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1073 - Liebling der Toten

1073 - Liebling der Toten

Titel: 1073 - Liebling der Toten
Autoren: Jason Dark
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konnte, wenn nichts sie hinderte, und ich würde ebenfalls schnell sein müssen, um dagegenzuhalten.
    Das Kreuz hing vor meiner Brust. Dort sollte es nicht länger bleiben. Ich bewegte meine Hände auf den Nacken zu, und Hardy stoppte mich auch nicht. Er war zu sehr damit beschäftigt, die Aura des kalten Todes um sich herum aufzubauen.
    Es passierte lautlos. Es knisterte nichts, aber es dehnte sich aus, drückte sich nach verschiedenen Richtungen hin weg und rollte auch lautlos auf Shao zu.
    Die Kette floß durch meine Haare hinweg, dann über den Kopf - und lag frei.
    Mit ihr das Kreuz!
    Ich wußte nicht, ob Hardy es schon gesehen hatte. Ich zeigte es ihm nicht, sondern umschloß es mit meiner Faust.
    Einen Schritt ging ich auf ihn zu.
    Die Kälte traf mich. Sie erwischte mein Gesicht wie ein breiter Streifen, um dort alles einzufrieren. Genau bis zu dem Augenblick, als ich das Kreuz anhob und es der eisigen Wolke entgegenhielt.
    Ich wollte die Formel sprechen, es war nicht mehr nötig, denn plötzlich strahlte es auf. Licht und Lichtstrahlen jagten Hardy entgegen, der ihnen nicht ausweichen konnte.
    Er wurde getroffen.
    Er schrie auf, riß die Arme hoch und stand plötzlich inmitten der Lichtglocke wie festgeschraubt. Sie war wieder zu einer Insel in meiner Wohnung geworden. Das Kreuz hatte dafür gesorgt, und es stemmte sich auch weiterhin gegen die andere Macht, denn in diesem hellen Zentrum fing eine Veränderung an.
    Hardys Gestalt verschwand. Sein Gesicht und sein Körper lösten sich innerhalb der magischen Zone auf, ohne allerdings zu Staub zu werden, womit ich gerechnet hatte.
    Es kam nur zu einem Gestaltenwechsel. Die menschliche verschwand.
    Sie machte einer anderen, der wahren Gestalt des Hardy Platz…
    ***
    Er hatte in diesem dualen Komplex existiert, doch nun gab es den zweiten nicht mehr. Ich schaute zusammen mit Shao auf seine andere, die erste - und auch wahre Gestalt.
    Das genau war die Frage. Wenn es stimmte, dann war er kein Mensch mehr, sondern ein Monster. Vor Shao stand inmitten des Lichts eine Gestalt, die völlig nackt war. Eine violette, glänzende Haut mit dicken Muskelknoten. Ein Gesicht, in dem ich die Organe nur mühsam erkennen konnte. Wichtig war der Mund, der aus einem großen Maul bestand. Ich sah, daß ihm die Macht des Kreuzes zu schaffen machte.
    Ich sah die anderen Hände, die plötzlich erschienen, aber weder Shao noch mich angriffen, sondern ihn.
    Die kalte Wolke um ihn herum war dunkler geworden. Und noch dunklere Krallen fuhren daraus hervor und griffen Hardy an. Sie schlugen nach ihm, sie erwischten ihn mit ihren Krallen und hinterließen auf der Haut tiefe Streifen.
    Er blutete.
    Aber war das Blut?
    Nein, das war etwas anderes. Eine dickliche Flüssigkeit, doch kein Blut im eigentlichen Sinne, denn das Zeug stank ätzend. Eine Hand hatte sich um seine Kehle gekrallt und den Kopf nach hinten gedrückt. Der Mund öffnete sich. Er zuckte, und Hardy sah so aus wie jemand, der noch sprechen wollte.
    Dann würgte er die Worte hervor. Ich mußte schon sehr genau hinhören, um sie überhaupt verstehen zu können. »Luzifer hat mich geschickt. Ich sollte für ihn auf der Welt die Augen offenhalten. Ich war ein Todesengel. Ich sollte töten. Er hat mich geformt. Ich war Mensch, und ich war ein Stück von ihm. Er hat mir die Macht gegeben, mit den Toten auf meine Weise zu sprechen. Ich habe die Menschen gesehen, und ich sah sie leiden. Ich wollte ihnen Gutes tun und trotzdem Luzifer zufriedenstellen. Darum habe ich nur die töten lassen oder selbst getötet, von denen ich überzeugt war, daß sie den Tod verdient hatten. Ich wollte irgendwie gut sein, aber Luzif er hat es nicht zugelassen. Für ihn gibt es nur die grausamen Engel, nicht die anderen. Ich habe versagt. Ich habe die Aura des Todes mitbringen können, um die Menschen wehrlos zu machen, aber dann bist du gekommen, und alles ist aus. Das Kreuz, das verdammte Kreuz. Er hat mich davor gewarnt, aber ich fühlte mich stark, zu stark. Jetzt zahle ich dafür. Ich werde keine Toten mehr küssen, ich werde nicht mehr ihr Liebling sein, denn seine Helfer, die auch meine geworden sind, werden mich vernichten…«
    Da hatte er nicht zuviel versprochen, denn die breite Hand an der Kehle griff zu.
    Sie bohrte sich in das dunkle Fleisch hinein. Auch die Haut schaffte es nicht, einen Widerstand aufzubauen. Tief drangen die spitzen Finger in den Hals, und auch andere Hände stießen brutal in den Körper des Todesengels hinein.
    Hier
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