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1056 - Die steinerne Charta

Titel: 1056 - Die steinerne Charta
Autoren: Unbekannt
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jetzt fest auf Skenzran gerichtet, der das Unheil (zumindest sah er es als Unheil an, was da auf ihn zukam) seinen Verlauf nehmen sah.
    „Das ist meine Bitte, Domwart: Ich möchte, daß du den Terraner in das Gewölbe unter dem Dom Kesdschan begleitest."
    Skenzran hatte damit gerechnet, trotzdem blieb ihm die Luftweg. Bevor er seinen Protest artikulieren konnte, kam seine Tochter auf ihn zugerollt, und er blickte in ihr heiteres und glückliches Gesicht.
    „Vater, ist das nicht wunderbar?" rief sie fröhlich.
    War das vielleicht ein Komplott zwischen dem Mädchen und dem Zeremonienmeister? fragte Skenzran sich wütend. Worüber hatten sich die beiden draußen in der Gasse unterhalten?
    „Ich weiß nicht", bemerkte er hilflos. „Vermutlich bin ich für eine derart wichtige Aufgabe nicht geeignet. Es gibt eine Reihe anderer Domwarte, die viel eher dafür in Frage kommen und sich glücklich schätzen würden, wenn Radaut sich mit seiner Bitte an sie ..."
    „Aber Domwart!" unterbrach ihn Radaut resolut. „Nur keine falsche Bescheidenheit."
    Das hat man nun davon, wenn man ein breites Kreuz und harte Muskeln hat! dachte Skenzran bitter.
    „Es war schon immer mein sehnlichster Wunsch, in das Gewölbe unter dem Dom zu gehen", sagte das Mädchen mit der Tyrillischen Lähmung in diesem Augenblick. „Ich habe das sichere Gefühl, daß unter all den wunderbaren Dingen, die dort unten aufbewahrt werden, auch etwas sein könnte, was mir die lange ersehnte Rettung bringt."
    Skenzran starrte sie an, unfähig, auch nur ein Wort zu sagen. Er dachte, Radaut würde nun eingreifen und mit sanften, aber bestimmten Worten versuchen, dem Mädchen diese Idee auszureden.
    Aber Radauts Haltung drückte eher Zustimmung aus!
    „Das ... das ist viel zu gefährlich", stotterte Skenzran.
    Der Schcoide trat zwischen sie.
    „Würdest du uns einen Augenblick verlassen?" wandte er sich an die Gelähmte. „Ich möchte mit deinem Vater allein reden."
    Schweigend steuerte sie den Rollstuhl zur Tür und verließ den Raum. Skenzran vermied es, den Zeremonienmeister anzusehen.
    „Du weißt, daß sie eine Todgeweihte ist", sagte Radaut.
    Skenzran nickte.
    „Wie kannst du ihr unter diesen Umständen diesen Wunsch abschlagen? Seit sie vor drei Jahren nach Khrat kam, ist das Gewölbe ihre einzige Hoffnung, auch wenn sie nie darüber gesprochen hat."
    „Und wenn sich diese Hoffnung nicht erfüllt?" fragte Skenzran brummig. „Dann hat sie nichts mehr, an das sie sich klammern kann."
    „Na gut", meinte der Schcoide. „Du bist das Wesen, das ihr von uns allen am nächsten steht."
    Schcoiden waren mehrgeschlechtliche Wesen, daher konnte Radaut mit einer Vater-Tochter-Beziehung nicht viel anfangen.
    „Niemand zwingt dich", fuhr er fort.
    „Dieser Rhodan", lenkte, Skenzran ab, „wird er das Gewölbe allein oder in Begleitung besuchen?"
    „Zwei seiner Artgenossen werden bei ihm sein", verkündete Radaut. „Das müssen wir ihm zubilligen."
    „Ich kenne mich unter dem Gewölbe nicht aus", unternahm der Zarke einen neuen Anlauf, den Kopf aus der vermeintlichen Schlinge zu ziehen. „Wir sollten einen Domwart oder Zeremonienmeister bestimmen, der schon einmal dort war."
    „Das ist für diesen Auftrag bedeutungslos", meinte Radaut kategorisch.
    Es hieß, daß die Zeremonienmeister auf geheimnisvolle Weise Kontakte mit den Kosmokraten pflegten. Skenzran wußte nicht viel über die Kosmokraten, nur, daß sie die Initiatoren des Wächterordens waren und letztlich darüber bestimmten, was zu geschehen hatte. War es möglich, daß sie dafür gesorgt hatten, daß er Perry Rhodan in das Gewölbe unter dem Dom begleiten mußte?
    Wenn das der Fall sein sollte, konnte er nicht gerade Sympathie für die Kosmokraten empfinden. Immerhin hatten sie ihn (allerdings nach einem ihm unbekannten System) als Domwart bestimmt und damit nach seiner eigenen Meinung gehörig danebengegriffen.
    Er brachte einen Seufzer hervor.
    Radaut raffte seine weite Robe aus dunklem Samt, die für ein Wesen seiner Statur das denkbar ungeeignetste Kleidungsstück war, zusammen und traf sichtbare Anstalten zum Aufbruch.
    „Kommt so schnell wie möglich in den Dom", forderte er Skenzran auf.
    „Perry Rhodan und seine beiden Begleiter werden bald dort auftauchen."
    Er trippelte hinaus und ließ die Tür offen stehen, damit das Mädchen zu seinem Vater zurückkehren konnte.
    Skenzran hielt den Blick gesenkt, als er das Knarren des Rollstuhls hörte.
    „Das ist ein ganz Durchtriebener",
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