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1066 - Gesils Punkt

Titel: 1066 - Gesils Punkt
Autoren: Unbekannt
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plötzliche Geistesschwäche übermannt habe. Das war gar nicht mal gelogen; er sah sich außerstande, eine so nutzlos erscheinende Tätigkeit wie das Sortieren von Signalen fortzusetzen. Er wollte nicht einmal abwarten, bis ein Ersatz für ihn kam. Doch bevor er gehen konnte, sprach Caela ihn an.
    „Melborn", sagte sie in völlig verändertem Tonfall. „Ich kenne deine Aufzeichnungen.
    Auch das Gedicht über Gesil. Ist es dir wirklich nicht möglich, dich ihrem Bann zu entziehen?"
    Er spürte seine Buhrlo-Narbe heiß werden.
    „Du spionierst mir nach?" stieß er zornig hervor.
    Er sah noch, wie sie den Kopf schüttelte. Aber er wartete keine Antwort mehr ab, sondern stürmte davon, um sich in seiner Erregung nicht zu einer Unbesonnenheit hinreißen zu lassen.
    Warum mußte ihm Caela ausgerechnet Gesil vorhalten? Es war unfair. Er brachte auch nicht ihren Buhrlo-Komplex zur Sprache, der sie daran hinderte, mit ihm eine festere Bindung einzugehen.
    Beim Durchqueren der Zentrale sah er aus den Augenwinkeln Atlan, Tanwalzen und Skiryon beisammenstehen. Er eilte schnell vorbei, um nicht ihre Aufmerksamkeit zu erregen, und hörte Skiryon gerade zufrieden sagen: „Ich glaube, daß wir unserem Ziel wieder ein Stück nähergekommen sind..."
    Er meinte natürlich die Milchstraße. Aber wie viel war ein „Stück" von einer noch nicht bestimmten Distanz?
    „Melborn!" Das war Skiryons Stimme. Er rief noch einmal Melborns Namen. Wenig später war er an seiner Seite. „Warum stellst du dich taub?"
    „Vielleicht möchte ich für eine Weile allein sein", erwiderte Melborn.
    „Was ist nun mit dir und Caela?" fragte Skiryon, der auf Kran Atlans Chef des Nachrichtendienstes gewesen war. „Ich dachte, ihr wolltet eine Lebensgemeinschaft eingehen?"
    „Ist das nicht unsere Sache?" sagte Melborn feindselig.
    Skiryon nickte bedächtig.
    „Ja, du hast recht, es geht mich nichts an. Aber als dein Vater interessiert es mich trotzdem, warum du es dir anders überlegt hast."
    Melborn hatte schon eine entsprechende Entgegnung auf der Zunge, überlegte es sich dann aber anders.
    „Es liegt nicht an mir und auch gar nicht so sehr an Cae, sondern einfach daran, daß es keine Buhrlos mehr gibt", sagte Melborn. „Cae und ich wären diese Verbindung eingegangen, um Kinder zu haben. Wir wollten damit aber warten, bis wir Terra erreicht hätten. Aber dann passierte das mit den Buhrlos. Seit sie die SOL verließen, hat Cae Angst vor einem Kind. Sie fürchtet, daß es ein Buhrlo werden könnte. Und er wäre dann der einzige seiner Art."
    Skiryon nickte verständnisvoll. Der Auszug der 320 Gläsernen von der SOL haftete ihnen allen noch gut im Gedächtnis: Wie sie sich einfach ins Vakuum gestürzt hatten und durch den Weltraum trieben, ihre Körper förmlich verpuppten und unter dieser dicken Panzerung in scheintote Starre verfielen. Alle waren sich einig, daß dies sicherlich nicht das Ende der Buhrlos war, sondern eher ein neuer Anfang. Vielleicht würden sie irgendwann einmal in einer ihnen gerechten Form eine Wiedergeburt erleben. Aber aus dem Leben der Solaner waren sie verschwunden.
    Und dann sagte Skiryon: „Vielleicht gibt es auch noch einen anderen Grund für euer Zerwürfnis. Es ist mir nicht entgangen, daß du die meiste Zeit über in Gesils Nähe herumschleichst. Sei ein Mann, Melborn ..."
    Das war Melborn zuviel.
    „Vielleicht bist du kein Mann, wenn du nicht merkst, was in Gesil steckt!" rief er aufgebracht und lief davon.
    Skiryon sah ihm stirnrunzelnd nach, unternahm aber keinen Versuch, ihn noch einmal zur Rede zu stellen. Er kehrte zu Atlan und Tanwalzen zurück, die gerade die Frage erörterten, warum sich Gesil in den Spoodies zu schaffen machte.
    „Seltsam, daß ihr Interesse an den Spoodies auf einmal so groß ist, obwohl sie auf Spoodie-Schlacke Zeit genug hatte, sich mit ihnen zu beschäftigen", meinte Tanwalzen.
    „Es kann natürlich sein, daß sie sie in der neuen Umgebung testen wollte."
    Als Atlan Skiryon einen fragenden Blick zuwarf, hätte Skiryon beinahe gesagt, daß der Arkonide in Melborn einen ernsten Nebenbuhler hatte. Aber er verkniff es sich dann doch.
    „Sein Kranen-Stolz ist wieder einmal durchgebrochen", sagte er daher nur.
     
    *
     
    Melborn rief in Bescams Kabine an, aber niemand hob ab. Da Melborn wußte, daß Bescam, der dem Hangar-Personal angehörte, dienstfrei hatte, machte er sich auf die Suche nach ihm. Es gab eigentlich nur zwei Orte, an denen er sein konnte. Melborn traf ihm gleich am
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