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1073 - Liebling der Toten

1073 - Liebling der Toten

Titel: 1073 - Liebling der Toten
Autoren: Jason Dark
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Mörder angesehen, aber das bin ich nicht. Ich bin ein Richter, ich bin ein Gerechter, und ich bin ein Liebling der Toten!«
    Da hatte er recht. Die Toten standen auf seiner Seite. Ich sah nicht einmal ihre Körper innerhalb der eisigen Wolken, sondern eben nur die verdammten Hände.
    Sie hatten sich mir schon stark genähert. Das letzte Gespräch mit Hardy hatte mich einfach zu sehr abgelenkt. Auch wenn ich es gewollt hätte, es wäre mir nicht mehr möglich gewesen, diesen Mordkrallen auszuweichen. Ich zählte sie auch nicht. Für mich waren nur die drei wichtig, die sich schon in unmittelbarer Nähe meines Körpers befanden und mich jeden Augenblick mit ihren Krallen erwischen konnten.
    Sie lagen in unterschiedlicher Höhe übereinander. Die oberste Kralle zielte direkt auf mein Gesicht. Die Finger der zweiten wiesen auf meine Brust, leicht nach links versetzt, wo auch das Herz schlägt. Die dritte Hand wollte sich in meinen Bauch bohren.
    Hardy schaute zu. Er wirkte in der Eiswolke wie ein Mittelpunkt und war auch von weiteren Händen umgeben, die er allerdings noch zurückhielt.
    Ich wollte auch nicht, daß ich bald so aussah wie der tote Killer, aber ich wußte nicht, wie ich den Klauen entkommen konnte. Es gab keinen Platz mehr.
    »Jetzt!« rief Hardy.
    Er hatte seinen Ruf sehr gut getimt, denn genau in diesem Moment stießen sie zu…
    ***
    Ich schloß die Augen, weil ich nicht zuschauen wollte, wie die Hand in mein Gesicht rammte. Die anderen beiden würden meinen Körper treffen und nicht erst Wunden hinterlassen, sondern sofort für meinen Tod sorgen.
    Sie rammten…
    Nein, nicht hinein!
    Meine wahnsinnige Furcht löste sich plötzlich auf. Es passierte etwas ganz anderes, denn das Innere meines Körpers war nicht erstarrt und nach wie vor eine Insel der Wärme in der Kälte.
    Die Berührung war noch zu spüren. Zuerst im Gesicht. An beiden Wangen, denn meine Nase klemmte in der Lücke zwischen den Fingern.
    Kein Reißen der Haut. Kein Schmerz! Kein Blut, das aus meinem Gesicht sprudelte. Etwas völlig anderes passierte, und ich riß die Augen weit auf.
    Vor mir blitzte es auf.
    Grelles Licht, das aus meinem Körper drang oder irgendwie anders entstand. Da ich die Augen noch immer weit geöffnet hatte, war ich im ersten Moment geblendet. Aber das Licht fiel wieder zusammen, und so konnte ich sehen, was mit den Händen passiert war.
    Es gab sie noch, aber sie waren verändert. Sie und auch die Unterarme sahen nicht mehr so aus wie zuvor. Sie waren nach unten gesackt, und hatten eine andere Farbe angenommen, obwohl sie noch immer dunkel aussahen.
    Nur anders und nicht mehr glänzend. Verbrannt, verkohlt. Über sie hinweg schwebte der Rauch, der eklig stinkend in meine Nase wehte. So roch es, wenn Fleisch verbrannt wurde.
    Die Klauen hingen noch zitternd in der Luft. Alte Lappen, die dann zischten, als sie endgültig vergingen. Sie brannten nicht, es blitzte auch nicht in ihnen, sie rieselten als Reste zu Boden und blieben auf dem Teppich liegen.
    Verkohlte, vernichtete Totenhände, die keinen lebenden Menschen mehr töten würden.
    Ich dachte nicht großartig schon jetzt über die Folgen nach. Außerdem machte mir Hardy einen Strich durch die Rechnung, denn plötzlich brüllte er auf.
    Für ihn mußte eine Welt zusammengebrochen sein. Er hatte seinen Plan aufgebaut. Er war überzeugt gewesen, unantastbar zu sein. Wer konnte sich schon auf die Hilfe der Toten verlassen?
    Jetzt mußte er zusehen, wie das Kartenhaus zusammenbrach. Es gab die Hände nicht mehr, die einen Menschen so leicht töteten, denn dieser Mensch wußte sich zu wehren. Er war in der Lage, selbst diese Barrieren zu durchbrechen.
    Hardy brach in die Knie wie jemand, der einen Treffer bekommen hatte.
    Dann schrie er. Und sein Schrei raste aus dieser Eisaura auf mich zu. Er schüttelte den Kopf wie jemand, der es nicht glauben konnte, aber er hatte trotzdem noch Helfer auf seiner Seite. Aus dieser kalten Nebelwolke lösten sich die Hände, packten ihn und drehten ihn nicht nur herum, sondern richteten ihn auch auf.
    Das bekam ich zwar mit, reagierte allerdings nicht, da ich noch zu sehr mit mir selbst beschäftigt war und kaum fassen konnte, mit dem Leben davongekommen zu sein.
    Die Chance nutzte Hardy aus.
    Er startete von seinem Fleck aus. Er hatte sich plötzlich in ein rasendes Gespenst verwandelt oder in ein flatterndes Phantom, das an mir vorbei in Richtung Tür huschte.
    Es ließ sich auch von Tanner nicht stören, falls er überhaupt
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