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106 - Schatten des Krieges

106 - Schatten des Krieges

Titel: 106 - Schatten des Krieges
Autoren: Claudia Kern
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Aikos Nase, als sich der Kerl neben ihn hockte.
    »Wasnlos?« Ein erneutes Stupsen, diesmal mit den Händen, um Aikos Reaktion zu testen. »Erkennste den ollen Eriik nich mehr? Wir hamuns doch gestern zusammn den Schädel dichtgezogn.« Eriik grinste breit. Nicht um Aiko zu gefallen, sondern all jenen, die gerade vorbei kamen und vielleicht zu ihnen herunter sahen. Aber das tat ohnehin niemand.
    Hau ab! , wollte Aiko sagen, doch seine Stimmbänder brachten nur ein trocknes Krächzen zustande. Der Versuch, den Kerl wegzustoßen, scheiterte ebenso kläglich. Seine früher so reaktionsschnelle Rechte stieg quälend langsam in die Höhe.
    »Jahaha, ich freue mich auch, dich zu sehen!« Eriik fing die Abwehrbewegung mühelos ab. Über seine Miene huschte zwar ein überraschter Ausdruck, als er die harten Muskeln unter dem schwarzen Drillich erfühlte, doch da sich die Geste mühelos stoppen ließ, langte er mit der anderen Hand neben Aikos Knie, um die dort angesammelten Früchte aufzuklauben und in den Innentaschen seines Mantels zu verstauen.
    Der Cyborg ließ ihn gewähren. Wenn es nur um das zermatschte Obst ging, sollte es der stinkende Kerl doch einstecken und sich verziehen.
    Die Plastikkarte verschwand ebenfalls im Mantel. Aber damit gab sich Eriik nicht zufrieden, sondern begann nun auch noch die Kleidung seines Opfers zu durchsuchen. Aikos Zurückhaltung bekam erste Risse. Sie wurde gesprengt von aufkeimender Wut, die das nötigen Adrenalin freisetzte, um seine Gedanken und Bewegungen zu beschleunigen.
    »Wassolldas?«, brabbelte er und stieß Eriik mit der flachen Hand vor die Brust. Nicht besonders hart, aber heftig genug, dass die Kraft seines künstlichen Arms spürbar wurde.
    Das Grinsen auf den Lippen des Bettlers wich einem wütenden Zähnefletschen. »Vorsicht, Lahmarsch«, warnte er leise, »oda ich stech dich ab!«
    Zwischen den geballten Fingern seiner Rechten wuchs plötzlich scharf geschliffener Stahl hervor, dessen Spitze gegen Aikos Brust drückte. Genau dort, wo das Herz saß. Ein kurzer Druck mochte genügen, um die Klinge - ungesehen von allen Passanten - tief in den Körper zu treiben. So wie Eriik schnaufte und glotzte, kostete es ihn alle Mühe, seine Mordlust zu bändigen. Wenn er sich zurückhielt, dann sicher nur, weil ein Toter stets Aufmerksamkeit erregte. Die galt es zu vermeiden. Wenn auch nicht um jeden Preis.
    »So isses bessa«, lobte er höhnisch, während er einige Ampullen mit schmerzstillenden Mitteln aus Aikos Westentasche fingerte.
    Der Cyborg ließ es geschehen. Ihm fehlte einfach die Kraft, um den anderen schneller niederzuringen, als der zustechen konnte. Aiko ließ seine Rechte langsam sinken, bis sie seltsam verkrampft neben Eriiks Messerhand schwebte.
    Der Bettler wollte gerade das ISS-Funkgerät stehlen, als Aikos Interface-Dorn, mit dem er sich normalerweise in Computer einklinkte, knapp unter dem rechten Handballen hervor sprang. Ein spitz zulaufender, zwanzig Zentimeter langer Stab überbrückte mühelos die Distanz und durchbohrte die magere Waffenhand des Gegners.
    Schreiend sprang Eriik in die Höhe. Das kurze Metallröhrchen mit der aufgeschweißten Klingenspitze entglitt seiner Hand und polterte zu Boden. Sein Versuch zurückzustolpern scheiterte daran, dass der Interface-Dorn weiter in seinem Fleisch steckte.
    »Was haste gemacht, verdammta Freek?«, jammerte er lauthals, als ob ihm großes Unrecht widerfahren wäre.
    Schluchzend und keuchend zerrte er solange, bis das glatte Metall wieder aus der Wunde glitt. Blut quoll hervor.
    Einige Umstehenden blickten herüber. Sie wollten wissen, was das Geschrei zu bedeuten hatte, doch keiner schien es für nötig zu erachten, bei der ungleichen Auseinandersetzung einzugreifen. Schon gar nicht, als sie den mit Blut besudelten Metallstab sahen, der aus dem Handgelenk des Jello hervorzuwachsen schien.
    Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. So lautete das Gesetz von Downtoon. Besser, man mischte sich da nicht ein.
    »Du mieser Freek!«, schrie Eriik weiter, um die Marktbesucher auf seine Seite zu ziehen. »Wächst dir Stahl ausm Leib, oda was?«
    Trotz seiner Verwundung dürstete der Bettler nach Rache.
    Blitzschnell sprang er vor und hob seinen Faustdolch wieder auf. Wegen seiner eingeschränkten Reaktionsfähigkeit konnte ihn Aiko nicht daran hindern. Und es bestand auch wenig Hoffnung, einen schnell ausgeführten Stich abzuwehren.
    Eriik versuchte Aikos Schwäche zu nutzen, indem er von links nach rechts tänzelnd
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