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1066 - Gesils Punkt

Titel: 1066 - Gesils Punkt
Autoren: Unbekannt
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sind ihre Günstlinge."
    „Aber sie gibt uns kein Zeichen", sagte Melborn. Unvermittelt fragte er: „Hast du einen Scheinwerfer oder so etwas mit dabei?"
    Bescam beleckte sich die Lippen und holte eine Stablampe aus der Tasche.
    „Worauf warten wir dann noch?"
    Bescam beleckte sich wieder die Lippen.
    „Ja, worauf warten wir noch."
    Melborn fragte sich, warum Bescam eine solche Scheu vor jenem Raum hatte.
    Vielleicht lag es daran, daß er schon solange auf der SOL Dienst tat und nicht verstehen konnte, daß es auf diesem Schiff eine unerforschte Region gab. Dabei war es bei diesen gewaltigen Dimensionen gar nicht so ungewöhnlich.
    Melborn schraubte seine Erwartungen nicht all zu hoch.
    Er konnte sich nicht vorstellen, daß sie eine sensationelle Entdeckung machen würden.
     
    *
     
    Es handelte sich um eine raffiniert getarnte Geheimtür, die auch bei genauerem Hinsehen nicht auffiel und praktisch jeder Überprüfung standhalten konnte. Selbst mit Energietastern oder ähnlichen Ortungsgeräten wäre sie nicht aufzuspüren gewesen, weil sie keinerlei Energiezufuhr hatte und auch kein Computerschloß.
    Bescam war technisch recht begabt und hatte die Funktionsweise des Mechanismus herausgefunden. Man mußte die Leiste einer Konsole hochschieben, woraufhin die Konsole nach innen klappte und den Zugang freigab. So einfach war das, aber Melborn bezweifelte, daß er daraufgekommen wäre. Und wahrscheinlich bauten auch jene, die dieses Versteck geschaffen hatten, darauf, daß eine simple, manuell zu bedienende Mechanik schwerer zu finden war als ein kompliziertes Schloß.
    Ein seltsamer Geruch schlug ihnen aus der Öffnung entgegen. Bescam hielt sich die Nase zu und leuchtete hinein. Da er keine Anstalten traf, durch die Öffnung zu klettern, machte Melborn den Anfang. Er griff zurück und nahm Bescam die Lampe ab, der daraufhin zögernd folgte.
    „Woher kommt nur der Gestank?" fragte Bescam.
    Melborn leuchtete mit der Lampe den Hohlraum aus, in dem sie sich befanden. „Vielleicht handelt es sich um Verwesungsgeruch, der sich über Jahrhunderte hier gestaut hat."
    „Du meine Güte" rief Bescam aus. „Du meinst, wir könnten Tote finden? Vielleicht sollten wir doch lieber Meldung machen."
    „Das würde eine Reihe peinlicher Fragen nach sich ziehen", sagte Melborn. Daraufhin schwieg Bescam.
    Der Hohlraum war nur zweieinhalb Meter breit und etwa zehn lang und endete auf beiden Seiten an metallenen Trägern, die in einer Höhe von etwa drei Metern durchbrochen waren. Zu den kreisrunden Öffnungen von etwa einem Meter Durchmesser führten Griffsprossen hinauf, die in das Metall eingelassen waren. An den nicht gerade fachmännisch ausgeführten Schweißnähten erkannte Melborn, daß die Leitern erst nachträglich angebracht worden sein mußten. Als er den Schein der Stablampe über sich richtete, stellte er fest, daß in einer Höhe von zehn Metern eine Querstrebe den Hohlraum abschloß. Die Wände wiesen in verschiedenen Höhen insgesamt drei Querrillen auf und einige Unebenheiten und Löcher, woraus Melborn schloß, daß der Hohlraum einst in drei weiteren Etagen unterteilt gewesen war.
    Wer hatte das getan? Und warum? Mit diesen Fragen erschöpfte sich Melborns Interesse an diesem Versteck.
    „Da ist nichts", sagte er. „Wir können wieder gehen."
    „Forschen wir weiter", schlug Bescam vor und wies die Leiter hinauf zu einer der Öffnungen. „Dahinter scheinen noch mehr Räume zu liegen. Ich bin sicher, daß es ein wahres Labyrinth von Geheimgängen gibt, die möglicherweise sogar die ganze SZ-1 durchziehen."
    „Mit dir geht die Phantasie durch", sagte Melborn. „Ich hatte diese Woche Gelegenheit, mir in der Kommandozentrale einen Lageplan der SOL anzusehen. Natürlich gibt es viele Hohlräume zwischen den Decks und den Trennwänden, das gesamte Trägerskelett der SOL ist verschalt. Aber fast alle Hohlräume sind vollgestopft mit Leitungen und Geräten. Nimm nur das Computernetz, das das gesamte Schiff durchzieht. Da bleibt nicht viel Platz für Verstecke."
    „Und das hier?"
    Melborn zuckte die Schultern. Er wollte eigentlich nur Bescams Phantasie zügeln und sich nicht auf eine Diskussion einlassen. Um einer weiteren Stellungnahme enthoben zu werden, kletterte er die Leiter hinauf, die links von ihm lag. Als er die Öffnung erreicht hatte und hineinleuchtete, entfuhr ihm ein Laut der Überraschung.
    „Was siehst du?" fragte Bescam von unten. „Etwa Leichen? Skelette?"
    „Komm herauf und sieh es dir an",
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