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105 - Atoll des Schreckens

105 - Atoll des Schreckens

Titel: 105 - Atoll des Schreckens
Autoren: Larry Brent
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sie umständlich bezahlte. Ihr kam es
nur darauf an, soviel Zeit wie möglich herauszuschinden, während sich die
Verkäuferin beeilte, das Geschäft zu beenden.
    Offensichtlich
fürchtete sie, dabei beobachtet zu werden, daß sie zu lange bei der Blonden
stand.
    „Wo
kann ich mich mit Ihnen unterhalten?“ wollte Doreen wissen.
    „Nicht
mit mir, mit meinem Sohn.“
    „Warum?“
    „Er
weiß mehr. Hüten Sie sich vor der Todesschwadron, Mademoiselle!“ Sie lächelte
mit ihrem zahnlosen Mund, deutete ein Nicken an und fügte noch schnell hinzu:
„Wenn Sie mehr wissen wollen, kommen Sie heute abend zur Tatape . Das
Schiff liegt da vorne in der Bucht. Sie müssen immer geradeaus gehen. Mein Sohn
Kuamo ist auch da. Passen Sie auf, damit Sie den nächsten Tag noch erleben.“
    Sie
schlurfte davon, und Doreen Haskins stand da, als hätte jemand einen Eimer mit
eiskaltem Wasser über sie ausgegossen.
    Heute
abend noch, hatte die Alte gesagt. Das war ein weitläufiger Begriff.
    Doreen
verließ ihr Hotel um halb zehn. An der Rezeption hinterließ sie einen Brief mit
der Bitte, diesen dem nächsten Flugzeug mitzugeben, das die Insel anflog. Der
Brief war an einen Korrespondenten gerichtet, der in Papeete, der Hauptstadt
Tahitis, zu Hause war.
    Monsieur
Languedoc war ein etwas vertrottelter Bursche, aber er hatte das Herz auf dem
rechten Fleck. Man konnte mit ihm Pferde stehlen.
    „Wenn
ich bis morgen früh nicht zurück bin, geben Sie den Brief auf jeden Fall
weiter.“
    „Oui,
Mademoiselle.“ Der Portier wunderte sich, daß sie zahlte.
    „Es
kann sein, daß ich einen längeren Ausflug unternehme, und erst in drei oder
vier Tagen wiederkomme“, erklärte sie lächelnd. „Sie könnten auf falsche
Gedanken kommen und annehmen, ich wollte meine Rechnung nicht bezahlen.“
    „Nein,
Mademoiselle. So denken wir hier nicht.“ Aber er nahm das Geld trotzdem an.
    Das
Hotel war nicht sehr groß. Es war das einzige am Ort, und man konnte mit dem
Service und mit dem, was geboten wurde, zufrieden sein. Doreen ging die
Dorfstraße hinunter. Sie trug ein sehr kurzes, weit ausgeschnittenes, luftiges
Sommerkleid, das ihre schlanke Figur voll zur Geltung brachte.
    In
den Bars herrschte allerhand Betrieb. Die Mädchen hier auf der Insel waren alle
eine Augenweide.
    Am
Strand unten war es noch ruhiger als vor zwei Stunden. Hin und wieder ein
Pärchen oder ein einzelner Spaziergänger. Ausschließlich Einheimische. Außer
Doreen befanden sich nur noch zwei Weiße auf der Insel. Eine verkrachte
Existenz - ein Deutscher, der von Australien mit einem Bananendampfer gekommen
war und nun hier seine Zeit totschlug, und ein Franzose, der auf eigene Faust
eine Weltreise machte und morgen weiterfahren würde.
    In
der Bucht hatte sie das Gefühl, der einzige Mensch auf der Erde zu sein.
    Es
war eine herrliche Luft, und das Plätschern der Wellen an dem feinen Sandstrand
vermittelte das Gefühl von Ruhe und Ausgeglichenheit.
    Aber
sie wußte, daß der Schein trog.
    Gefahr
lauerte auf der Insel. Und dieser Gefahr waren bereits sieben junge Menschen
zum Opfer gefallen.
    In
der Bucht lagen mehrere kleine Fischerboote vertäut. Sterne blinkten im Wasser.
Der Sand schimmerte hell und war weich wie Samt.
    Doreen
lief barfuß und atmete die milde, würzige Luft tief ein. Aufmerksam blickte sie
sich in der Gegend um und war gespannte Wachsamkeit.
    Nichts
rührte sich.
    Und
doch wurde sie beobachtet.
    Auf
dem Hügel, der sanft die Bucht begrenzte, saß im Schatten einer Palmgruppe ein
junger Mann, nur mit einer kurzen, weißen Hose bekleidet, die beim näheren
Hinsehen keine Hose, sondern ein Tuch war, das er zwischen die Beine
geschlungen und kunstgerecht gesteckt hatte.
    Hinter
dem Beobachter bewegte sich ein Schatten.
    „Es
ist soweit, Kuamo“, sagte eine leise Stimme. „Sie sucht die Tatape . Das
ist deine Chance. Bewahre uns davor, daß die Ungeheuer nach Tureia kommen. Wirf
sie ihnen zum Fraß vor, und die Götter werden es uns danken. Zeige, daß
du würdig bist, zur Todesschwadron zu gehören. Du mußt diese Mutprobe bestehen,
um in ihrer Mitte aufgenommen zu werden.“
    Kuamo
nickte. Ohne ein Wort zu sagen, löste er sich aus dem Schatten der Baumgruppe
und lief geduckt den Hügel hinab. Der Eingeborene tauchte in der Bucht auf,
ohne zunächst von Doreen gesehen zu werden. Lautlos wie ein Geist verschwand er
zwischen den Booten.
    Die Tatape schaukelte sanft auf den Wellen, ein einfaches Fischerboot, mit
dem man ein paar Meilen auf die See
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