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1066 - Avalons Riesen

1066 - Avalons Riesen

Titel: 1066 - Avalons Riesen
Autoren: Jason Dark
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waren neu und mußten sich auf ihren Instinkt verlassen.
    Die Frau mit den roten Haaren lief weiter. Sie war mehr ein huschendes Wesen im Reich einer blühenden Natur, das von der Angst getrieben wurde.
    Begriffe wie König Artus oder die Ritter der Tafelrunde und selbst der Dunkle Gral waren für sie nicht mehr existent. Die brachten gegen die Riesen keine Hilfe. Sie mußte sich wirklich auf sich selbst und ihre Schnelligkeit verlassen.
    Sie huschte über die Landschaft hinweg, und die Landschaft flog förmlich an ihr vorbei. Nadine nahm sie nicht wahr.
    All die Schönheiten interessierten sie nicht. Es war für sie einfach anders geworden. Das Leben hatte sich auf wenige wichtige Dinge reduziert.
    Über ihr stand der strahlende Himmel wie gemalt. Ein herrliches, sanftes Blau, von keiner Wolke bedeckt und nur vom warmen Wind umspielt, das war der Himmel über Avalon, den sie so liebte und schätzte. Sie hatte sich an ihn gewöhnt. In ihrem vorherigen Leben hatte sie einen derartigen Himmel nie kennengelernt.
    Wieder senkte sich das Gelände etwas. Es führte hinein in ein flaches Tal, durch das sich schlangengleich ein schmaler Bach wand.
    Glitzerndes und schimmerndes Wasser wie von kleinen Eisstücken bedeckt, über dem Insekten tanzten.
    Dieses kleine Gebilde mußte sie durcheilen, bevor ihr der Blick auf das Tor gelang. Auch jemand, der von der anderen Seite her kam, bekam diese Landschaft zu Gesicht und war von ihrem Aussehen und dem ausströmenden Frieden tief beeindruckt.
    Ein schnelles Zurückblicken.
    Kein Riese zu sehen.
    Nadine faßte wieder Mut und eilte weiter. Sie freute sich über ihre gute Kondition. Sie war nicht erschöpft, und ihre Beine bewegten sich wie von einem Motor angetrieben. Neben Sträuchern mit gelben Blüten und Blättern lief sie her und hatte sehr bald einen bestimmten Sichtwinkel erreicht.
    Im Laufen hob sie den Kopf an.
    Dann sah sie das Tor!
    Es stand dort und schien in der klaren sonnenreichen Luft zu schwimmen. Es war der Zugang zur normalen Welt. Wer es durchschritt, landete in der Nähe von Glastonbury.
    Umgekehrt kam nicht jeder, der von der anderen Seite her das Tor betrat, nach Avalon. Das war nur wenigen Menschen vergönnt, obwohl es immer wieder welche versuchten, die nicht zu den Auserwählten gehörten, wie zum Beispiel John Sinclair.
    Da war er wieder. Dieser intensive Gedanke an den Geisterjäger, der bei Nadine abermals wie ein Blitzschlag eingeschlagen hatte.
    Diesmal noch stärker. Sie konnte sich vorstellen, daß John in der Nähe stand und sie nur noch die Hände ausstrecken mußte, um ihn anzufassen.
    Er war nicht da.
    Dafür das Tor, auf das sie zulief. Jetzt wußte sie, daß ihr Weglaufen einen Erfolg gebracht hatte. Sie würde es vor den Riesen erreichen und hindurchlaufen.
    Es waren nur noch wenige Meter zum Ziel. Nadine reduzierte ihre Schritte. Sie wollte sich auf keinen Fall vollends verausgaben. Sie brauchte auch eine kleine Erholung, aber nicht hier, sondern innerhalb des Durchgangs zur normalen Welt.
    Wie lange war sie nicht dort gewesen? Hatte sich da etwas verändert? Wie ging es den Conollys, bei denen sie für eine lange Zeit als Wölfin gelebt hatte? Was machte Johnny? Für ihn war Nadine damals eine Beschützerin gewesen und hatte ihm schon mehrmals das Leben gerettet. All diese Erinnerungen schossen ihr durch den Kopf, als sie sich dem Tor näherte.
    Nadine war schon so nahe heran, daß sie hindurchschauen konnte.
    Aber sie sah nichts. Der Mittelgang war vorhanden, er war auch vorn offen, doch es malte sich nichts ab. Kein Ausschnitt der anderen Welt. Es gab eben die unsichtbare Grenze innerhalb des Tores, die erst überschritten werden mußte, um in die andere Welt hineinzugelangen.
    Wieder ein Blick zurück.
    Es waren noch keine Riesen zu sehen. Diesmal preßte Nadine auch nicht ihr Ohr an den Boden, um zu lauschen. Diese Zeit hatte sie einfach nicht mehr.
    Die letzten Schritte. Ihr Atem hatte sich wieder normalisiert. Sie konnte die Mauer riechen. Einen besonderen Duft der Steine. Möglicherweise auch einen Gruß aus der Welt dahinter.
    Sekundenlang blieb sie stehen. Schloß die Augen. Eine Frau, die wie im Gebet verharrte.
    Dann ging sie weiter.
    Und plötzlich war das Gefühl wieder da. Der Gedanke an John Sinclair. Übermäßig stark. So intensiv, daß Nadine es kaum fassen konnte. Er war hier. Sie sah ihn nur nicht. Das Schicksal hatte ihn hergetrieben, es gab keine andere Möglichkeit für sie. Sie spürte seine Anwesenheit überdeutlich.
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