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1036 - Die Psychonauten-Hexe

1036 - Die Psychonauten-Hexe

Titel: 1036 - Die Psychonauten-Hexe
Autoren: Jason Dark
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des öfteren zu spüren bekommen. Da war sie immer wieder mit dem einen oder anderen Fuß eingesunken und bis zur Hüfte im Schnee steckengeblieben.
    Den beiden Kerlen dauerte es zu lange. Sie gingen brutal vor und zerrten die Frau jedes Mal aus dem Schneeloch hervor. Danach erwischten sie die Stöße, die sie weitertrieben. Immer hang abwärts, dem Ziel entgegen, wo die Feuer loderten, deren Flammen die Geister des Winters vertreiben sollten.
    Doch der Winter war noch da.
    Gerade jetzt in dieser Nacht im Februar. Er war brutal. Er war eisig, und er umklammerte Marianne mit seinen kalten Schwingen.
    An ihrer Kleidung klebte der Schnee ebenso wie auf dem Gesicht.
    Dort war die Haut schon so kalt geworden, daß die Kristalle kaum noch wegtauten, wenn sie sich einmal festgebissen hatten.
    Schläge gegen den Rücken trieben sie weiter. Es gab kein Pardon.
    Ihr Schicksal war besiegelt. Sie wollte weg. Sie würde bis hin zu den Feuern geschafft werden, um dort zu lodern.
    Aber der Weg führte nicht mehr in ihre Richtung. Marianne fiel es mehr zufällig auf, als sie den Kopf drehte und dabei feststellte, daß die normalen Feuer rechts liegen blieben, wobei sie neue Nahrung bekommen hatten und immer höher wuchsen.
    Sie standen wie breite, von Funken umsprühte Glutsäulen auf der hellen Schneefläche und breiteten ihren Schein so weit aus, daß auch die Menschen erfaßt werden konnten, die sich nahe der Feuer aufhielten. Sie waren gekommen, um die Geister auszutreiben. Mit Schellen, Trommeln und unter Masken versteckt, umtanzten sie die Feuer. Manche schlugen mit langen Peitschen in die Flammen hinein und sorgten für einen erneuten Regen aus roten Funkeln.
    Ein Feuer loderte besonders hoch auf. Es malte sich auch von den anderen ab, denn dort hatte man einen regelrechten Scheiterhaufen errichtet. Ein Viereck, aus dem der Pfahl hochragte. An ihm war eine Gestalt gebunden worden. Die berühmte Winterhexe, der durch die Flammen der Garaus gemacht werden sollte.
    Eine Hexe aus Stroh, Lumpen und Reisig, kein lebendiger Mensch, alles nur Ritual und Folklore.
    »Weiter!«
    Der Schlag erwischte Marianne an der Hüfte und schleuderte sie wieder zu Boden.
    Sie hatte einfach zu lange dorthin geschaut, wo die künstliche Hexe brannte. Es waren ihr auch die entsprechenden Gedanken durch den Kopf gezuckt, die allerdings nicht mehr die künstliche Hexe betrafen, sondern sie selbst.
    Der Schnee war bitterkalt. Er kratze in ihr Gesicht. Er war durch den Frost zu hart geworden, und sie hatte Mühe, sich wieder daraus zu befreien.
    Das Lachen der Hundesöhne trieb sie hoch. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als weiterzulaufen. Immer talwärts. Vorbei an den schneebedeckten Felsen, durch Rinnen hinweg, die wie Rutschbahnen wirkten und sie nach unten zerrten.
    Schon sehr bald sah sie keine Flammen mehr, weil ihr der Blick auf sie einfach entzogen wurde. Nur der Widerschein zwischen Himmel und Erde erinnerte sie noch daran, daß die Feuer brannten.
    Die Frau wurde um eine breite Felsnase herumgetrieben. Vor ihr lag ein langer Südhang, der bis hinein ins Tal führte. In den letzten Tagen war es hin und wiederzu einer kräftigen Sonneneinstrahlung gekommen, und das hatte der Schnee auf diesem Hang zu spüren bekommen. An zahlreichen Stellen war er schon weggetaut. So war das Gras zum Vorschein gekommen, das in der Dunkelheit wirkte wie eine finstere Rutschbahn, die allerdings dort endete, wo sich etwas Dunkles, Buckliges aufbaute, und aus dessen Mitte ein kräftiger Pfahl hervorragte.
    Der Scheiterhaufen!
    Als Marianne ihn sah, traf sie der Schock. Sie konnte einfach nicht mehr. Sie blieb stehen, und wie von selbst löste sich der Schrei aus ihrem Mund.
    Hinter ihrem Rücken hörte sie das heftige Atmen der beiden Männer. Es waren ihre Mörder, ihre Henker. Sie würden keine Gnade kennen, denn diesen Scheiterhaufen hatten sie für sie errichtet.
    Obwohl ihre Haut kalt war, spürte sie die Kälte des Hirschfängers an ihrer Kehle. Die Stimme klang dicht neben ihrem rechten Ohr auf. »Der ist für dich…«
    Marianne gab keine Antwort. Sie wußte jetzt, daß sie am Ende ihres Weges angelangt war und daß sie vieles falsch gemacht hatte. Sie hätte längst fliehen können, sich durchschlagen bis Ulm oder noch weiter nördlich, aber sie hatte es nicht getan.
    »Du hast die Menschen lange genug gequält und zum Narren gehalten!« wurde ihr gesagt, und wieder erhielt sie einen Schlag gegen den Rücken, der sie vorantrieb.
    Alois war schon
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