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1056 - Die steinerne Charta

Titel: 1056 - Die steinerne Charta
Autoren: Unbekannt
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Krankheit, die nur auf Croul auftrat und nur Zarken befiel, und keine noch so großen Anstrengungen von Wissenschaftlern und Ärzten hatten bisher ein Gegenmittel oder eine Heilungsmethode hervorgebracht.
    Skenzran wuchtete sich aus dem Sessel hoch und trat an das halbrunde Fenster, um hinauszublicken. Vor drei Tagen hatte er gedacht, daß der Dom zerstört werden könnte und er dabei den Tod finden würde, doch nun war wieder Frieden eingekehrt; die Vorbereitungen für die Zeremonie der Ritterweihe Perry Rhodans waren nahezu abgeschlossen.
    Vieles von dem, was sich ereignet hatte, war Skenzran unverständlich geblieben; er hütete sich auch davor, tiefer in diese Dinge einzudringen, weil er wußte, daß er sie kaum verstehen würde.
    Plötzlich brach das Lied seiner Tochter ab, und er sah einen Zeremonienmeister die Gasse heraufkommen. Es war Radaut, ein Schcoide, der sich auf seinen acht Füßen unglaublich schnell bewegte. In Höhe des Rollstuhls hielt er inne und sprach offenbar mit dem Mädchen. Obwohl Skenzran nichts verstand, hörte er die Stimme des Schcoiden wie ein schwaches Surren durch das geschlossene Fenster. Das Mädchen mit der Tyrillischen Lähmung war allen sechzehn Zeremonienmeistern ebenso bekannt wie den Domwarten, und sie alle trugen sie auf einer Welle von Zuneigung und Hilfsbereitschaft über die immer unüberwindlicher werdenden Hürden ihres Leidens.
    Nach einer Weile richtete der Schcoide seine Augenballung in Richtung des Nebengebäudes, und Skenzran hatte den Eindruck, daß der Zeremonienmeister ihm einen Besuch abstatten wollte. Anlässe für ein Gespräch gab es zahlreiche, vor allem die bevorstehenden Feierlichkeiten, aber in der Regel wurden alle Domwarte gleichzeitig informiert. Vertraulichkeiten zwischen Zeremonienmeistern und Domwarten gab es nicht, aber Skenzran hatte den Eindruck, daß sich etwas Wichtiges anbahnte.
    Das Mädchen mit der Tyrillischen Lähmung fuhr den Rollstuhl herum und blickte ebenfalls in Skenzrans Richtung. Das hölzerne Gefährt wirkte überaus plump und schwerfällig, aber die Krankheit ließ nicht zu, daß die Tochter des Domwarts in einer Maschine aus Kunststoff oder Metall saß. Skenzran hatte den Rollstuhl vor drei Jahren selbst gebaut und ihn inzwischen häufig mit kleinen Verbesserungen versehen. Am schwierigsten war die Radkonstruktion gewesen, und im Augenblick arbeitete er an vier Holzrollen, die unabhängig voneinander aufgehängt sein und dem Stuhl weitaus größere Bewegungsmöglichkeiten als bisher geben würden.
    Das Gesicht seiner Tochter wirkte auf diese Entfernung wie ein grauer Fleck mit einem Loch darin. Der Wind hatte nachgelassen, so daß ihr Haar herabhing. An der Seite des Schcoiden rollte sie auf das kleine Gebäude zu.
    Skenzran trat schnell vom Fenster weg, denn er wollte nicht, daß sie sich von ihm beobachtet fühlte. Immer wieder versuchte er, sich ihr gegenüber so normal wie nur irgend möglich zu verhalten, aber es wollte ihm einfach nicht gelingen. Er kannte den Grund - und der machte alles nur noch schlimmer: Mit ihrer Krankheit war sie für ihn andersartig.
    Gleich darauf hörte er das Quietschen und Knarren des Rollstuhls vor der Tür. Das Mädchen öffnete sie und rollte dann ein Stück zurück, um Radaut vor sich in den Raum zu lassen. Gemessen an den Einrichtungen, wie sie bei dem nicht weit entfernten Raumhafen üblich waren, wirkte das Innere des Domes und seiner Nebengebäude eher bescheiden, auch gab es nur die allernötigste technische Ausstattung. Es gehörte zu den unzähligen Traditionen, die ihren Sinn längst verloren hatten, die aber dennoch gepflegt wurden.
    Radaut, ein Zwerg im Vergleich zu dem Domwart, schaute sich gelassen um, als könnte er auf diese Weise ergründen, was Skenzran in den letzten Minuten getan und gedacht hatte. Skenzran fühlte sich unwillkürlich ertappt und wand sich vor Verlegenheit. Ärgerlich über sich selbst ging er bis zum Tisch und hockte sich dort auf die Kante.
    „Ich freue mich, daß sich das Befinden deiner Tochter gebessert hat", surrte der Schcoide, nachdem er Skenzran begrüßt hatte.
    So, wie sie da draußen im Sonnenschein gesessen und gesungen hatte, konnte dieser Eindruck zweifellos entstehen! dachte Skenzran, und seine Kehle schnürte sich zusammen. Es gab diese Phasen kurzen körperlichen Wohlbefindens mit Fortschreiten der Krankheit immer häufiger, aber sie täuschten über die wahre Verfassung der Kranken hinweg.
    „Ja", sagte Skenzran wortkarg. „Es ist
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