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1030 - Meister der Vergangenheit

Titel: 1030 - Meister der Vergangenheit
Autoren: Unbekannt
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Eindruck, sie stünden allesamt unter der direkten Kontrolle des Beisitzers Eins und wären von ihm angehalten, nur so viel von ihrem Wissen preiszugeben, wie Valvul unbedingt brauchte.
    Wenn es wirklich ein solches Einverständnis gab, dann konnte es nur einen Zweck haben.
    Valvul sollte sich seine eigenen Gedanken machen, anstatt sich in jeder Kleinigkeit von einer der Maschinen beraten zu lassen.
    Valvul nahm die Herausforderung an. Von Tag zu Tag wurde die Zahl der Fragen, die er an die Maschinen richtete, geringer.
    Inzwischen hatte man in der Stadt Lykving begonnen, seine Befehle auszuführen. Alle Maschinenbeisitzer dritter und höherer Klassen waren von ihren Aufgaben freigestellt worden. Es blieb ihnen überlassen, in ihren Maschinenräumen zu bleiben oder mit einem anderen Mascinoten das Quartier zu tauschen. Für jede Maschinenkategorie versahen nämlich die Beisitzer dritter und vierter Klasse dieselben Funktionen wie die der ersten und der zweiten Klasse.
    Valvul zweifelte nicht daran, daß die Sicherheit des Eigentlichen Bereichs ein gewisses Maß an Redundanz erforderte. Es war sicherlich gut, besonders im Fall kritischer Maschinen, daß sie in doppelter Ausfertigung existierten. Aber drei- oder gar vierfache Redundanz schien ihm unnötig. Sein Anliegen war, den Mascinoten, die überflüssige Aufgaben versahen, ein neues Leben zu eröffnen. Er wollte ihnen auch die Scheu voreinander nehmen. Es schien ihm, als hätte ein Volk, das aus Individualisten bestand, von denen einer die Nähe des anderen nicht vertragen konnte, keine Daseinsberechtigung. Er wollte diese Daseinsberechtigung schaffen - zuerst in Lykving, dann in den anderen Städten.
    Er selbst ging als Beispiel voran. Er teilte sein Quartier mit Porpol. Er aß aus derselben Stromquelle, trank aus demselben Lichtbrunnen wie sein Nachbruder - noch vor zwanzig Tagen hätte auch nur der Gedanke an ein derart nahes Beisammensein ausgereicht, ihm Übelkeit zu verursachen. Jetzt dagegen empfand er nichts mehr dabei. Im Gegenteil, es war ihm angenehmer, sich mit Porpol zu unterhalten als mit irgendeiner der Maschinen, Qexpluk ausgenommen. Auch Porpol hatte offenbar gegen die Nähe des Vorbruders nichts einzuwenden.
    Kaum hatte er den Gedanken an Porpol in seinem Bewußtsein formuliert, als dieser unversehens neben ihm materialisierte. Porpol war erregt.
    „Ich weiß nicht, was man davon halten soll", sagte er.
    „Du fängst an, dich so unverständlich auszudrücken wie diese eingebildeten Maschinen", antwortete Valvul in gutmütigem Spott. „Was ist es, worüber du im unklaren bist?"
    „Eine Versammlung der Maschinenbeisitzer dritter und vierter Klasse", sagte Porpol.
    „Sie finden sich in einer Beratungshalle des sechsten Bezirks zusammen."
    „Das ist eine erfreuliche Nachricht", bemerkte Valvul. „Sie zeigt, daß die Mascinoten im Begriff sind, die Furcht voreinander zu verlieren."
    „Ja, so sieht es aus", bestätigte Porpol. „Bis man der Sache auf den Grund geht und feststellt, daß sich nicht ermitteln läßt, wessen Idee die Versammlung ist. Die Beisitzer dritter und vierter Klasse zittern vor Furcht und Unbehagen, aber sie sind bereit, der Aufforderung zu folgen, weil sie glauben, sie gehe von dir aus. Jedenfalls ist es keiner von ihnen, der sich die Versammlung ausgedacht hat."
    Valvul wurde nachdenklich. Plötzlich sagte er: „Olkring! Es muß Olkring sein, der dahintersteckt."
     
    *
     
    Das war eine Aufgabe, bei der Qexpluk ihm helfen konnte.
    „Zeig mir die Energiestraßen, die zum sechsten Bezirk führen", forderte er die Maschine auf.
    Qexpluks Bildschirm leuchtete auf. Ein komplexes Muster leuchtender Fäden erschien.
    Valvul verglich es mit dem Bild, das er in seinem Gedächtnis trug. Er brauchte eine Zeitlang, um den winzigen Unterschied zu erkennen.
    „Wohin führt dieser Strang?" fragte er und fuhr mit dem Greiffinger eines Tentakels eine dünne Lichtspur entlang.
    „In die Beratungshalle des sechsten Bezirks", antwortete Qexpluk, ohne zu zögern.
    „Aber das ist nicht wahr", protestierte Valvul. „Der Strang endet an einer anderen Stelle, als meine Erinnerung anzeigt."
    „Ich kann dir nur sagen, was ich weiß", entgegnete Qexpluk.
    „Ist es möglich, den Verlauf von Energiestraßen zu ändern?" fragte Valvul. Die Antwort kannte er bereits. Er hatte miterlebt, wie an Bord der Stadtfähre 137 im Augenblick der Gefahr der Verlauf sämtlicher Energiestraßen so geändert worden war, daß sie im Beibootshangar endeten.
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