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1066 - Gesils Punkt

Titel: 1066 - Gesils Punkt
Autoren: Unbekannt
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ersten an - in der Nähe von Gesils Kabine.
    Als Melborn an der Tür eines Gemeinschaftsraums vorbeikam, vernahm er ein vertrauliches „He!" und sah, wie Bescam grinsend durch den Spalt blickte.
    „Gibt es Neuigkeiten aus der Kommandozentrale?" erkundigte sich Bescam, nachdem Melborn eingetreten war. Außer ihnen befand sich niemand in dem Gemeinschaftsraum.
    Hierher verirrte sich nie jemand, außer den Kontrollorganen, denn der ganze Wohnsektor war unbewohnt. Hier lebte nur Gesil.
    Melborn schüttelte den Kopf.
    „Du weißt doch, sie sind gezwungen, den Weg der kleinen Schritte zu wählen. Wir nähern uns dem Ziel sozusagen trippelnd."
    „SENECA, ich weiß." Bescam nickte bestätigend. „Gestern erst war es, daß sich SENECA weigerte, für uns ein Hangar-Schott zu öffnen ..."
    „Du hast mir davon erzählt", unterbrach ihn Melborn. „Und?"
    „Es ist noch immer zu."
    „Und was gibt es hier?" fragte Melborn.
    „Nichts", sagte Bescam enttäuscht. „Vielleicht schläft Gesil. Jedenfalls hat sie sich nicht blicken lassen und hat auch keinen Wind gemacht. Nicht einmal ein Lüftchen hat sie entfacht."
    Unter „Wind machen" verstand Bescam von Gesil verursachte Phänomene.
    Bescam war mit zwanzig Jahren um ein Jahr älter als Melborn, aber Bescam besaß keine Buhrlo-Narbe. Sie hatten einander kennen gelernt, als die 250 Betschiden von Chircool an Bord geholt worden waren. Bescam äußerte sich damals recht abfällig, weshalb sie sich beinahe in die Haare geraten wären.
    „Noch solche Exoten", hatte Bescam damals gemeint und damit auch auf die Buhrlos angespielt. Melborn fühlte sich bemüßigt, die Buhrlos zu verteidigen, und sie waren im Zorn auseinandergegangen.
    Später hatten sie sich in der Nähe von Gesils Kabine wiedergetroffen. Seltsamerweise hatten diese gemeinsamen Interessen jedoch nicht die Rivalität verstärkt, sondern eine Freundschaft gefördert. Bescam hatte sich für seine Bemerkung über die Betschiden und die Buhrlos entschuldigt, und Melborn glaubte ihm.
    Manchmal suchten sie gemeinsam das Solarium auf, wo die Betschiden den größten Teil ihrer Freizeit zubrachten. In den hydroponischen Gärten fanden sie annähernd solche Bedingungen wie auf Chircool vor und konnten sich allmählich akklimatisieren.
    „Sie haben sich ganz gut in" das Bordleben eingewöhnt", meinte Melborn bei einem dieser Besuche.
    „Es geht", sagte Bescam. „Jedenfalls haben sich alle geirrt, die glaubten, die Betschiden seien auf Chircool schon so fest verwurzelt, daß sie dort bleiben wollten.
    Aber die Sehnsucht, sich ihren uralten Traum zu erfüllen, war stärker. Man muß es sich vorstellen: Über Generationen hinweg haben sie mit fast religiösem Fanatismus daran geglaubt, daß eines Tages die SOL kommen und sie aufnehmen würde.
    Und dann taucht sie tatsächlich auf. Das ist, wie wenn ..."
    „Ja, ich weiß", sagte Melborn. „Wie wenn Gesil plötzlich vor dir steht und die Arme ausbreitet."
    Bescam sah ihn verwundert an.
    „Daß du das so gelassen aussprechen kannst. Mir wird stets ganz heiß bei diesem Gedanken."
    Melborn mußte lächeln. Er war mit sich schon längst ins reine gekommen, was Gesil betraf. Sie faszinierte ihn auf eine andere Weise, als alle anderen Männer an Bord der SOL. Er liebte Cae, das mit Gesil war nur jugendliche Schwärmerei. Er war mächtig stolz auf diese Einsicht, und sie erlaubte es ihm, über alle anderen zu lächeln.
    „Die Betschiden gehen durch eine gute Lebensschule", sagte er, um das Thema zu wechseln. „Sie sind intelligent und überaus lernbegierig. Ich hätte selbst nicht geglaubt, daß sie sich so rasch umgewöhnen könnten. Natürlich gibt es gewisse Schwierigkeiten ... Ich glaube, am schwersten können sie sich an den Gedanken gewöhnen, daß man an Bord kein persönliches Eigentum braucht, daß es keinen Kampf ums Überleben gibt und auch die Nahrungsbeschaffung keinen persönlichen Einsatz abverlangt. Aber auch das wird sich einrenken."
    Bescam, der gerade Schleusendienst gehabt hatte, als die Betschiden an Bord kamen, hatte gesehen, wie einer von ihnen ein kleines Tier an Bord geschmuggelt hatte.
    Aber er meldete es nicht. Der Betschide hieß Geston, sein Schoßtierchen nannte er einfach Kater. Inzwischen war das „Schoßtierchen" zu einer recht ansehnlichen Raubkatze herangewachsen. Geston war in großer Sorge, weil er befürchtete, daß er sich von seinem Tier trennen müßte, wenn die Schiffsführung etwas von seiner Existenz erführe. Aber Melborn und
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