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1036 - Die Psychonauten-Hexe

1036 - Die Psychonauten-Hexe

Titel: 1036 - Die Psychonauten-Hexe
Autoren: Jason Dark
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vorgegangen. Mit weit ausladenden Armbewegungen wühlte er sich durch das aufgetürmte Reisigholz, um die Mitte des Scheiterhaufens zu erreichen. Wie ein Matrose auf schwerer See umklammerte er den Pfahl und schickte den beiden anderen sein hässliches Lachen entgegen.
    Der vom Schnee befreite Hang war naß und entsprechend rutschig. Marianne hatte Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht. Ein paar Mal fiel sie auf den Hosenboden, um sich danach schnell wieder aufzuraffen, denn sie wollte weitere Tritte vermeiden.
    Alois winkte ihr zu. Er sah aus wie ein dunkler, hässlicher, fetter Zwerg, wie er da stand und den Pfahl umklammert hielt. »Los, schneller, wir wollen dich brennen sehen, Hexe!«
    »Ich bin keine Hexe!« brüllte Marianne ihm entgegen.
    Beide Männer lachten sie nur aus. Niemand glaubte ihr. Da konnte sie Stein und Bein schwören. Sie hätte sich im Ort zurückhalten sollen, aber sie hatte geholfen ohne Rücksicht und Ansehen auf die Person der Leidenden.
    Das hatte einigen Leuten nicht gepasst, denn auch der Pfarrer hatte ihr skeptisch gegenübergestanden. Möglicherweise hatte er sogar diese Bestrafung gefordert.
    Marianne stolperte über einen kleinen Graben dicht vor dem aufgetürmten Reisig. Sie fiel hin, und das harte Holz kratzte über ihr malträtiertes Gesicht, in dem rote Streifen zurückblieben.
    Eine harte Hand zerrte sie hoch. Drehte sie dann um. Der Mann mit dem Hirschfänger starrte sie an. Sein Blick war wie Eis. In seinen Pupillen lag keine Spur von Gefühl.
    »Jetzt bist du dran!«
    Marianne sagte nichts. Sie wirkte wie erstarrt. Sie ließ alles mit sich machen und wehrte sich auch nicht, als sie durch die Mauer aus Reisig getrieben wurde.
    Das Ziel war der Pfahl.
    Dort wartete Alois. Er rieb seine Hände, als er Marianne sah und faßte schnell zu, als sein Freund ihm die Frau entgegenstieß. Im Würgegriff hielt Alois die Hexe fest und zerrte sie so auf den Pfahl zu, an den er sie drückte.
    »Bleib nur stehen…«
    Marianne gehorchte. Sie konnte nicht mehr anders. Ihr Widerstand war gebrochen. So ließ sie es auch mit sich geschehen, daß Alois einen Strick um sie wickelte, als wollte er ein Paket verschnüren. Er wickelte den Strick von den Beinen her in die Höhe und zerrte ihnzum Schluß sogar um ihren Hals, so daß ihr die Luft knapp wurde.
    Hinter ihrem Rücken knotete er einige Enden zusammen und war mit seiner Arbeit sehr zufrieden, was er durch ein kräftiges Schnaufen bekannt gab.
    Marianne ließ alles mit sich geschehen. Sich zu wehren, hatte keinen Sinn. Sie war äußerlich in eine gewisse Apathie gesunken, doch in ihrem Innern hatte sich im Gegensatz dazu etwas aufgebaut, mit dem sie nicht zurechtkam.
    Es war ein Quell der Kraft und zugleich eine geisterhafte Botschaft, die ihr Mut machen wollte. Marianne war davon zu sehr überrascht worden, um damit zurechtzukommen. Außerdem lenkte sie die Bewegungen der beiden Männer vor dem Scheiterhaufen zu sehr ab.
    Sie gingen hin und her. Sie sprachen miteinander. Wortfetzen drangen über das Reisig hinweg an die Ohren der Frau, die etwas von Feuer und Flammen hörte.
    Gleichzeitig merkte sie einen bestimmten Druck hinter ihrer Stirn.
    Er konzentrierte sich auch auf eine bestimmte Stelle, als hätte sich ein Schmerz genau dorthin verirrt.
    Sie kam damit nicht zurecht. Sie hätte Zeit haben müssen, um länger darüber nachzudenken, aber der Druck blieb, und sie identifizierte ihn schließlich als die Botschaft, die ihr geschickt worden war.
    Nein, keine Stimmen, etwas anderes.
    Eine Hoffnung!
    Ja, eine Hoffnung für später, falls es für sie ein Später überhaupt noch gab.
    Ihre Gedanken verwehten, denn sie wurde durch das Feuer abgelenkt. Die beiden Männer hatten sich Fackeln besorgt und sie angezündet. Wie Schwerter schwenkten sie ihre Feuerlanzen durch die Luft, dann drehten sie die Fackeln im Kreis, nahmen noch einmal Anlauf und schleuderten sie auf den Scheiterhaufen zu.
    Sie begleiteten den Weg der Fackeln mit ihren Schreien und schauten gebannt zu, wie die Flammenstäbe in den Wall aus Reisig hineinfielen. Das Zeug war trocken. Es hatte darauf gewartet, Feuer zu bekommen, denn innerhalb kürzester Zeit stand es in Flammen.
    Marianne war sehr hart an den Pfahl festgebunden worden. Auch wenn sie zerrte und sich bemühte, sie schaffte es nicht, die Fesseln zu lockern. Selbst der Pfahl bewegte sich nicht. Er war einfach zu fest in den Boden hineingerammt worden.
    Das Feuer fraß sich schnell weiter. Es war wie ein Zellgewebe,
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