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1040 - Unheil über Kran

Titel: 1040 - Unheil über Kran
Autoren: Unbekannt
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versteckt hielten.
    Als Vornesch dies erfuhr, war er von der Bildfläche verschwunden. Er fürchtete sich vor den Spezialisten der Garde Weniger als vor der Burderschaft, die ihm übel ankreiden mochte, daß er das Vorhaben nicht bis zum Schluß hatte geheimhalten können.
    Je länger er über seine Lage nachdachte, desto unerfreulicher kam sie ihm vor. Er war sich darüber im klaren, daß er sich nicht bis in alle Ewigkeit verstecken konnte. Er brauchte Kontakt mit der Umwelt, er brauchte Informationen. Er mußte in Erfahrung bringen, wer hinter ihm her war und wieviel Vorsprung er noch hatte. Er mußte seine Fühler ausstrecken.
    Wem konnte er vertrauen? Er dachte eine Zeitlang nach und faßte einen Entschluß. Mit einem Ruck zog er die kleine Konsole des Radiokoms zu sich heran und tippte einen Rufcode, den er auswendig gelernt hatte.
    Die kleine Bildfläche leuchtete auf, aber anstelle eines Bildes zeigte sie das Symbol, das darauf hinwies, daß die Bildübertragung inaktiviert war. Weder Vornesch noch sein unsichtbarer Gesprächspartner hatten viel Anlaß, ihr Konterfei auf den Kanälen des öffentlichen Radiokom-Netzes sehen zu lassen.
    Eine helle, schrille Stimme, unverkennbar das Organ eines Prodheimer-Fenken, ließ sich hören.
    „Wer will was von mir?"
    „Dein Freund mit der silbernen Haut", antwortete er.
    Die Stimme verlor ein wenig von ihrer Schroffheit. „Was willst du", erkundigte sie sich.
    „Informationen. Ich habe es nötig, auf dem laufenden zu sein."
    „Zu den üblichen Bedingungen?"
    „Versteht sich."
    Der Besitzer des schrillen Organs zögerte eine Sekunde. „Wenn du willst, bin ich in einer Stunde am üblichen Treffpunkt", sagte er.
    Nachdem Vornesch sein Einverständnis erklärt hatte, wurde die Verbindung unterbrochen.
     
    *
     
    Die Nordstadt, die den größten Teil des kranischen Nordkontinents Sargavär bedeckte, war ein organisch gewachsenes Gebilde. Auf der riesigen Ebene Däme-Dant, die das Kernstück von Sargavär bildete, war vor Jahrtausenden die kranische Zivilisation entstanden, hatte sich nach allen Seiten hin ausgebreitet und war schließlich auch über das Äquatorialmeer Ursquar hinaus auf den südlichen Kontinent Älgo vorgedrungen.
    Die Nordstadt bestand aus mehr als einem Hundert von Bezirken, die die Entwicklung der kranischen Kultur in allen Phasen widerspiegelten. Seit der sich ständig ausweitende interstellare Handel einen stetigen Strom von Finanzmitteln in Bewegung gesetzt hatte, der sich über Kran und besonders in die Säckel der Administration ergoß, war ein Sanierungsprogramm in die Wege geleitet worden, das überalterte Stadtteile einebnete und sie von neuem bebaute. Aber die Sanierung einer Stadt, die die Oberfläche eines halben Planeten bedeckte, mußte selbst bei ehrgeizigsten Vorsätzen Jahrhunderte in Anspruch nehmen. Es gab in der Nordstadt Bezirke, deren Gebäude im Durchschnitt eintausend und mehr Jahre alt waren. Sie waren bei der Gesellschaft in Ungnade gefallen, ihre Bewohner hatten sich aus diesem oder jenem Grund in andere Stadtteile verzogen.
    Die verlassenen Stadtteile hatten jedoch schnell eine neue Bewohnerschaft gefunden.
    Die Expansion des Herzogtums von Krandhor, vor zweihundert Jahren begonnen, hatte Strandgut von den immer zahlreicheren Welten, die sich den Herzögen verpflichteten, nach Kran gespült. Mehr noch: sie hatte Tausende von eingeborenen Kranen entwurzelt und sie zusammen mit den Hoffnungs- und Zukunftslosen, die von anderen Planeten kamen, zu einer neuen Gesellschaftsschicht gemacht, die es im alten Kran nur in Ansätzen gegeben hatte: der Schicht der Asozialen. Sie fanden in den aufgegebenen Stadtbezirken, was ihnen sonst niemand bieten konnte: freie Unterkunft. Sie richteten sich ein, so gut es ging, bauten aus Bestandteilen, die sie auf Schrotthaufen gefunden hatten, lebenswichtige Maschinen zusammen - Generatoren, Klimageräte und ähnliches - und lebten davon, daß sie in den angrenzenden Bezirken hin und wieder Gelegenheitsarbeiten verrichteten.
    Das war die Schattenseite des galaxienweiten Unternehmens, auf das sich die Herzöge von Krandhor unter dem Einfluß des Orakels eingelassen hatten. Die Neuorientierung der kranischen Zivilisation hatte eine Umwälzung der Gesellschaftsordnung mit sich gebracht.
    Ihr Nebenprodukt waren die Haltlosen, die sich in den verlassenen Stadtbezirken einquartiert hatten. Die Administration ließ sie gewähren. Das Sanierungsprogramm enthielt nicht nur Pläne für den Wiederaufbau
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