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1036 - Die Psychonauten-Hexe

1036 - Die Psychonauten-Hexe

Titel: 1036 - Die Psychonauten-Hexe
Autoren: Jason Dark
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Sicht auf die angebliche Hexe.
    Sie konnten genau sehen wie sie brannte. Und sie erlebten, wie mächtig dieses Feuer war. Es verbrannte die Gefesselte nicht nur, es verkohlte ihre Haut.
    Der Anblick war einfach schlimm, aber die beiden Peiniger blieben stehen und schauten zu wie Personen, die ihn einfach genießen wollten. Ihre Gesichter zeigten einen wilden Glanz. Das Lächeln auf den Lippen wirkte so unecht wie bei irgendwelchen Brunnenfiguren. Die Augen strahlten. Dabei war es nur der Widerschein des Feuers, der sich in ihren Pupillen abzeichnete.
    Der Körper verkohlte immer stärker. Die Haut schrumpfte zusammen, und auch das Gesicht war mittlerweile zu einem schwarzgrauen Klumpen geworden. Selbst das Weiße in den Augen war nicht zu sehen, dafür aber geschah etwas anderes.
    Alois und Hugo mußten es mit ansehen. Sie konnten einfach nicht anders, aber sie waren zu überrascht, um sich wegen dieses Phänomens überhaupt Gedanken zu machen.
    Auf der schwarzen verbrannten Stirnhaut glänzte ein feuriger Kreis. Das heißt, er sah zuerst wie ein Kreis aus. Bei genauem Hinsehen allerdings stellten sie fest, daß er eine andere Form besaß und mehr einem großen Auge glich.
    Ein Flammenauge!
    Nicht unbedingt dem Feuer anzulasten, denn die eigentlichen Flammen zogen sich seltsamerweise aus der unmittelbaren Umgebung des Schädels zurück.
    Nur dieses Feuerauge blieb, und es strahlte auf wie eine rote Sonne, deren Strahl über den Scheiterhaufen hinwegglitt und sich auf dem Boden außerhalb abmalte.
    »Zauberei!« keuchte Alois und fand Halt am Arm seines Partners.
    »Das ist Zauberei, Hexerei und Spuk! Verdammt, der Teufel hat uns ein Zeichen geschickt. Weg!«
    Er brauchte das letzte Wort nicht mehr zu wiederholen, denn auch Hugo spürte die Angst, die ihn plötzlich überkommen hatte. Er konnte nicht mehr hinschauen, deshalb drehte er sich ebenso hastig um wie sein Kumpan. Noch in der Bewegung bekamen sie mit, was mit der Hexe letztendlich noch passierte.
    Urplötzlich knickte der verbrannte Kopf mit dem roten Augen nach vorn und löste sich vom Rumpf.
    Er fiel nach unten, in die verbrannten Reste des Reisigs hinein.
    Letzte Funken stoben in die Höhe, dann war es vorbei.
    Und zwei Mörder verließen fluchtartig den Tatort…
    ***
    »Sie brennt! Sie brennt!« Immer wieder hatte Dagmar Hansen die Worte wiederholt. Ihre Stimme hatte dabei unterschiedliche Lautstärken angenommen.
    Zuerst war sie schrill gewesen, mit dem Gefühl der Panik erfüllt, dann war sie leiser geworden und schließlich in einem flüsternden Schluchzen versickert.
    Jetzt lag sie auf dem Rücken und atmete nur noch heftig. Ihr gesamter Körper bewegte sich dabei. Nicht nur der Kopf hob sich, auch der Oberkörper machte diese Bewegungen mit. Der Atem schaufelte nur so aus ihrem Mund, während das dritte Auge auf der Stirn verblasst war.
    Harry Stahl ließ seine Freundin in Ruhe. Er drehte sich um und rutschte zu seiner Bettkante hin. Dann schaltete er die Nachttischlampe ein, dessen weiches Licht die Dunkelheit des Zimmers einigermaßen vertrieb. Danach wandte er sich wieder an Dagmar.
    Sie lag jetzt stiller. Im Licht konnte Harry erkennen, was sie durchlitten hatte. Auf ihrem Körper klebte der Schweiß, und auch die Haarsträhnen waren durch den Schweiß dunkel geworden. Sie klebten auf der Stirn, als wären sie angeleimt worden.
    Harry umfasste Dagmars rechte Hand und hob sie ein wenig an.
    Auch jetzt spürte er ihr starkes Zittern. Sie litt noch immer unter den Dingen, die sie gesehen hatte.
    Natürlich war auch er gespannt darauf, nur hütete er sich, ihr jetzt die entsprechenden Fragen zu stellen. Dagmar sollte erst ruhiger werden.
    »Möchtest du etwas trinken?«
    »Ja – bitte.«
    Auf der Konsole mit der Minibar stand eine schon angebrochene Flasche mit Mineralwasser, daneben ein Glas, das Harry Stahl bis knapp zur Hälfte füllte.
    Dagmar hatte ihm dabei zugeschaut und sich aufgesetzt, das Kopfkissen als Stütze im Rücken. Sie sah Harry zwar an, in Wirklichkeit war sie jedoch weit, weit weg. Der Blick war nach innen und zugleich in die Ferne gerichtet.
    Als Harry ihr das Glas reichte, umfasste sie es mit beiden Händen und schenkte ihrem Freund ein knappes Lächeln. »Ich bin froh, daß du bei mir bist, Harry.«
    »Klar, wir gehören doch zusammen. Trink erst mal – okay?«
    »Ja, natürlich.« Sie trank langsam.
    Harry Stahl, der sie dabei beobachtete, stellte fest, daß der nachdenkliche und auch irgendwie versunkene Ausdruck in ihren
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