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1041 - Der Rächer

1041 - Der Rächer

Titel: 1041 - Der Rächer
Autoren: Jason Dark
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nicht. Pfarrer Kinsley denkt übrigens ähnlich.«
    Ich drehte mich wieder weg. Es brachte uns nichts, wenn wir hier noch länger blieben oder in den Überresten herumstocherten. Gewisse Dinge waren geschehen und konnten nicht mehr rückgängig gemacht werden. Wir mußten nach vorn gehen. Hier hatten wir uns nur einen ersten Einblick verschaffen wollen.
    Nicht gerade als Optimisten stiegen wir wieder in unsere Autos.
    Unser nächstes Ziel war das Pfarrhaus. Ob der Besuch etwas einbrachte, stand in den Sternen, aber mehr als kleine Schritte konnten wir in diesem Augenblick nicht gehen.
    ***
    Er war wieder da! Er war wieder zu Hause!
    Es war für Patrick Shannon eine Überwindung gewesen, nach Blue Ball zu fahren. Er hatte hin und her überlegt, den Plan für gut gehalten, ihn dann wieder verworfen, noch einmal nachgedacht und sich eingestanden, daß es für ihn zu riskant war, zurückzukehren. Auf der anderen Seite allerdings stand das Gefühl, und das reagiert nun mal nicht rational. Er mußte einfach wieder zurück. Er wußte seine Familie unter der Erde. So war es dann wie ein Zwang, der ihn zu den Gräbern hintrieb. Er wollte sie besuchen und zugleich Abschied nehmen. Erst danach würde er sich um den Pfarrer kümmern.
    Nichts hatte Kinsley getan. Gar nichts. Er hatte die Kirche nicht angezündet, aber er war auch nicht gekommen, um zu helfen. Da war der Hehler nicht besser als der Stehler, und dafür sollte er büßen.
    Es war schon dämmerig geworden, als Shannon in der Nähe des Friedhofs eintraf. Alles war ihm so vertraut. Die Umgebung, die wenigen Lichter, der kleine Hügel, auf dem der Friedhof seinen Platz gefunden hatte, und natürlich der Geruch. Es war der Atem der Heimat. Ein großer Teil seines Lebens. Hier war er aufgewachsen, später fortgezogen zusammen mit seinen Eltern und dann wieder nach Blue Ball zurückgekehrt, um hier zu heiraten und Kinder zu zeugen.
    Hier war er glücklich gewesen – bis, ja, bis zu diesem verdammten Tag vor einigen Wochen.
    Die Erinnerung kochte wieder in Shannon hoch und trieb ihm die Tränen in die Augen. Er mußte sich schon hart zusammenreißen, um nicht einfach loszubrüllen. Seine Hände umklammerten das Lenkrad so hart, als wollten sie es zerbrechen.
    Trotz seiner Tarnung war er vorsichtig. Er wollte nicht unbedingt gesehen werden, und deshalb fuhr er auch nicht den kleinen Parkplatz vor dem Friedhof an, um das Gelände von dort aus zu betreten, sondern blieb an der Rückseite des kleinen Hügels und fand dort einen Parkplatz. Den Rest der Strecke würde er zu Fuß gehen.
    Den Wagen schloß er sorgfältig ab. Die beiden Kanister lagen vollgefüllt im Kofferraum. Einen hatte er stehenlassen müssen, aber für Ersatz war schnell gesorgt.
    Neben dem Auto blieb er stehen. Der Wind blies ihn von der Seite her an. Er war kalt, aber er brachte wieder diesen Geruch nach Heimat mit, und deshalb öffnete Shannon seinen Mund sehr weit, um diese Botschaft trinken zu können. Die Hände hatte er zu Fäusten geballt. In seinem Magen lag ein dicker Kloß. In diesem Moment war das Gefühl des Hasses von dem der Trauer überdeckt worden, denn nicht weit von ihm entfernt wußte er die Gräber seiner Liebsten.
    Bevor er sich auf den Weg machte, schaute er sich noch vorsichtig um. Zeugen wollte er keine haben, auch wenn er sich äußerlich verändert hatte. Irgend jemand würde sich immer daran erinnern, eine fremde Gestalt auf dem Friedhof oder in dessen Nähe gesehen zu haben, denn Fremde fielen in Blue Ball auf.
    Er sah keinen Menschen. Zudem hielt er sich abseits der Landstraße auf, und der Hang des Hügels schützte ihn. Dort mußte er hochlaufen und sich durch sperriges Wintergestrüpp kämpfen, was für ihn kein Problem war. Seinem Ziel kam er sehr schnell näher und blieb bald vor der niedrigen Mauer stehen.
    Sie war in früherer Zeit aus Steinen und Lehm gebaut worden.
    Man hatte sie auch bepflanzt, aber es gab genügend Lücken innerhalb dieses natürlichen Widerstands, um hindurchklettern zu können.
    Es kostete Patrick Shannon so gut wie keine Mühe, auf die andere Seite zu gelangen. Dort blieb er stehen, der Blick zuckte nach rechts und links, auch nach vorn, und Shannon konnte zufrieden sein. Der Teil des Friedhofs, den er überblickte, war leer.
    Er ging weiter. Niemand hatte ihm gesagt, wo die Gräber seiner Toten lagen, doch auch das war für ihn kein Problem. Er kannte den Friedhof sehr genau und wußte deshalb, wo die frischen Gräber ausgehoben wurden.
    Leider
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