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106 - Schatten des Krieges

106 - Schatten des Krieges

Titel: 106 - Schatten des Krieges
Autoren: Claudia Kern
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versucht, ihn und seine Enklave zu vernichten.
    Vielleicht war ihm die Rache an seinen Feinden wichtiger als der Sieg über die Daa'muren.
    Trotz dieser Einwände schüttelte Hymes den Kopf. »Ist das die Welt, die wir aufbauen wollen?«, fragte er. »Wollen wir, dass unsere Verbündeten nur stillhalten, weil sie unsere Waffen fürchten, oder wollen wir, dass sie mit uns kämpfen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen?«
    Als Crow nicht antwortete, fuhr er fort: »Wir haben große Fehler begangen, Arthur. Man hat uns beigebracht, die anderen Zivilisationen auf diesem Planeten zu fürchten und zu verachten. Erst jetzt, im Angesicht dieses gewaltigen Feindes verstehe ich, wie falsch das war.«
    Hymes machte eine Pause und wartete auf Gegenargumente, die nicht kamen. Crow saß wortlos vor ihm und starrte auf einen Punkt an der Wand.
    »Wir waren einer Meinung, als wir bei dem Treffen Commander Drax und der Queen die Bombe untergeschoben haben. Wir hielten diese ganze Daa'muren-Sache für eine Finte. Aber dass du selbst den Anschlag gestoppt hast, zeigt doch, dass die Informationen der Allianz auch dich überzeugt haben. Diese verdammten Aliens existieren, und wenn wir nicht zusammenhalten, werden sie die nächsten Herren der Erde sein.«
    Crow blieb stumm. Nur seine Kiefermuskeln zuckten, so als würde er mit den Zähnen knirschen.
    »Ich habe für die nächsten Monate einen Plan aufgestellt, der nicht zur Diskussion steht«, sagte Hymes und nahm einen Datenkristall aus der Schreibtischlade. »Zuerst werden wir mit unseren Verbündeten in Europa sämtliche Informationen teilen, die wir in den letzten Jahrhunderten über diese Welt gewonnen haben. Abgesandten der Londoner Community wird Zugang zu allen Bereichen im Bunker gewährt. Ob es sich um Truppenstärken oder Produktionskapazitäten handelt, wir werden nichts vor ihnen geheim halten. Deine spezielle Aufgabe wird während dieser Zeit darin bestehen, einen Verwendungszweck für die Nord- und Ostmänner zu finden. Sie müssen die Überfälle auf menschliche Zivilisationen einstellen und sich für den Angriff auf die Daa'muren vorbereiten.« Er atmete tief durch. »Danach werden wir uns mit Mister Takeo unterhalten. Mit Hilfe der Briten können wir ihn hoffentlich von einer Allianz überzeugen.« Mit den Fingerspitzen schob Hymes den Kristall auf die andere Seite des Schreibtischs. »Ich werde diese Pläne bei meiner Abendansprache bekannt geben. Das ist so weit alles.«
    Crow stand auf und nahm Haltung an. Sein Blick war immer noch auf die Wand gerichtet. »Sind die Pläne des Präsidenten als Befehl zu betrachten, Sir?«, fragte er so laut, dass Hymes zusammenzuckte.
    »Das sind sie.«
    »Jawohl, Sir!« Crow steckte den Datenspeicher in die Tasche seiner Uniformjacke. Militärisch korrekt drehte er sich um und ging zur Tür. Er legte die Hand auf den Knauf, schien sich dann jedoch an etwas zu erinnern, denn er blickte zurück zum Schreibtisch. »Bitte um Erlaubnis, mich entfernen zu dürfen, Mister President.«
    »Arthur, was soll dieses -«, begann Hymes, wurde jedoch unterbrochen.
    »Wird die Erlaubnis verweigert, Sir?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Danke, Sir.« Crow schloss die Tür hinter sich. Hymes blieb allein in seinem Büro zurück.
    ***
    Es war wie in einem Traum.
    Der Cyborg, der Delano McGoverns Erinnerungen trug und nach seinem Aussehen modelliert worden war, bewegte sich sicher durch Gänge, in denen er noch nie zuvor gewesen war.
    Er grüßte Menschen, deren Gesichter ihm fremd waren, und führte kurze Unterhaltungen mit ihnen. Details über ihr Leben erschienen in seinem Geist, halfen ihm Fragen zu stellen oder zu beantworten.
    Wie geht es deinem Mann, Kate? Schiebt er immer noch Wachdienst?
    Nein, ich hob die Wette nicht vergessen. Freitag nach Feierabend kriegst du dein Bier.
    Kleinigkeiten wie diese konnten über Erfolg oder Misserfolg seiner Mission entscheiden, und der Cyborg war froh, dass es Takeo gelungen war, McGoverns Erinnerungen komplett zu übertragen. Man hatte ihm gesagt, es sei das erste Mal, dass die Operation erfolgreich verlaufen sei.
    Wenn es nur einen anderen Weg gegeben hätte, um auf diese Erinnerungen zuzugreifen. Als Takeo ihm den Vorgang erklärte, hatte der Cyborg geglaubt, er könne die Daten abrufen wie Akten aus einem Ordnersystem. Doch das stimmte nicht.
    Sie kamen einfach zu ihm, tauchten auf wie aus einem dunklen, undurchschaubaren Ozean, ungefragt und manchmal auch ungewollt. McGoverns Erinnerungen und
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