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104 - Leichenparasit des Geflügelten Todes

104 - Leichenparasit des Geflügelten Todes

Titel: 104 - Leichenparasit des Geflügelten Todes
Autoren: Larry Brent
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Verbindungskorridor. Ganz hinten hatte es damals, als Whitsome
hier lebte, eine Tür gegeben.
    Jetzt stand dort ein halbhoher Schuhschrank,
und darüber hing ein Bild mit einem Pferdekopf.
    Whitsome klopfte die Wand ab.
    Vor die Tür war eine dünne Sperrholzplatte
genagelt und darauf tapeziert.
    In einer Besenkammer fand Whitsome Werkzeuge,
mit ihnen machte er sich an die Arbeit.
    Er löste die Tapete behutsam an allen vier
Ecken, schnitt sie dann mit einem scharfen Messer auf und zog mit einer Zange
die sechs Nägel heraus, mit der die Platte an der Holztür befestigt war.
    Dann hob er die tapezierte Sperrholzplatte
auf die Seite.
    Die Tür in den größten Raum der Wohnung, in
dem er allein damals vierzehn Särge untergebracht hatte, wies keine Klinke mehr
auf.
    Mit einem Schraubenzieher löste er das Schloß
ab, dann ließ sich die Tür öffnen.
    Muffige Luft, in der es nach Holz, Lasuren
und Ölfarbe roch, drang in die Wohnung.
    Terry Whitsome merkte von allem nichts, denn
er besaß keinen Geruchsinn.
    In dem glatten, stillen Gesicht des
Unheimlichen zuckte es.
    Whitsome stand vor einem gewaltigen
Sideboard, das genau auf der anderen Seite der Tür angebracht war.
    Er kletterte darauf. Überall standen Möbel
herum.
    Sie türmten sich bis zur Decke. Es gab alte
Unterschränke und Truhen, und Whitsomes Augen begannen zu leuchten.
    »Ausgezeichnet«, murmelte er, während er sich
im Halbdunklen umsah. Durch die Ritzen der geschlossenen Fensterläden drang das
verlöschende Tageslicht.
    »Besser hätte ich mir das alles gar nicht
wünschen können«, setzte der »Heimgekehrte« seinen Monolog fort.
    In seiner Erinnerung stiegen die Bilder der
grausamen Vergangenheit auf, die er über alles geliebt hatte und wieder
aufleben lassen wollte.
    Er sah die aufeinandergestapelten Särge vor
sich, und die alten Schränke, die teilweise so lädiert wirkten, daß nur umfangreiche
Reparaturen sie noch mal auf Vordermann brachten, hatten in ihrer Kastenform
eine gewisse Ähnlichkeit mit Särgen.
    Ausgerechnet ein Möbellager, das nur sehr
selten aufgesucht zu werden schien, grenzte an die Wohnung, die er früher
bewohnte.
    Möbel bestanden aus Holz. Man konnte sie
zerlegen und Särge daraus machen ... Einige niedrige Schränke, vor allem die
Truhen, eigneten sich jedoch hervorragend für seine Zwecke...
    Er sah sich in allen vier Räumen um. Die
Fenster waren bis auf zwei zugemauert, um jede Wand als vollwertige Stellfläche
nutzen zu können.
    Zwischen all dem Mobiliar huschten Mäuse
herum. Spinngeweb spannte sich zwischen einzelnen Schränken und bewies
Whitsomes Vermutung, daß dieses Lager schon einige Monate nicht mehr aufgesucht
worden war.
    Der Unheimliche kehrte in den vorderen Teil
der Wohnung zurück und warf einen Blick in den Topf, in dem der Sud kochte. Aus
dem Destillationsgefäß tropfte eine bräunliche Flüssigkeit in eine
Auffangschale. Es war schon eine beträchtliche Menge des Destillats entstanden,
und er brauchte nur ein paar Tropfen davon.
    Mit flinker Hand füllte er etwas in ein
Medizinfläschchen, das er im Bad fand und dessen Inhalt er ins Waschbecken
kippte.
    Es dunkelte, als der »Reverend« die Wohnung
verließ und mit würdevollen Schritten die Straße entlangging.
    Die Zeit seit den zwanziger Jahren schien
stehengeblieben zu sein.
    Terry Whitsome war von dem Wachsfiguren-Macher
George Hunter so gestaltet worden, wie er nachweislich damals ausgesehen hatte.
Hunter hatte sich Fotos beschafft und danach seine Gestalt modelliert.
    Jemand aus jener Zeit hätte den falschen
»Reverend«, den Frauenmörder aus der Oakington Road, sofort wiedererkannt.
    Aber die Menschen, die hier wohnten, lebten
längst nicht mehr. Die damals Kinder waren, hatten die Gegend verlassen und
lebten woanders. Und selbst wenn der eine oder andere wirklich noch hier leben
sollte, der die dramatischen Ereignisse und den Einsatz von Scotland Yard
mitbekam, würde sich wohl kaum noch an die Dinge, die mehr als fünfzig Jahre
zurücklagen, erinnern.
    Um Whitsomes Lippen spielte ein teuflisches
Lächeln.
    Er beobachtete die Menschen in seiner Nähe.
Es handelte sich hauptsächlich um Jugendliche, und davon interessierten ihn in
erster Linie die Mädchen.
    Sie waren anders als die jungen Frauen zu
seiner Zeit, frischer, natürlicher und - erotischer ...
    Er hielt die linke Hand verborgen in der
Tasche seines Talars. Darin befand sich das Medizinfläschchen mit dem
betäubenden Destillat. Einige Tropfen davon in eine Flüssigkeit
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