der ORSOFAL schien noch lange nicht genug zu haben. Das Handelskontor befand sich in Aufruhr. Überall versammelten sich Menschen und schlossen sich zu Gruppen zusammen. Ob Zorc Kallman vielleicht doch hier und da seine Finger im Spiel hatte, machte dabei keinen Unterschied mehr. Die Volksseele kochte. Der Porleyter würde alle Hände voll zu tun haben, wieder Ruhe zu schaffen, und er würde einige Zeit dazu brauchen.
    Unterdessen mußte sich erweisen, ob Josuar Gandaro mit dem Handschuh den Erfolg erzielte, den er und viele andere sich erhofften.
     
    8.
     
    „Ich möchte wirklich wissen, was du da draußen willst. Es gibt nichts, was sich zu sehen lohnt."
    „Laß das nur meine Sorge sein. Ich möchte mich einfach etwas umschauen."
    Mit diesen Worten hatte Josuar der Leiterin der Relaisstation den Rücken gekehrt und das kuppeiförmige Bauwerk verlassen.
    Jetzt kauerte er hinter einem Felsen in Deckung. Neben ihm lag der Koffer, den er die ganze Zeit über nicht aus der Hand gegeben hatte. Das Behältnis war bereits geöffnet.
    Der porleytische Handschuh wartete griffbereit auf seinen Einsatz.
    Josuar war froh, daß das Instrument, obwohl nicht mehr abgeschirmt, sich bislang nicht vom Fleck rührte. Es war ein Risiko gewesen, es in einem einfachen Koffer zu transportieren, aber sie hatten es eingehen müssen, um das Geheimnis zu wahren.
    Er erinnerte sich an Berichte aus dem Kosmischen Basar ROSTOCK, wo vor geraumer Zeit ein gleichartiger Handschuh, ein rechter allerdings, gesichtet worden war.
    Das damals aufgetauchte Gerät bildete mit dem, das Josuar mit sich führte, offensichtlich ein Paar, aber im Gegensatz zu dem auf Khrat gefundenen hatte sich der Handschuh auf der ROSTOCK nicht unter Kontrolle bringen lassen und beträchtliche Unruhe verursacht.
    Der Hyperphysiker versuchte sich vorzustellen, was geschehen würde, wenn „sein" Handschuh sich ebenfalls selbständig machte und sich womöglich gegen die Menschen richtete. Die Folgen mußten einer Katastrophe gleichkommen.
    Er lauschte aufmerksam, aber außer dem Rauschen des Windes, der sich am Hang des Berges Tritun brach, war nichts von der leblosen Einsamkeit des Planeten zu hören.
    Hundert Meter rechts von ihm schimmerte die Kuppel der Relaisstation durch den Dunst. Alles, was weiter davon entfernt lag, verbarg sich den Blicken im dichten Nebel.
    Noch deutete nichts darauf hin, daß sich tatsächlich einer der Porleyter persönlich um die Funksendung kümmern würde. Die Ruhe, die hier herrschte, schien ebenso geheimnisvoll wie spannungsgeladen. Wann kam der Porleyter? Kam er überhaupt?
    Josuar bewegte sich unruhig. Die Ungewißheit setzte ihm mehr und mehr zu. Plötzlich fühlte er sich wie auf verlorenem Posten, im Stich gelassen und auf ein zweifelhaftes Ereignis wartend.
    Welch ein Wahnsinn! dachte er bedrückt. Wie kann sich das Leben eines Menschen in wenigen Tagen so grundlegend ändern!
    So weit er sich auch zurückerinnerte, er war immer einer von vielen gewesen.
    Eines von acht Kindern seiner Mutter.
    Einer von 10,4 Milliarden Erdbewohnern.
    Einer von 200.000 Anhängern Weidenburns.
    Einer von 26 Wissenschaftlern im Geheimlabor des HQ-Hanse.
    Und heute...?
    Heute war er allein. Völlig allein.
    Ein feines Singen riß ihn aus seinen Gedanken. Es drang durch den Nebel zu ihm herüber und kam rasch näher.
    Ein Gleiter!
    Josuars Herz klopfte bis zum Hals. Die steigende Nervosität, vermischt mit Angst, drohte ihn fast zu lahmen. Es war soweit! Jetzt mußte sich alles entscheiden!
    Vor Aufregung zitternd, griff er nach dem Handschuh und stülpte ihn über die Linke.
    Das Gerät schmiegte sich widerstandslos an die Haut, die Spange schloß sich um den Unterarm. Josuar spürte etwas in seinem Schädel, nicht mehr als einen leichten Druck, der ebenso schnell wieder schwand. Diesmal problemlos, akzeptierte ihn das Instrument als Träger. Die
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