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1027 - Der Traum vom Schwarzen Tod

1027 - Der Traum vom Schwarzen Tod

Titel: 1027 - Der Traum vom Schwarzen Tod
Autoren: Jason Dark
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Boden. Harte Echos. Trotzdem dumpf, aber dazwischen immer wieder hell klingend, als wären sie gegen das Metall der Sense geschlagen.
    Pete Carella blieb nicht mehr viel Zeit für eine Entscheidung. Zurückziehen oder bleiben?
    Zog er sich nicht zurück, würde die Gestalt möglicherweise in das Zimmer hineinreiten und eine Zerstörung anrichten, die schon einem Erdbeben gleichkam.
    Blieb er stehen, dann wurde auch er überritten. Er sah sich schon als verletztes oder totes Opfer liegen. Sein Atem glich dem Auspusten eines Blasebalgs. Der Reiter wuchs und wuchs. Für Pete wurde er zu einem riesenhaften Gebilde, das noch einen allerletzten Sprung wagen mußte, um in das Haus einzudringen.
    »Ni… nicht!« keuchte Carella.
    In der folgenden Sekunde war alles anders. Pferd und Gestalt schienen seinen Befehl gehört zu haben, denn das Tier wurde von kräftigen Händen hart gezügelt, und auf der Hinterhand hochgerissen. Mit den Vorderbeinen stieg es in die Höhe. Obgleich es so brutal angehalten worden war, drang kein Wiehern und auch kein Schrei aus seinem offenen Mund. Es war ein stummes Geschöpf, das nur den reinen Befehlen nachkam, und es tänzelte jetzt auf den Hinterbeinen. Die Hufe der Vorderbeine zuckten auf das Fenster zu, als wollten sie Petes Kopf zerschmettern.
    Der war nicht um einen Zentimeter zurückgewichen. Wie angenagelt stand er auf dem Fleck. Der Mund stand offen. Die Augen bildeten ebenfalls zwei große Kreise, und in den Pupillen gaben sich die Furcht und das Staunen ein Stelldichein.
    Wie ein Känguruh hüpfte das Pferd plötzlich auf der Hinterhand zurück. Dabei schabten die Hufe über den Boden und hinterließen klirrende Geräusche. Das Maul stand offen, der Kopf bewegte sich wie im Griff einer Zwinge. Hart zerrte der Reiter an den Zügeln und zwang dem Tier abermals seinen Willen auf.
    Es fiel wieder zurück. Mit den Vorderbeinen stemmte es sich jetzt gegen den Boden und stand so mit allen vier Hufen auf der Stelle. Es schüttelte noch den Kopf. Schaum wehte aus dem Maul und aus den Nüstern, tropfte zu Boden oder klebte fest. Wenig später ließ das Tier seinen Kopf hängen wie jemand, der aufgegeben hat.
    Der Reiter hockte noch immer auf dem Rücken, als wäre er damit fest verschweißt worden. Das dunkle Tuch umhüllte seine gesamte Gestalt, und die Kapuze war vor das gesamte Gesicht gezogen. Der Stoff wies nicht einmal Augenschlitze auf.
    Dennoch hatte die Gestalt auf dem Pferd sehen können. Das kam Pete erst jetzt zu Bewußtsein, und er fragte sich immer stärker, wer sich unter diesem verdammten Mantel verbarg.
    Noch zeigte er sich nicht. Noch hielt er die Sense fest. Er wartete sekundenlang, um das Pferd zu beruhigen. Dann bewegten sich unter dem Stoff die Hände. Pete Carella bekam als Zuschauer die Bewegungen sehr genau mit, denn er sah, wie der Stoff Wellen warf.
    Eine Hand löst sich von der Sense. Sie wurde an der rechten Seite gekippt und anderes hingestellt. Jetzt berührte sie mit dem Ende des Griffs den Boden. Die Sichel aber wies genau auf den Zuschauer.
    Druck im Magen. Atemnot. Pete Carella hatte so etwas selten oder noch nie erlebt. Das Herz klopfte wahnsinnig stark. Er stand vor einer schicksalhaften Begegnung. Für eine Moment zuckte ihm durch den Kopf, daß er möglicherweise in der Lage war, Träume zu Tatsachen werden zu lassen. Er hatte diese Gestalt real werden lassen.
    Sie bewegte ihre linke Hand.
    Pete blieb im ersten Moment die Luft weg, denn er mußte mit ansehen, daß es keine normale Hand war, die den Schutz des Stoffs verlassen hatte. Eine Klaue. Ein aus Knochen bestehendes Greifwerkzeug, das sich in die Höhe schob und dabei nicht hell wie Gebein schimmerte. Dafür düster, an graue Asche erinnernd.
    Carella staunte. Er wurde mit seiner Angst nicht fertig. Der Druck hinter seinen Augen steigerte sich. Unartikulierte Laute verließen seinen offenen Mund, während sich die starre und trotzdem irgendwie bewegliche Klaue immer mehr dem Kopf und damit der Kapuze näherte, um sie vom Schädel zu zerren.
    Ja, vom Schädel!
    Carella glaubte nicht mehr daran, daß dieser Reiter auch einen normalen Kopf hatte. Das mußte einfach ein…
    Der Gedanke brach ab.
    Die Klaue hatte zugegriffen. Mit einem heftigen Ruck riß sie die Kapuze vom Kopf.
    Pete Carella starrte gegen einen völlig fleischlosen Totenschädel!
    ***
    Er wußte nicht, was er noch denken sollte. Alles war völlig anders geworden. Er war durcheinander, obwohl er auf der Stelle stand und sich nicht
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